Cannstatter Travertin
Der Cannstatter Travertin ist ein Süßwasserkalk.
Entstehung und Zusammensetzung
Der Cannstatter Travertin ist ein mehr oder weniger poröser Kalkstein von heller, meist gelblicher bis brauner Farbe. Der Cannstatter Travertin entstand in den Warmzeiten des Pleistozäns an den Cannstatter bzw. Stuttgarter Mineralquellen. Er überlagert verschieden alte Aufschüttungsterrassen des Neckars. Die Vorkommen sind damit zwischen 500.000 Jahre und 5000 Jahre alt. Wenn die stark kalkhaltigen Mineralwässer aus den unterirdischen Muschelkalkschichten in der Neckaraue an die Oberfläche gelangen, entweicht CO2 und der Kalk fällt aus. Deswegen besteht das Gestein auch nahezu ausschließlich aus Calciumcarbonat. Die schöne warme Gelb- und Braunfärbung entsteht durch geringe Beimengungen des Minerals Limonit.
Technische Eigenschaften und Verwendung
Dieser Travertin ist porös und mit Hohlräumen durchsetzt. Bei seiner Entstehung schloss er Pflanzen und Pflanzenteile ein, die danach abgebaut und zersetzt wurden. Die dabei entstehenden Hohlräume zeigen häufig einen Abdruck der Pflanzenteile. In bruchfrischem Zustand lässt sich dieser Travertin handwerklich einfach bearbeiten, da er weich ist und erst nach und nach aushärtet. Dieser Naturstein kann poliert werden. Die Politur schwindet im Freien aufgrund der derzeit herrschenden sauren Umweltbedingungen. Cannstatter Travertin ist trotz hoher Wasseraufnahme, wenn er gegen das Lager aufgesägt wird, frostfest. Beim Aufsägen oder Einbau mit oder gegen das Lager zeigt Cannstatter Travertin unterschiedliche Dichtigkeit und Farbe. Gegen das Lager eingebaut, ist er heller und poriger und mit dem Lager dunkler und dichter. Seine Eignung als Baustein, für Fassaden, Tür- und Fensterumrahmungen hat sich bewährt. Gehandelt wird er offenporig oder gespachtelt.
Sein Vorkommen befindet sich im Stadtbezirk Bad Cannstatt in Stuttgart. Die Steinbrüche wurden 2007 aufgehoben und das Gelände zum Stuttgarter Travertinpark umgebaut.
Bauwerke
I.G.-Farben-Haus Frankfurt am Main (33.000 m² Fassadenplatten aus Cannstatter Travertin)
Die „Lauster-Säulen“ sollten in der Zeit des Nationalsozialismus in der Reichshauptstadt Berlin monumental verbaut werden
Büro- und Geschäftshaus Mittnachtbau in Stuttgart
Travertinsockel für Henry Moore, Die Liegende (1961) auf dem Vorplatz der Neuen Staatsgalerie Stuttgart
Teil der Außenmauer der Wilhelma in Stuttgart
Siehe auch
Weblinks
- Abbildungen von Cannstatter Travertin in unterschiedlichen Farben
- Landeshauptstadt Stuttgart, Garten-, Friedhofs- und Forstamt: Infos zum Travertinpark (PDF)
Literatur
- Dietmar Reinsch: Natursteinkunde. Eine Einführung für Bauingenieure, Architekten, Denkmalpfleger und Steinmetze, Enke, Stuttgart 1991.
- Johannes Baier: Der Cannstatter Travertin . - In: Aufschluss, 71. Jg., 144–153, 2020.
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Haupteingang des IG-Farben-Hauses/Pölzig-Baus der J.W.Goethe Universität Frankfurt am Main. Die Stahlskulptur am linken Bildrand ist Teil der "Blickachsen" Ausstellung.
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Stuttgart, Neue Staatsgalerie, Henry Moore: Die Liegende, 1961
Mittnachtbau in Stuttgart, Königstr.
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Travertinsäulen Stuttgart
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Eingangsbereich Neue Staatgalerie Stuttgart, 1984. Entwurf des britischen Architekten James Stirling.
Fassade: Kalkstein "Travertin" und Sandstein. Der Kalkstein ist aus dem Steinbruch in Bad Cannstatt-Münster, in welchem mächtige Kalksinterterrassen der letzten Interglaziale aufgeschlossen sind.
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Wilhelma Stuttgart, Außenwand und Vogelvoliere
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Travertin-Steinbruch, Sediment des Neckars im aufgelassenen Steinbruch der „Fa Haas“ in Stuttgart-Münster. Der Abbau wurde nach 1988 aufgegeben.
Dieser Travertin bildete sich im Früh- und Spätglazial der Eiszeiten des Pleistozäns: In den Warmzeiten des Hoßkirch-Komplexes und der Eem-Warmzeit (Beginn der Würm-Eiszeit), sowie in der Nacheiszeit (Holozän) als Ausfällungen aus Quellwassern, die dem Mittleren- und Oberen Muschelkalk entstammen. Diese „Sauerwasserkalke“ (Ausfällungen aus kohlensäurehaltigem, kalkigem Wasser) lagern oft in auffallend feinen Sediment-Schichten. Besonders auffallend sind die Zwischenschichten, die Verwitterungsprodukte wie oxydiertes Eisen enthalten und daher bräunliche Bänder bilden. Die noch vom Löss bedeckten Travertin-Komplexe überlagern alte Terrassen des Neckars aus Schotterkörpern und Hochflutlehm. Die Travertin-Komplexe im Stuttgarter Raum sind bis zu 30 m mächtig.
Cannstatter Travertin (gegen das Lager aufgesägt/poliert)
Autor/Urheber: Ustill, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Travertin, gesägter Block (ca. 1x1x2m) aus dem Sediment des Neckars im aufgelassenen Steinbruch der „Fa Haas“ in Stuttgart-Münster.
Dieser Travertin bildete sich im Früh- und Spätglazial der Eiszeiten des Pleistozäns: In den Warmzeiten der Riß-Eiszeit (Hoßkirch-Komplexes), der Eem-Warmzeit (Beginn der Würm-Eiszeit), sowie in der Nacheiszeit (Holozän) aus Quellwassern, die dem verkarsteten Mittleren- und Oberen Muschelkalk entstammen. Diese „Sauerwasserkalke“ sind Ausfällungen aus kohlensäurehaltigem, kalkigem Wasser. Sie lagern oft in auffallend feinen Sediment-Schichten. Besonders auffallend sind die Zwischenschichten, die Verwitterungsprodukte enthalten und daher – wie etwa durch Beimengungen von oxydiertem Eisen - bräunliche Bänder bilden. Die noch vom Löss bedeckten Travertin-Komplexe überlagern alte Terrassen des Neckars aus Schotterkörpern und Hochflutlehm. Die Travertin-Komplexe im Stuttgarter Raum sind bis zu 30 m mächtig.
Autor/Urheber: Gerd Leibrock, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Arkadenhof (Paradies) der katholischen St. Fideliskirche in Stuttgart. Links: Arkadengang, mitte: Pfarrhaus mit Blendarkaden, rechts: Hauptportal der Westfassade.