Cannes

Cannes
Cannes (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionProvence-Alpes-Côte d’Azur
Département (Nr.)Alpes-Maritimes (06)
ArrondissementGrasse
KantonCannes-1
Cannes-2
GemeindeverbandCannes Pays de Lérins
Koordinaten43° 33′ N, 7° 1′ O
Höhe0–260 m
Fläche19,62 km²
BürgermeisterDavid Lisnard (LR)
Einwohner73.255 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte3.734 Einw./km²
Postleitzahl06400
INSEE-Code
Websitecannes.com
Logo der Stadt Cannes

Cannes [kan] (okzitanisch Canas, von lateinisch canna ‚Schilf‘) ist eine französische Gemeinde mit 73.255 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) an der Mittelmeerküste (Côte d’Azur) im Département Alpes-Maritimes in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Geografie

Cannes liegt am Mittelmeer. Im Hinterland liegen nordöstlich die Ausläufer der Seealpen. Westlich der Stadt erstreckt sich das Esterel-Gebirge mit der Steilküste aus rotem Porphyr.

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Blick über Cannes
Hôtel de ville (Rathaus) von Cannes
Blick auf La Castre
(c) M.Strīķis, CC BY-SA 3.0
Strand von Cannes (Plage de la Croisette)
Villenviertel Californie Pézou oberhalb der Innenstadt
Cannes vom Meer aus gesehen

Klima

Cannes genießt ein mediterranes Klima mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchten Wintern. Der Mistral weht gelegentlich, obwohl die Region durch das Esterelmassiv geschützt wird. Häufiger ausgesetzt ist Cannes dem Levante und dem Scirocco, die jedoch selten lange anhalten. Die mittleren Höchsttemperaturen unterscheiden sich kaum von denen Nizzas. Allerdings sind die mittleren Tiefsttemperaturen das ganze Jahr über etwa zwei Grad niedriger. Die Niederschlagsverteilung ist typisch mediterran mit hohen Niederschlägen in den Wintermonaten und geringen in den Sommermonaten.


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Cannes
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Temperatur (°C)7,98,610,112,515,819,322,122,119,716,111,68,814,6
Mittl. Tagesmax. (°C)12,613,214,817,120,223,626,726,924,320,816,313,719,2
Mittl. Tagesmin. (°C)3,24,05,58,011,414,917,417,415,111,47,04,010
Niederschlag (mm)88,792,374,669,350,340,216,736,061,8121,2117,389,4Σ857,8
Sonnenstunden (h/d)4,85,36,67,68,49,410,011,510,78,06,74,77,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
12,6
3,2
13,2
4,0
14,8
5,5
17,1
8,0
20,2
11,4
23,6
14,9
26,7
17,4
26,9
17,4
24,3
15,1
20,8
11,4
16,3
7,0
13,7
4,0
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez

Geschichte

Vom Mittelalter bis in das frühe 19. Jahrhundert war Cannes ein Fischerdorf. In den 1830er-Jahren kamen französische und ausländische Adelige in die Gegend und bauten Ferienhäuser. Ein regelmäßiger Wintergast[1] war Friedrich Nietzsche.

Im Zweiten Weltkrieg musste die Villa Monfleury[2] der Gestapo als Hauptquartier dienen. Acht Résistance-Kämpfer wurden dort am 15. August 1944 von Nazis und von Kollaborateuren ermordet. Unweit von Cannes landete am 15. August 1944 die alliierte Operation Dragoon.[3] Ein bekannter Kollaborateur aus Cannes war Paul Malaguti (1927–1996), ein Mitgründer des Front national.[2]

Andere historische Daten:

Bis heute gilt die Stadt als „Treffpunkt der Reichen und Schönen“ und hat sich einen mondänen Charakter erhalten.

Bevölkerungsentwicklung

Anzahl Einwohner
(Quelle: Cassini und INSEE)
Jahr19621968197519821990199920062016
Einwohner58.07967.15270.52772.25968.67667.30470.61074.152

Sehenswürdigkeiten

Inmitten des Badeortes Cannes befindet sich die Flaniermeile Boulevard de la Croisette. Die Croisette wurde im Jahre 1850 nach dem Vorbild der Promenade des Anglais in Nizza angelegt. Der Boulevard hat eine Länge von zwei Kilometern und endet im Osten am Pointe Croisette, von wo aus man einen Blick über die gesamte Promenade hinweg auf das Festspielhaus hat. Läden, Boutiquen, Restaurants und Bars wechseln sich ab. Auch drei Casinos und der Palais des Festivals et des Congrès, in dem das Internationale Filmfestival stattfindet, befinden sich hier. Viele der größeren Hotelketten führen ein Hotel an der Croisette, darunter InterContinental (Carlton), Hilton und Mercure.

An der Promenade befinden sich kleine Parks, die Promenade selbst ist von Palmen gesäumt. Direkt unterhalb befindet sich die Plage de la Croisette, ein breiter Sandstrand. Als Frankreichs größter innerstädtischer Park gilt der Friedhof von Cannes, der Cimetière du Grand Jas, auf dem unter anderem bekannte Persönlichkeiten wie Martine Carol, Klaus Mann oder Lily Pons bestattet wurden.

Südlich der Stadt gut sichtbar vom Strand liegt die Inselgruppe Îles de Lérins: Sainte-Marguerite (4,6 Kilometer) und Saint-Honorat (5,7 Kilometer) – beide sind mit einer öffentlichen Fähre zu erreichen – sowie Île Saint de la Tradeliere und Saint-Ferréol, beide sind unbewohnt.[4]

Die Kirche Notre-Dame-de-Bon-Voyage wurde 1869 und die Kirche Notre-Dame-d’Espérance 1641 errichtet.

Die Synagoge wurde 1952 errichtet.

Regelmäßige Veranstaltungen

Hafen von Cannes mit dem Palais des Festivals et des Congrès von La Castre aus betrachtet

Besonders bekannt ist Cannes durch die jährlich im Mai stattfindenden Internationalen Filmfestspiele. Auch das jährliche Werbefestival Cannes Lions International Advertising Festival ist international renommiert. Seit 1987 findet dort im Februar/März das Festival International des Jeux, das Internationale Spiele-Festival statt, bei dem 2012 an drei Tagen 150.000 Besucher waren.

Seit 1967 findet jährlich die Bootsmesse Cannes Yachting Festival statt.[5][6]

Von 1996 bis 2005 fand in Cannes die zweitwichtigste Mobilfunkmesse Europas neben der Cebit statt, der 3GSM World Congress.

Jährlich findet im März die MIPIM, die weltgrößte Gewerbeimmobilien- und Betriebsansiedlungsmesse, und im November die MAPIC, eine Handelsimmobilienmesse, im Palais des Festivals statt. Veranstalter ist Reed MIDEM, sie dauert vier Tage.

Im Sommer findet auch in der Bucht von Cannes alljährlich ein Feuerwerkswettbewerb (festival d’art pyrotechnique) statt – ein internationaler Wettstreit mit vielen Besuchern, die dieses Ereignis am Strand oder von Yachten aus bestaunen können.

Ferner findet hier die Musikmesse Midem und das Kindertheaterfestival P'tits Cannes à You statt.

Museen

Das Musée des explorations du monde (früher Musée de la Castre) befindet sich im mittelalterlichen Schloss auf einer Anhöhe in der Altstadt le Suquet. Es zeigt primitive Kunst, Kunstwerke des Mittelmeerraums, Musikinstrumente aus aller Welt sowie Landschaftsgemälde der Provence aus dem 19. Jahrhundert. Von seinem quadratischen Turm aus dem 12. Jahrhundert bietet sich ein 360-Grad-Panoramablick über die Stadt und seine Umgebung.[7] Auf der Insel Sainte-Marguerite befindet sich im Fort Royal ein Museum für Meeresarchäologie.

Verkehr

Busbahnhof (Gare des Autobus)

Cannes hat einen Bahnhof mit direkter TGV-Verbindung nach Paris (rund fünfeinhalb Stunden); die Stadt ist über die Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia und die Bahnstrecke Cannes–Grasse an das Bahnnetz der SNCF angeschlossen. Es sind somit unter anderem die Orte Antibes, Nizza und Monaco erreichbar. Die Strecke nach Ventimiglia (Italien) führt direkt am Meer entlang. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Bahnhof von Cannes Ziel einiger Luxuszüge wie dem Riviera-Express oder Wien-Nizza-Cannes-Express. Bis 2007 wurde der Bahnhof vom seit 1883 verkehrenden Train Bleu bedient, dem über viele Jahre wichtigsten Nachtzug zwischen Paris und der Riviera.

Den öffentlichen Busverkehr in Cannes sowie den Orten Le Cannet und Mandelieu-la-Napoule betreibt Bus Azur. Die Überlandbusse der Rapides Côte d’Azur verbinden Cannes mit Nizza und Grasse.

Der Flugplatz Cannes-Mandelieu liegt westlich der Stadt und kann wegen der hügeligen Umgebung nur von Flugzeugen etwa bis zur Größe einer ATR 72 angeflogen werden. Bis zum Zweiten Weltkrieg war er der einzige Flughafen an der Côte d’Azur.[8]

Wirtschaft

Der Tourismus ist für die Stadt ein wichtiger Wirtschaftszweig. Cannes empfängt jährlich rund drei Millionen Besucher. Davon nächtigen zwei Millionen Besucher in Cannes und eine Million Besucher sind Tagestouristen.[9] Die Stadt bietet 130 Hotels mit 8000 Zimmern. Cannes steht in Frankreich als Geschäftsreiseziel an zweiter Stelle nach Paris. Cannes wartet unter anderem mit drei Spielcasinos, 500 Restaurants und Cafés, 30 Loungeclubs und Diskotheken sowie 30 Privatstränden auf.

Weitere bedeutende Wirtschaftszweige sind der Handel und die aeronautische Industrie, die es hier seit 1929 gibt. Im Centre spatial de Cannes-Mandelieu sind am Standort Cannes rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Vom Unternehmen Thales Alenia Space werden dort Satelliten hergestellt.[10][11]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Maria Immaculata Cristina Pia Isabella von Neapel-Sizilien (1874–1947), Prinzessin des Königreichs beider Sizilien
  • Jean Gougoltz (1875–1917), Schweizer Radrennfahrer
  • Maria Christina von Bourbon-Sizilien (1877–1947), Tochter von Alfonso Maria und Maria Antonietta di Borbone
  • Charles Isaac Ginner (1878–1952), französisch-britischer Maler
  • Alain Campbell White (1880–1951), US-amerikanischer Schachkomponist und Botaniker
  • Aimé Vassiaux (1890–1967), französischer Autorennfahrer
  • Robert Ramillon (1909–?), Tennisspieler
  • Gaspard Rinaldi (1909–1978), Profi-Radsportler
  • Anne Spoerry (1918–1999), französisch-kenianische Ärztin und Pilotin
  • Gisèle Pascal (1921–2007), Schauspielerin
  • Gérard Philipe (1922–1959), Theater- und Filmschauspieler
  • Paul Revel (1922–1983), Maler und Kupferstecher
  • Víctor Merenda (1923–1968), Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler
  • René Saorgin (1928–2015), Organist
  • Claude Bolling (1930–2020), Jazzmusiker (Klavier), Komponist und Musikproduzent
  • Jean Ricardou (1932–2016), Schriftsteller und Texttheoretiker
  • Pilar de Borbón (1936–2020), Infantin von Spanien und Herzogin von Badajoz
  • Jean Sobieski (* 1937), Schauspieler und Maler
  • Emmanuel Hocquard (1940–2019), Poet und Redakteur
  • François Léotard (1942–2023), Politiker
  • Jean-Jacques Kantorow (* 1945), Geiger und Dirigent
  • Bob Telson (* 1949), US-amerikanischer Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger
  • Max Delys (1951–1993), Schauspieler
  • Olivier Winterstein (1951–2004), Musikwissenschaftler und Orchesterintendant
  • Norbert Turini (* 1954), römisch-katholischer Erzbischof von Montpellier
  • Brigitte Aubert (* 1956), Schriftstellerin
  • Paolo Barzman (* 1957), französisch-US-amerikanischer Regisseur
  • Michel Dussuyer (* 1959), Fußballtorhüter und -trainer
  • Catherine Guillouard (* 1965), Unternehmensleiterin
  • François Smesny (* 1968), Schauspieler
  • Yann Bonato (* 1972), Basketballspieler
  • Johan Micoud (* 1973), Fußballspieler
  • Sébastien Vieilledent (* 1976), Olympiasieger im Rudern
  • Jean-René Lisnard (* 1979), monegassischer Tennisspieler
  • Karina Testa (* 1981), Schauspielerin
  • Hamed Namouchi (* 1984), Fußballspieler
  • Julien Gaspar-Oliveri (* 1985), Film-, Theaterschauspieler und Regisseur
  • Sarah Bouhaddi (* 1986), Fußballspielerin
  • William Accambray (* 1988), Handballspieler
  • Anthony Modeste (* 1988), Fußballspieler
  • Victor Dubuisson (* 1990), Profigolfer der European Tour
  • Johann Zarco (* 1990), Motorradrennfahrer
  • Romain Arneodo (* 1992), monegassischer Tennisspieler
  • Norman Nato (* 1992), Automobilrennfahrer
  • Brandon Maïsano (* 1993), Automobilrennfahrer
  • Dylan Bronn (* 1995), Fußballspieler
  • Philéas Pasqualini (* 1995), American-Football-Spieler
  • Lenny Martinez (* 2003), Radrennfahrer

Andere Persönlichkeiten

Folgende Personen haben in Cannes gelebt:

Partnerstädte

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes des Alpes-Maritimes. Flohic Editions, Band 1, Paris 2000, ISBN 2-84234-071-X, S. 221–246.
  • Jens Rosteck: Gebrauchsanweisung für Nizza und die Côte d’Azur. Piper-Verlag, München 2007, 2010, 2013, ISBN 978-3-492-27554-5 (Literarisch-kulturgeschichtliches Porträt der Region einschließlich Kapitel über Cannes.)
  • Ralf Nestmeyer: Provence und Côte d’Azur: Literarische Reisebilder aus dem Midi. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93654-8.
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Einzelnachweise

  1. Christoph Helferich: Geschichte der Philosophie: von den Anfängen bis zur Gegenwart und Östliches Denken. 7. Auflage. Nr. 30706. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009, ISBN 978-3-423-30706-2, S. 348.
  2. a b François Broche: La cavale des collabos. Nouveau Monde éditions, Paris 2023, ISBN 978-2-38094-444-0, S. 324 f.
  3. Olivier Wieviorka, Cyriac Allard: Le Débarquement : Son histoire par l’infographie. Éditions du Seuil, Paris 2023, ISBN 978-2-02-154215-8, S. 164 f.
  4. Die Lérins-Inseln an der Côte d’Azur (Memento desOriginals vom 9. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.france.fr France.fr, abgerufen am 9. August 2017.
  5. Cannes Yachting Festival feiert 40. Geburtstag. In: www2.best-boats24.net. 17. September 2017, abgerufen am 27. Januar 2024.
  6. Redaktion: Messe-Vorschau: Die wichtigsten Neuheiten auf dem Cannes Yachting Festival. In: boote-magazin.de. 12. September 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  7. Le musée de la Castre (Memento desOriginals vom 9. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cannes.com Site officiel de la ville de Cannes, abgerufen am 9. August 2017.
  8. History | Aéroport Cannes Mandelieu. Abgerufen am 16. Juli 2023.
  9. Cannes en chiffres. In: cannes.com. Stadt Cannes, archiviert vom Original am 22. Januar 2018; abgerufen am 5. Juni 2023 (französisch).
  10. cannes.com:Thales Alenia Space (Memento vom 28. Juni 2018 im Internet Archive) (französisch)
  11. Insee Abgerufen am 10. August 2017.

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