Candida (Pilze)

Candida

Verschiedene Candida-Arten auf Agarplatte

Systematik
Abteilung:Schlauchpilze (Ascomycota)
Unterabteilung:Saccharomycotina
Klasse:Saccharomycetes
Ordnung:Echte Hefen (Saccharomycetales)
Familie:incertae sedis
Gattung:Candida
Wissenschaftlicher Name
Candida
Berkhout

Candida ist eine Gattung der Pilze, deren Vertreter hefeartig wachsen: Sie bilden rundliche bis eiförmige einzelne Zellen, die sich durch Knospung (Sprossung) vermehren (Sprosspilze, „Hefepilze“). Das bedeutet, neue Zellen werden durch Auswachsen und Abschnüren von Tochterzellen, sogenannter "Blastoconidien", von einer Mutterzelle gebildet. Charakteristisch für die Gattung Candida ist, dass je nach Umweltbedingungen die durch Knospung entstandenen Tochterzellen kurz bleiben oder aber zu langen Zellen auswachsen. In der Regel werden bei höheren Sauerstoffkonzentrationen nur kurze hefeartige Zellen gebildet, bei niedrigen Sauerstoffkonzentrationen auch längere hyphenartige Zellen. Durch mehrfache Knospung einer Mutterzelle werden so einerseits Fäden (Hyphen) gebildet, die sich an den Zellgrenzen verzweigen, so dass ein mycelartiges Gebilde entsteht, ein sogenanntes Pseudomycel. Andererseits werden an den Enden der hyphenartigen Zellen teils neben einer weiteren langen hyphenartigen Zelle auch noch mehrere rundliche bis ovale, also hefeartige Zellen gebildet. Candida-Arten bilden keine Sporen, sie sind "asporogen".

Arten

Zur Gattung Candida gehören etwa 150 Arten. Candida-Arten wachsen im Labor als große, runde, weiße oder cremefarbene (albicans bedeutet „weißlich“) Kolonie auf Agarplatten.

Einige Candida-Arten sind als Symbionten ein normaler Bestandteil der Darmflora von Wirbeltieren und Insekten.[1] Einige Arten sind krankheitserregend (pathogen), sie sind Erreger von Mykosen bei Menschen und Tieren, hier als Candidosen bezeichnet. Besonders trifft dies auf die Art Candida albicans zu. Candidosen werden mit Antimykotika behandelt.

Die bedeutendste Art der Gattung Candida ist Candida albicans, eine weitere Candida-Spezies ist Candida dubliniensis, die in einigen Fällen opportunistische Infektionskrankheiten bei HIV-positiven Patienten verursacht.[2]

Harmlose Candida

Mehrere Arten sind potentielle Krankheitserreger (pathogene Candida, „Hefen“[7]):[8]

  • Candida albicans (C.P.Robin) Berkhout
  • Candida auris – 2009 im Ohr einer Japanerin nachgewiesen, 2018 erstmals in Österreich, resistent gegen viele Antimykotika, gefährlich[9]
  • Candida blankii
  • Candida stellatoidea[10]
  • Candida dubliniensis Sullivan u. a.
  • Candida famata[11]
  • Candida glabrata (H.W.Anderson) S.A.Mey. & Yarrow
  • Candida guilliermondii

Eine Art wird als Fungizid gegen Fruchtfäule eingesetzt:

  • Candida oleophila[12]

Candida als Krankheitserreger beim Menschen

Von der großen Zahl der Candida-Arten tritt nur eine begrenzte Anzahl als Krankheitserreger beim Menschen in Erscheinung. Diese sind fakultative oder opportunistische Krankheitserreger, d. h. das entsprechende Krankheitsbild einer Infektion kann sich nur bei Vorhandensein bestimmter krankheitsbegünstigender Umstände entwickeln. Meistens handelt es sich um Patienten mit geschwächter Immunabwehr, z. B. Patienten mit Erkrankungen des blutbildenden Systems, Patienten unter Chemotherapie oder dauerhafter Cortisontherapie, unbehandelte HIV-Patienten oder Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus. Auch eine dauerhafte antibakterielle Antibiotikatherapie kann das Heranwachsen von Candida-Pilzen begünstigen.[13]

Der häufigste Erreger ist Candida albicans und alle anderen werden auch unter dem Überbegriff „Non-albicans-Candida-Arten“ zusammengefasst. Hierzu zählen hauptsächlich Candida tropicalis, Candida glabrata, Candida parapsilosis und Candida krusei, seltener Candida guilliermondii, Candida dubliniensis, Candida sake, Candida rugosa, Candida stellatoidea, Candida famata, Candida norvegensis, Candida inconspicua, Candida pelliculosa, Candida lipolytica, Candida pulcherrima, Candida intermedia, Candida curvata, Candida fermentati, Candida viswanathii, Candida zeylanoides, Candida auris.[13]

Invasive Candida-Infektionen entstehen in der Regel als endogene Infektionen, bei bereits bestehender Kolonisation der normalen Haut oder Schleimhaut. Im Rahmen medizinischer Behandlungen können sie auch durch exogene Infektion, z. B. über zentralvenöse Katheter, entstehen.[13]

Weblinks

Commons: Candida (Pilz) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S. O. Suh, N. H. Nguyen, M. Blackwell: Yeasts isolated from plant-associated beetles and other insects: seven novel Candida species near Candida albicans. In: FEMS Yeast Res. Band 8, Nr. 1, Februar 2008, S. 88–102, PMID 17986254.
  2. D. J. Sullivan, T. J. Westerneng, K. A. Haynes, D. E. Bennett, D. C. Coleman: Candida dubliniensis sp. nov.: phenotypic and molecular characterization of a novel species associated with oral candidosis in HIV-infected individuals. In: Microbiology. Band 141, Nr. 3, Februar 1995, S. 1507–1521, PMID 7551019.
  3. Candida robusta im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
  4. Uniprot: Taxonomy - Candida boidinii (Yeast), abgerufen am 24. Juli 2016
  5. CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre: Yeasts species – Candida boidinii (Memento desOriginals vom 24. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cbs.knaw.nl, abgerufen am 24. Juli 2016
  6. Y. Sakai, T. K. Goh, and Y. Tani: High-frequency transformation of a methylotrophic yeast, Candida boidinii, with autonomously replicating plasmids which are also functional in Saccharomyces cerevisiae. In: Journal of Bacteriology. Band 175, Nr. 11, Juni 1993, S. 3556–3562, PMC 204756 (freier Volltext).
  7. Werner Heinz: Infektionen durch Pilze. In: Marianne Abele-Horn (Hrsg.): Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 269–287, hier: S. 273.
  8. p-e-g.org (Memento desOriginals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.p-e-g.org Non_Albicans
  9. Steirer mit „japanischem“ Hefepilz infiziert orf.at, 5. Juni 2018, abgerufen 5. Juni 2018.
  10. medical-dictionary.thefreedictionary.com Medical Dictionary
  11. laborlexikon.de
  12. M. Mari, P. Bertolini, G. C. Pratella: Non-conventional methods for the control of post-harvest pear diseases. In: J Appl Microbiol. Band 94, Nr. 5, 2003, S. 761–7666, PMID 12694440 (englisch).
  13. a b c Andreas H. Groll, Dieter Buchheidt, Werner Heinz, Romuald Bellmann, Oliver Cornely, Rainer Höhl, Martin Hönigl, Stefan Kluge, Oliver Kurzai, Cornelia Lass-Flörl, Thomas Lehrnbecher, Christoph Lichtenstern, Werner Mendling, Peter-Michael Rath, Volker Rickerts, Stefan Schwartz, Birgit Willinger, Markus Ruhnke: S1 Leitlinie Diagnose und Therapie von Candida Infektionen: Gemeinsame Empfehlungen der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Hrsg.: Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, AWMF-Register Nr. 082/005. Juli 2020 (awmf.org [PDF]).

Auf dieser Seite verwendete Medien