Campanile

Campanile am Markusdom in Venedig

Ein Campanile (abgeleitet von italienisch campana, zu dt.Glocke“), auch Kampanile, ist ein neben einem Kirchengebäude ohne bauliche Verbindung zu diesem freistehender Glockenturm.[1] In Italien und Litauen ist die freistehende Anordnung des Kirchturms relativ verbreitet, wobei das Wort Campanile auf Italienisch – anders als im Deutschen – auch nicht frei stehende Glockentürme bezeichnen kann.[2]

Geschichte

Freistehende Glockentürme kamen besonders in Italien seit dem 6. Jahrhundert bis in die Renaissance vor. Im deutschen Sprachraum erschien er erstmalig auf dem St. Galler Klosterplan um 830. Man findet in Deutschland das Motiv des Campanile bei mittelalterlichen Kirchen jedoch heute nur vereinzelt. Das Motiv des Campanile wurde später erst wieder im modernen Kirchenbau wiederaufgenommen.[3]

Als bekanntester Campanile gilt der Schiefe Turm von Pisa. Bekannt sind weiter der Campanile von Venedig (Markusturm) und Giottos Campanile des Florentiner Doms sowie der Campanile der Kathedrale Sankt Stanislaus in Vilnius. In Budweis ist der Schwarze Turm ein gutes Beispiel für einen Campanile in Böhmen, der von italienischen Architekten im 16. Jahrhundert erbaut wurde.

In Deutschland ist bei Neubauten der Nachkriegszeit (Nachkriegsmoderne) oft die freistehende Anordnung anzutreffen, manchmal dadurch bedingt, dass der Turm aus Kostengründen erst später hinzugefügt wurde. Zuvor war es in Deutschland üblich, den Glockenturm an das Kirchengebäude zu bauen oder ihn zu integrieren. Es gab nur sehr wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel die Kirchen des Reinhold Persius und der Rote Turm in Halle (Saale), der von der Mariengemeinde errichtet wurde und die vier Türme der Marktkirche ergänzt. Außerdem findet man in Deutschland besondere Formen des Campanile, die durch historische Ereignisse zustande kamen. Beispiel hierfür ist der Schwäbisch Gmünder Glockenturm, der nach Einsturz der Türme des Heilig-Kreuz-Münsters 1497 in einem Wohnturm neben dem Kirchengebäude errichtet wurde. Der freistehende Kirchturm ist ebenfalls im Ammerland anzutreffen, etwa in Zwischenahn oder in Rastede.

In Bonn ist der freistehende Turm der Kirche St. Franziskus Namensgeber für das jugendpastorale Zentrum Campanile – junge katholische Kirche in Bonn, allerdings mit der Besonderheit, dass sich im Turm keine Glocken befinden.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Katherine Jansen, Joanna Drell, Frances Andrews: Medieval Italy: Texts in Translation. Pennsylvania Press, Philadelphia 2009, ISBN 9780812220582, S. 223.
  • Joann Jovinelly, Jason Netelkos: The Crafts and Culture of a Medieval Cathedral. The Rosen Publishing Group Inc., New York 2006, ISBN 9781404207585, S. 8.
  • Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 26. Dezember 2023), S. 261, „Kampanile“.

Einzelnachweise

  1. Der Große Brockhaus in 12 Bänden. 18. völlig neubearbeitete Auflage. Wiesbaden 1978.
  2. Campanile, enciclopedia Treccani.
  3. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 26. Dezember 2023), S. 261, „Kampanile“.
  4. kja-bonn.de: Stadt- und Kreisjugendseelsorge: Campanile. (Memento desOriginals vom 18. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kja-bonn.de
Wiktionary: Campanile – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Bezeichnung: Prot. Marktkirche
Lage: Marktstraße
Hausnummer: 16/18
Ort: Bad Bergzabern, Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz, Bundesrepublik Deutschland
Bauzeit: 1321–36
Beschreibung: Vielfach veränderter, im Kern mittelalterlicher Bau.

Separater Glockenturm, im Unterbau Stadtmauerturm, 14. Jahrhundert, Barockhaube 1772.
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Südostansicht der Stadtpfarrkirche hl. Leonhard in der steiermärkischen Bezirkshauptstadt Feldbach.
Die einschiffige Kirche mit einem sechsjochigen Langhaus wurde von 1898 bis 1900 nach den Plänen des Architekten Hans (Johann) Pascher (1858–1942) im Stil der Renaissance errichtet (Einweihung am 15. Oktober 1900), wobei ein Teil der Vorgängerkirche miteinbezogen wurde. Dieser Teil wurde nach schwerer Beschädigung 1945 zur Kriegergedächtnisstätte umgestaltet. Auch der Oberteil des ursprünglichen Turmes wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Von 1961 bis 1964 wurde ein freistehender Glockenturm (Campanile) mit einer Gesamthöhe von 72 m nach den Plänen des Architekten Eberhard Jäger aus Graz errichtet. Die markante Bemalung aus dem Jahr 1987 wurde von Jugendlichen der Pfarre nach einem Entwurf des Grazer Künstlers Gustav Troger (* 1951) realisiert. Die über 2000 Farbfelder symbolisieren „Brüderlichkeit“ auf engstem Raum. Da gibt es keines, das ausgestoßen wird, keines, das mehr wert ist als das andere. Jedes ist für das Ganze notwendig: [1].
Die Kirche wurde zum 100-Jahr-Jubiläum renoviert und erhielt in diesem Zuge wieder seine originale Farbgebung. Der Turm wurde 2017 um rd. 150.000 Euro saniert und die ausgebleichten Farben erneuert: [2].
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