Camp Ashcan

Camp Ashcan (im amerikanischen Englisch: Aschekasten, Ascheeimer) war der Codename eines geheim gehaltenen Gefangenenlagers der Alliierten unter US-amerikanischer Führung (offiziell: Central Continental Prisoner of War Enclosure No. 32) zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Es war im Palace Hotel in Bad Mondorf, Luxemburg eingerichtet. Hier wurden zwischen Mai und September 1945 fast alle bis dahin gefangenen deutschen Nazigrößen und hochrangige Militärs festgehalten und verhört, bevor sie nach Nürnberg vor den Internationalen Militärgerichtshof zum Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher gebracht wurden.[1]

Hochrangige nationalsozialistische Funktionsträger und Militärs im US-Gefangenenlager Camp Ashcan in Bad Mondorf (Luxemburg). Link zur Bildlegende in der luxemburgischen Wikipedia
Palace Hotel

Unter den 86 Gefangenen war der Großteil der Angeklagten des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses:

sowie u. a.

Im Großraum Frankfurt am Main gab es zur gleichen Zeit zwei Lager mit ähnlichen Funktionen:

Im Camp Ashcan waren die Gefangenen im 3. und 4. Stock untergebracht, das 2. Stockwerk war leer, die Amerikaner richteten sich im Erdgeschoss ein. Die Gefangenen konnten sich frei bewegen, durften sogar in den Park (der natürlich mit Stacheldraht und Wachposten gesichert war) und sich untereinander frei unterhalten. Dies hatte den Zweck, dass die Häftlinge in den Verhören gesprächiger werden sollten.

Fünf amerikanische Intelligence Officers bekamen regelmäßig Fragebögen der United Nations War Crimes Commission zugeschickt, mit denen sie die Inhaftierten ausfragen sollten. Einer der Verhörer war John Ernest Dolibois gebürtig aus Luxemburg-Stadt, der später Botschafter der Vereinigten Staaten in Luxemburg werden sollte. Er war als „Welfare Officer“ eingeteilt, der sich um das Wohlergehen der hohen Gefangenen kümmern sollte. Dies ermöglichte ihm, wertvolle Informationen und Zeugenaussagen zu sammeln.

Ganz geheim konnten die Amerikaner dann doch nicht halten, was sich hinter dem Stacheldraht abspielte: Mondorfer Zeitzeugen gaben an, als Kinder in den großen Ferien dort umhergeschlichen zu sein, um „die Göringe zu beobachten“.

Am 10. August 1945 wurden die Häftlinge nach Nürnberg gebracht und das Camp Ashcan wurde (im September 1945?) aufgelöst. Einige Jahrzehnte lang diente das Gebäude noch als Hotel, bevor es 1988 abgerissen wurde, um Platz für das moderne Thermalbad zu machen.

Die Militärpolizeieinheit, die danach auch in Nürnberg Dienst tat (6850th Internal Security Detachment), stand unter dem Kommando von Oberst Burton C. Andrus.

Literatur

  • John Kenneth Galbraith: Life vom 22. Okt. 1945, S. 15–24
  • Wassili Stepanowitsch Christoforow u. a. (Hrsg.): Verhört. Die Befragungen deutscher Generale und Offiziere durch die sowjetischen Geheimdienste 1945–1952 (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau. Band 6). De Gruyter, Berlin/Boston 2015, ISBN 978-3-11-041604-6, Kap. 1: Verhöre im Camp Ashcan in Bad Mondorf (Luxemburg), S. 47–144 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Walter Hasenclever: Ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen. Erinnerungen. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1975, ISBN 3-462-01074-3.
  • Heinrich Kreft: Das geheime US-Gefangenenlager „ASHCAN“ für die NS-Elite 1945 in Luxemburg. In: ÖMZ. Österreichische Militärische Zeitschrift. Bd. 60 (2022), Heft 6, S. 709–717.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel über die Erlebnisse von John E. Dolibois im Camp Ashcan: 'The Class of 1945' Seiten 7 bis 16
  2. Ernst Piper: Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe, 2005, Seite 621

Koordinaten: 49° 30′ 18″ N, 6° 16′ 48″ O

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Palace Hotel, Mondorf-les-Bains.JPG
The Palace Hotel of Mondorf-les-Bains, Luxembourg, which was the site of the Allied POW camp "Ashcan" in 1945.
Camp Ashcan prisoners.jpg
The "Class of 45"; the prisoners of Central Continental Prisoner of War Enclosure No. 32, code-named Ashcan, an Allied prisoner-of-war camp in the Palace Hotel of Mondorf-les-Bains, Luxembourg, housing the leading Nazi prisoners of war. At the center of the bottom row, Hermann Göring. Identification of the prisoners in the Luxembourgian Wikipedia.