Caligari Filmpreis

Mit dem Caligari Filmpreis wird seit 1986 jährlich ein Film aus dem Programm des Forums der Berlinale ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2024 vom Bundesverband kommunale Filmarbeit und der Streamingplattform filmfriend gestiftet.[1] Namensgeber ist der deutsche Filmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari.

Initiator des Preises ist Heiner Roß (* 1942), von 1963 bis 1979 Geschäftsführer des damaligen Vereins Freunde der Deutschen Kinemathek in Berlin und von 1979 bis 2006 Leiter des Kommunalen Kinos Metropolis Kino in Hamburg. Der Preis zeichnet einen thematisch und stilistisch innovativen Film des Internationalen Forum des Jungen Films (seit 2006 als Berlinale Forum eine Sektion der Filmfestspiele) aus.

Internationales Forum des Jungen Films

Das Forum wurde als eigenständiges Filmfestival gegründet, das seit 1971 parallel zur Berlinale stattfindet. Es wird heute als „Berlinale Forum“ vom Arsenal (Filminstitut) in eigener Verantwortung veranstaltet. In ihm wird der Film „als künstlerische Ausdrucksform gegen Grenzziehungen und Kategorisierungen verteidigt“. Es geht ihm darum, das „Kino als Experimentierfeld zu behaupten und Entwicklungen zu stärken, die eine größere Öffentlichkeit erst noch finden müssen“. Die Bezeichnung „des Jungen Films“ ist heute im Sinne „des Neuen Films“ zu verstehen, in den Gründungsjahren, die mindestens bis 1986 gingen auch als „jung geblieben“ gedacht. Die englische Bezeichnung für das Forum lautet dementsprechend heute The International Forum of New Cinema.

Das Forum vergibt selbst keine Preise, jedoch werden fünf Preise (Stand 2009) von fünf unabhängigen Jurys an Filme des Forum-Programms vergeben. Als unabhängig gelten Jurys, die ihre Preise im Namen externer, vom Festival unabhängiger Organisationen und Institutionen vergeben. Der Caligari Filmpreis gilt als der renommierteste dieser Preise Unabhängiger Jurys.

Jury

Die dreiköpfige Jury setzt sich aus zwei Vertretern des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit sowie einem Vertreter von filmfriend zusammen.

Preis

Der Preis besteht aus einer Statuette, handgefertigt aus schwarzem Schiefer, und einer Prämie von 4.000 Euro (Stand 2010). Das Preisgeld ging bis 2009 je zur Hälfte an den/die Regisseur und den zukünftigen Verleih des Preisträgerfilms. Seit 2010 wird die Prämie dazu verwendet, den Regisseur einzuladen, um mit dem prämierten Film auf Tournee durch ausgewählte Kommunale Kinos (KoKi) zu gehen. Die Statuette wurde von der Kölner Bildhauerin Gesina Liebe (* 1948 in Göttingen) entworfen, die diese jährlich gestaltet und die von der Verlagsgruppe Rheinischer Merkur finanziert wird.[2] Die Preisverleihung findet jeweils am letzten Freitag des Festivals statt.

Preisträger

Aufgeführt ist jeweils das Jahr, in dem die Preisverleihung stattfand.

1995 gab es zwei Preisträger.

JahrTitelDeutscher VerleihtitelDeutscher VerleihRegieLand
2024ShahidNarges KalhorDeutschland
2023De FactoSixpackfilmSelma DoboracÖsterreich / Deutschland
2022Geographies of Solitudearsenal distributionJacquelyn MillsKanada
2021A River Runs, Turns, Erases, Replacesarsenal distributionShengze ZhuUSA
2020VictoriaVictoriaarsenal distributionSofie Benoot, Liesbeth De Ceulaer und Isabelle TollenaereBelgien
2019Heimat ist ein Raum aus ZeitGMfilmsThomas HeiseDeutschland, Österreich
2018La casa lobo (The Wolf House)arsenal distributionCristóbal León und Joaquín CociñaChile
2017El mar la mararsenal distributionJoshua Bonnetta und J.P. SniadeckiUSA
2016Akher ayam el madina (In the Last Days of the City)arsenal distribution / wolf kinoTamer El SaidÄgypten, Deutschland, Großbritannien, Vereinigte Arabische Emirate
2015Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux IIIarsenal distributionKidlat TahimikPhilippinen
2014Das große MuseumDas große MuseumJohannes HolzhausenÖsterreich
2013Hélio OiticicaHélio Oiticicaarsenal distributionCesar Oiticia FilhosBrasilien
2012Tepenin ArdıTepenin ardi – Beyond the Hillarsenal distributionEmin AlperTürkei, Griechenland
2011The Ballad of Genesis and Lady JayeThe Ballad of Genesis and Lady Jayearsenal distributionMarie LosierUSA, Frankreich
2010La bocca del lupoLa bocca del lupoarsenal distributionPietro MarcelloItalien
2009Ai No MukidashiLove ExposureRapid Eye MoviesSion SonoJapan
2008Tiradorkein VerleihBrillante MendozaPhilippinen
2007Kurz davor ist es passiertKurz davor ist es passiertFilmgalerie 451Anja SalomonowitzÖsterreich
200637 Uses for a Dead Sheep37 Arten ein Schaf zu nutzenPiffl MedienBen HopkinsGroßbritannien
2005Niu PiOxhidearsenal distributionLiu Jia YinChina
2004Dopo MezzanotteDie zweite Hälfte der NachtKairos FilmverleihDavide FerrarioItalien
2003SaltSaltarsenal distributionBradley Rust GrayIsland, USA
2002Un Día de SuerteEin GlückstagKairos FilmverleihSandra GugliottaArgentinien
2001Crónica de un desayunoChronik eines Frühstücksarsenal distributionBenjamin CannMexiko
2000I Earini synaxis ton agrofylakonDas Frühlingstreffen der FeldhüterKairos FilmverleihDimos AvdeliodisGriechenland
1999Viehjud LeviViehjud LeviArsenal FilmverleihDidi DanquartDeutschland
1998KasabaDie Kleinstadtarsenal distributionNuri Bilge CeylanTürkei
1997Nobody’s BusinessNobody’s BusinessAlan BerlinerUSA
1996Charms ZwischenfälleCharms ZwischenfälleVentura FilmMichael KreihslÖsterreich
1995MadagascarMadagascarFernando PérezCuba
1995Complaints of a Dutiful DaughterKlagen einer pflichtbewußten TochterDeborah HoffmannUSA
1994SátántangóSatanstangoBéla TarrUngarn
1993Anlian taohua yuanDas Land der PfirsichblüteStan LaiTaiwan
1992SwoonSwoonTom KalinUSA
1991All the Vermeers in New YorkAll’ die Vermeers in New YorkJon JostUSA
1990UntamagiruUntamagiruGo TakamineJapan
1989Sama / La TraceSpuren – La TraceNéjia Ben MabroukTunesien
1988Nagunenun gilesodo schizi annundaDer Mann mit den drei Särgen / Der Wanderer hält auch auf der Landstraße nicht anLee Jang-hoKorea
1987Yuki yukite shingunVorwärts, Armee Gottes!Kazuo HaraJapan
1986ShoahShoaharsenal distribution

DVD: Absolut Medien

Claude LanzmannFrankreich

Einzelnachweise

  1. Caligari-Filmpreis – Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V. www.kommunale-kinos.de. Abgerufen am 15. Februar 2024 (deutsch).
  2. Fotografische Dokumentation von Gesina Liebe (Memento vom 19. Februar 2009 im Internet Archive) (PDF; 1,5 MB) über die Erstellung der Preisstatuette