CTM Festival

CTM Festival (ehemals club transmediale) ist ein Festival für experimentelle und elektronische Musik sowie weitere Künste in Berlin. Es trägt den Untertitel „Adventurous Music and Art“. Die einzelnen Ausgaben des Festivals stehen jeweils unter einem speziellen Motto. Vor der COVID-19-Pandemie wurde es jährlich von mehr als 20.000 Besuchenden an meist zehn Tagen mit 200 Veranstaltungen und 350 Teilnehmern besucht.[1]

Lil Mariko, Festsaal Kreuzberg CTM festival: Portals, Berlin, 2023

Geschichte

Es wurde 1999 als Begleitveranstaltung zur transmediale – Festival für Kunst und digitale Kultur – gegründet.[2] Seitdem hat sich CTM zu einem eigenständigen Festival entwickelt, das jedoch immer noch in Kooperation mit der transmediale veranstaltet wird.[3] So teilen sich beide festivals auch heute noch die Künstler und Ideen.[4] Es präsentiert als festival for adventurous music and related arts jährlich aktuelle Trends der elektronischen und experimentellen Musik sowie künstlerische Projekte aus dem Umfeld zeitgenössischer Musikkultur.[5]

CTM wurde gegründet von Jan Rohlf, Marc Weiser, Lillevän Pobjoy und Timm Ringewaldt. Von 2000 bis 2005 setzte sich das Organisationsteam aus Jan Rohlf, Remco Schuurbiers, Oliver Baurhenn und Marc Weiser zusammen, der sich nach 2005 aus der Programmgestaltung zurückzog. Seit 2005 wird das Festival von dem Verein DISK – Initiative Bild und Ton e.V. veranstaltet.[5]

CTM unterhält eine Anzahl von Partnerschaften mit internationalen Festivals, unter anderem dem TodaysArt Festival (Den Haag), Mutek (Montréal), Les Siestes Electroniques (Toulouse), Unsound (Krakau), Dis-Patch (Belgrad) und weitere. Es ist Mitinitiator des internationalen Festivalnetzwerkes ICAS – International Cities of Advanced Sound bzw. ECAS – European Cities of Advanced Sound. Das Festival erhielt mehrfach Projektförderungen vom Hauptstadtkulturfonds sowie der Kulturstiftung des Bundes und weiteren Fördereinrichtungen.[5] 2020 erhielt das Festival erstmals eine spartenoffene Förderung des Berliner Kultursenats über vier Jahre. Mit 650.000 Euro erhielt das Festival den größten Anteil der insgesamt 26 geförderten Projekte.[1][6]

2021 musste das Festival auf Grund der COVID-19-Pandemie in Deutschland neue Wege gehen. Da ein Clubbesuch nicht möglich war und auch Ausstellungsräume gesperrt waren, wurde das Festival zweigeteilt. Im Januar 2021 fanden Online-Veranstaltungen über Twitch statt, während im September Freiluft-Konzerte stattfanden. Auch wurde ein Club im Computerspiel Minecraft erstellt, wo ebenfalls Musik gespielt wurde.[7] Auch 2022 wurde das Festival zweigeteilt.[8][9] Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden Vertreter der ukrainischen Diaspora eingeladen.[6]

Veranstaltungsorte

Das CTM Festival (club transmediale) hat mehrfach den Veranstaltungsort gewechselt. 1999 fand es im Berliner Club Maria am Ostbahnhof statt. Im Jahr 2000 in einer verwaisten Etage des Hauses des Lehrers am Alexanderplatz. Im Jahr 2002 im E-Werk, einem der maßgeblichen Techno-Clubs des Berlins der frühen 1990er Jahre. Seit 2003 war es wieder im mittlerweile umgezogenen Maria am Ostbahnhof. 2010 fand ein Umzug in die neuen Spielorte WMF (Abendveranstaltungen) und HBC (Tagesprogramm) statt. Über die Jahre sind einzelne Veranstaltungen an andere Spielorte ausgelagert worden (Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz, Ballhaus Naunynstrasse, Kino Babylon und andere). Seit 2011 bespielt das Festival eine größere Anzahl von Spielorten, u. a. HAU, Berghain, Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Festsaal Kreuzberg, Passionskirche und weitere.[5]

Programmgestaltung

Die einzelnen Jahresausgaben stehen unter einem bestimmten Motto. Diese Themen geben die Leitlinien des Festivals vor. Grundsätzlich ist es den Machern ein Anliegen, die „unterschiedlichsten Szenen, Felder, Entwicklungslinien von Musik“[5] zusammenzubringen. Anfänglich als Festival für elektronische Musik konzipiert, präsentiert CTM seit 2005 alle Genres experimenteller Musik. Mit mehreren tausend Besuchern und einem 6–13 Tage umfassenden Programm, das Konzerte, Film-Screenings, Workshops, Installationen und Gesprächsveranstaltungen beinhaltet, ist es heute die größte Veranstaltung seiner Art im deutschsprachigen Raum.[5] Das Line-up ist divers und seit mehreren Jahren auch mit der queeren Subkultur verbunden. So finden regelmäßig auch Veranstaltungen im SchwuZ statt.[2]

Musikalisch wird die komplette Bandbreite elektronischer Musik abgebildet und vor allem auch experimenteller Musik ein Rahmen gegeben.[4][10]

Kontroverse

Der Berliner Senat kündigte nach dem antisemitischen Skandal um die Documenta fifteen sowie den antisemitischen Ausschreitungen während des Krieges in Israel und Gaza 2023 eine Antidiskriminierungsklausel für Fördergelder an, die sich unter anderem auf die IHRA-Definition des Antisemitismus beruft. Das Festival sagte, es habe mit dieser Klausel seine Probleme und ihm entstehe dadurch Rechtsunsicherheit. Nichtsdestotrotz versucht sich das Festival daran zu halten. Aus Protest dagegen sagten sechs Künstler dem XTM-Festival ab, da sie einem Boykott von Strike Germany folgen.[11]

Ausgaben

DatumMottoOrtAnmerkungenLink zum Archiv/Katalog
1999CTM.99Maria am OstbahnhofErste Veranstaltung als Teil der TransmedialeCTM.99
2000CTM.00 – Get PersonalHaus des LehrersCTM.00 – Get Personal
2001keine Veranstaltung
2002CTM.02 – Go Public!E-WerkCTM.02 – Go Public!
2003CTM.03 – Play GlobalE-WerkCTM.03 – Play Global
2004CTM.04 – Fly Utopia!Maria am OstbahnhofCTM.04 – Fly Utopia!
2005CTM.05 – BasicsMaria am OstbahnhofCTM.05 – Basics
2006CTM.06 – Being Bold!Maria am OstbahnhofCTM.06 – Being Bold!
2007CTM.07 – Building SpaceMaria am OstbahnhofCTM.07 – Building Space
2008CTM.08 – UnpredictableMaria am Ostbahnhof, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Ballhaus NaunynstraßeCTM.08 – Unpredictable
2009CTM.09 – StructuresMaria am Ostbahnhof, KKB – Kunstraum Kreuzberg, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berghain, Haus der Kulturen der Welt, Ballhaus Naunynstraße, Zeiss-Großplanetarium, General Public, Digital Arts MuseumCTM.09 – Structures
2010CTM.10 – OverlapWMF-Club, HBC, Hebbel am UferCTM.10 – Overlap
2011CTM.11 – #Live!?Hebbel am Ufer, Festsaal Kreuzberg, West Germany, Kotti-Shop, Berghain, HBCCTM.11 – #Live!?
2012CTM.12 – SpectralKunstraum Kreuzberg/Bethanien, Hebbel am Ufer, Berghain, Lokdoc, Haus der Kulturen der Welt, KantineCTM.12 – Spectral
2013CTM.13 – The Golden AgeKunstraum Kreuzberg/Bethanien, KQB, Hebbel am Ufer, Berghain, Stattbad, Astra, Haus der Kulturen der WeltCTM.13 – The Golden Age
2014CTM 2014 – Dis ContinuityHebbel am Ufer, Berghain, Stattbad Wedding, Where is Jesus? Temporary Space, Kunstraum Kreuzberg/BethanienCTM 2014 – Dis Continuity
2015CTM 2015 – Un TuneHebbel am Ufer, Berghain, YAAM, West Germany, Kunstraum Kreuzberg/BethanienCTM 2015 – Un Tune
2015CTM SiberiaKrasnoyarsk & NovosibirskKooperation mit dem Goethe-InstitutCTM Siberia
2016CTM 2016 – New GeographiesHebbel am Ufer, Berghain, YAAM, Heimathafen Neukölln, Werkstatt der Kulturen, Kunstraum Kreuzberg/BethanienCTM 2016 – New Geographies
2017CTM 2017 – FearAngerLoveHebbel am Ufer, Berghain, YAAM, Heimathafen Neukölln, SchwuZ, Kunstraum Kreuzberg/BethanienCTM 2017 – FearAngerLove
2018CTM 2018 – TurmoilHebbel am Ufer, Berghain, YAAM, Festsaal Kreuzberg, SchwuZ, Club OST, Kunstraum Kreuzberg/BethanienCTM 2018 – Turmoil
2019CTM 2019 – PersistenceHebbel am Ufer, Berghain, Griessmuehle, Festsaal Kreuzberg, SchwuZ, Paloma Bar, MONOM at Funkhaus Berlin, nGbK, DAAD, Haus der Kulturen der Welt, Heimathafen Neukölln, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien.CTM 2019 – Persistence
2020CTM 2020 – LiminalHebbel am Ufer, Griessmühle, KQB, Berlin Hamburger Bahnhof, Berghain, Radialsystem, Silent Green, Moxy Hotel, SchwuZ, Festsaal Kreuzberg, Heimathafen Neukölln, PalomaCTM 2020 – Liminal
2021CTM 2021 – TransformationJanuar: Online/Streams, September: Online, Alfred Scholz-Platz, Vollgutlager, Hebbel am Ufer, Kindlzweigeteilt:
  • Part 1: 19. – 31. Januar 2021
  • Part 2: 3. – 12. September 2021
CTM 2021 – Transformation
2022CTM 2022 – ContactOnline, Silent Green, KQB, TAT, AL Berlin, Berghain, Morphine Raum, Volksbühne, MONOM at Funkhaus Berlin, Heimathafen Neukölln, SchwuZzweigeteilt:
  • Part 1: 19. Januar – 16. Februar 2022
  • Part 2: 4. – 29. Mai 2022
CTM 2022 – Contact
2023CTM 2023 – PortalsPanke, Silent Green, MONOM at Funkhaus Berlin, KW, Berghain, Hebbel am Ufer, Morphine Raum, FabLab Neukölln, KQB, Radialsystem, Akademie der Künste, RSOCTM 2023 – Portals
2024CTM 2024 – SustainSilent Green, Berghain, Morphine Raum, OXI, Radialsystem, Berlin Open Lab, Gedächtniskirche, Volksbühne, RSOCTM 2024 – Sustain

Publikationen

  • Meike Jansen, club transmediale (Hrsg.): Gendertronics – Der Körper in der elektronischen Musik. Suhrkamp Verlag, 2005.

Einzelnachweise

  1. a b Tobi Müller: CTM-Festival in Berlin: Erst Geräusche, dann ein Gläschen Sekt. In: Der Spiegel. 30. Januar 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
  2. a b Patrick Wagner: CTM-Festival in Berlin: Neues von der Schwelle. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Januar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
  3. CTM Festival. In: Berlin.de. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  4. a b Jenseits aller Grenzen – Das CTM-Festival in Berlin. In: Rolling Stone. 25. Januar 2013, abgerufen am 26. Januar 2023 (deutsch).
  5. a b c d e f deutschlandfunk.de: 15 Jahre CTM-Festival - "Klares Konzept für jedes Festival". Abgerufen am 26. Januar 2023.
  6. a b Julian Weber: Kurator über Musikfestival CTM in Berlin: „Eine Geschichte der Befreiung“. In: Die Tageszeitung: taz. 26. Januar 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
  7. Patrick Wagner: CTM-Festival in Berlin: Neues von der Schwelle. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Januar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
  8. CTM Festival 2022 Part 2: Der zweite Teil ist immer der beste. In: tipBerlin. Abgerufen am 26. Januar 2023 (deutsch).
  9. CTM Festival und Ultraschall Berlin: Tänzeln oder sitzen. In: Die Zeit. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  10. Berghain und mehr: CTM, zehn Tage Festival für abenteuerliche Musik. Abgerufen am 26. Januar 2023 (deutsch).
  11. Julian Weber: CTM und die Antisemitismusklausel: Parole und Karriere. In: Wochentaz. 19. Januar 2024, ISSN 0931-9085, S. 41 (taz.de [abgerufen am 20. Januar 2024]).

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