C/1995 Q1 (Bradfield)

C/1995 Q1 (Bradfield)[ i ]
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 23. Oktober 1995 (JD 2.450.013,5)
Orbittyplangperiodisch
Numerische Exzentrizität0,9980
Perihel0,436 AE
Aphel442 AE
Große Halbachse221 AE
Siderische Umlaufzeit~3.290 a
Neigung der Bahnebene147,4°
Periheldurchgang31. August 1995
Bahngeschwindigkeit im Perihel63,7 km/s
Geschichte
EntdeckerW. A. Bradfield
Datum der Entdeckung17. August 1995
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten.

C/1995 Q1 (Bradfield) ist ein Komet, der im Jahr 1995 beobachtet werden konnte.

Entdeckung und Beobachtung

Der Komet wurde am Abend des 17. August 1995 (Ortszeit) von William A. Bradfield in Australien mit einem 150 mm-f/5,5-Refraktor entdeckt. Es war seine siebzehnte Kometenentdeckung, etwas über drei Jahre nach seiner letzten. Er hatte in diesem Zeitraum insgesamt 289 Stunden nach Kometen gesucht. Bradfield schätzte die Helligkeit des Kometen zu etwa 6 mag und konnte einen Schweif von über 1° Länge beobachten.[1]

Der Komet war zunächst nur von der Südhalbkugel zu sehen, wo er so günstig am Himmel stand, dass er eigentlich schon ab Juni mit Teleskopen aufzufinden und im Juli auch mit bloßem Auge schwach sichtbar gewesen sein sollte. Bis Ende August stieg seine Helligkeit bis auf 5,3 mag. Nach seinem Vorbeigang an der Sonne entfernte er sich rasch von dieser und bewegte sich ab September fast genau nördlich, so dass er auch von der Nordhalbkugel aus zu beobachten war, allerdings mit abnehmender Helligkeit. Sie betrug in der zweiten Septemberhälfte 6,7 mag und Ende Dezember noch etwa 10,5 mag.[2] Der Komet konnte noch bis Anfang Februar 1996 beobachtet werden.

Wissenschaftliche Auswertung

Ende August bis Ende September 1995 wurden mit dem Nançay-Radioteleskop Beobachtungen der 18-cm-OH-Emissionslinie beim Kometen Bradfield vorgenommen. Es wurde dabei ein deutliches Signal festgestellt, woraus die Produktionsrate des OH-Radikals abgeleitet werden konnte.[3]

Im November 1995 wurde mit dem Extreme Ultraviolet Explorer nach ultravioletter Strahlung (XUV) gesucht, die vom Kometen C/1995 Q1 ausgeht. Es wurde dabei keine solche Strahlung nachgewiesen.[4]

Umlaufbahn

Für den Kometen konnte aus 156 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von 173 Tagen eine elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 147° gegen die Ekliptik geneigt ist.[5] Die Bahn des Kometen verläuft damit schräg gestellt zu den Bahnebenen der Planeten, er durchläuft seine Bahn gegenläufig (retrograd) zu ihnen. Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 31. August 1995 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 65,3 Mio. km Sonnenabstand im Bereich zwischen den Umlaufbahnen von Merkur und Venus. Bereits am 26. Juli war er der Erde bis auf etwa 68,9 Mio. km (0,46 AE) nahegekommen und am 25. August hatte er sich dem Merkur bis auf etwa 31,4 Mio. km genähert. Am 8. September ging er dann noch in etwa 36,5 Mio. km Abstand an der Venus vorbei.

Nach den Bahnelementen der JPL Small-Body Database und ohne Berücksichtigung nicht-gravitativer Kräfte hatte seine Bahn einige Zeit vor der Passage des inneren Sonnensystems eine Exzentrizität von etwa 0,9981 und eine Große Halbachse von etwa 224 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 3360 Jahren lag. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch relativ nahe Vorbeigänge am Saturn am 16. April 1994 in etwa 4 ½ AE und am 15. August 1998 in etwa 5 ¾ AE, sowie am Jupiter am 7. August 1995 in etwa 4 ¾ AE Distanz, wurde seine Bahnexzentrizität auf etwa 0,9977 und seine Große Halbachse auf etwa 191 AE verringert, so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 2640 Jahre verkürzt. Wenn er um das Jahr 3315 den sonnenfernsten Punkt (Aphel) seiner Bahn erreicht, wird er etwa 57 Mrd. km von der Sonne entfernt sein, über 380-mal so weit wie die Erde und fast 13-mal so weit wie Neptun. Seine Bahngeschwindigkeit im Aphel beträgt nur 0,07 km/s. Der nächste Periheldurchgang des Kometen wird voraussichtlich um das Jahr 4632 (Unsicherheit ±4,5 Jahre) stattfinden.[6]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Astronomical Society of South Australia: Comets Discovered from South Australia. Abgerufen am 3. März 2016 (englisch).
  2. J. D. Shanklin: The comets of 1995. In: Journal of the British Astronomical Association. Bd. 110, Nr. 6, 2000, S. 311–322, bibcode:2000JBAA..110..311S (PDF; 729 kB).
  3. J. Crovisier, P. Colom, E. Gérard, D. Bockelée-Morvan, G. Bourgois: Observations at Nançay of the OH 18-cm lines in comets – The data base. Observations made from 1982 to 1999. In: Astronomy & Astrophysics. Bd. 393, Nr. 3, 2002, S. 1053–1064, doi:10.1051/0004-6361:20020673 (PDF; 625 kB).
  4. D. W. E. Green: IAUC 6667: 1997cn; Comets 6P/D’Arrest and C/1995 Q1 (Bradfield); C/1995 O1. 22. Mai 1997, abgerufen am 3. März 2016 (englisch).
  5. C/1995 Q1 (Bradfield) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  6. A. Vitagliano: SOLEX 12.1. Abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).

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Bright comet 1995 Q1 - Eso9514a.jpg
Autor/Urheber: ESO, Lizenz: CC BY 4.0
This image of the bright comet 1995 Q1, was a direct 20 second exposure, made through a red filtre at UT 23:45 on August 19. It shows the elongated coma and the beginning of a very long, narrow ion tail in the SE direction, twisting under the action of the solar wind. Several streamers are also visible near the head in this general direction. The field of the frame is 9.1 x 9.1 arcminutes and the exposure was made while the telescope was tracking the comet.