Burschenschaft Arminia Marburg

Burschenschaft Arminia
WappenZirkel
Basisdaten
Hochschulort:Marburg
Hochschule/n:Philipps-Universität Marburg
Gründung:16. Juni 1860
Korporationsverband:Neue Deutsche Burschenschaft (NeueDB)
Kartell / Kreis / AG:Roter Verband
Kürzel:MB!
Farbenstatus:farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Art des Bundes:Männerbund
Stellung zur Mensur:fakultativ schlagend
Wahlspruch:Gott – Freiheit – Vaterland
Website:arminia.net

Die Marburger Burschenschaft Arminia in der Neuen Deutschen Burschenschaft ist eine der mitgliedsstärksten Burschenschaften Deutschlands. Sie wurde am 16. Juni 1860 von Theologiestudenten gegründet. Unabhängig vom Einkommen oder Titel der Eltern sollte es jedem Studenten möglich sein, der Verbindung beizutreten. Jeder männliche Student der Philipps-Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen kann Mitglied werden. Im Jahr 1990 trat die Marburger Burschenschaft Arminia aus der Deutschen Burschenschaft (DB) aus. Im Jahr 1996 gründete sie mit sieben weiteren Burschenschaften die Neue Deutsche Burschenschaft.

Allgemeines

Die Marburger Burschenschaft Arminia in der Neuen Deutschen Burschenschaft (NeueDB) ist Mitglied im Roten Verband. Die Burschenschaft ist eine fakultativ schlagende Verbindung, das heißt, dass jedes Mitglied das akademische Fechten zwar erlernen, aber keine Mensur schlagen muss. Mitglied kann jeder männliche Student der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen werden.

Zusammen mit der Burschenschaft Alemannia Marburg wurde im Jahre 2010 die Marburger Liberalen Burschenschaften (MaLiBu) gegründet. Mit diesem Bündnis wollen sich beide Burschenschaften von den Marburger Burschenschaften in der Deutschen Burschenschaft distanzieren und das Bewusstsein für freiheitliche Werte schärfen.

Geschichte

Zu Beginn

Am 16. Juni 1860[1] wurde die Arminia als Burschenschaft zu Marburg mit den Farben schwarz-rot-weiß und schwarzen Mützen gegründet. Die Verbindung war damit die erste Burschenschaft in Marburg. Die Gründer waren Ludwig Theodor Alexander Bickell, Heinrich Hendorf, Karl Schmidt, Ferdinant Bösser, Karl Schmidmann, Ernst Gerland, Gottlieb Rhode und Albert Vilmar. Die Studentenverbindung nahm den Betrieb mit 22 Mitgliedern auf. Am 16. Februar 1863 änderte die Burschenschaft ihre Farben in schwarz-rot-gold in Anlehnung an die Urburschenschaft.

Im Jahre 1866 wurde die Bestimmungsmensur eingeführt, welche im Jahr 1970 wieder abgeschafft wurde.

Am 1. März 1874 wurde die Burschenschaft Alemannia Marburg gegründet. Bis heute gelten beide Verbindungen als liberale Burschenschaft in Marburg und gründeten im Jahr 2010 die Marburger Liberale Burschenschaften. Von der Gründung der Alemannia an bildeten die Burschenschaften Arminia und Alemannia über 20 Jahre lang gemeinsam den Deputierten-Convent als Gegengewicht zum SC der Corps, ehe im Wintersemester 1898/90 die ehemalige Landsmannschaft Germania (gestiftet 1868, Farben schwarz-weiß-rot) Burschenschaft wurde und der DC auf drei anwuchs.[2]

Kaiserreich

Am 1. Dezember 1890 wurde der Rote Verband gegründet. Dieser Verband ist ein Zusammenschluss arministischer Burschenschaften. Dieser Verband war die Keimzelle für die 1996 gegründete Neue Deutsche Burschenschaft.

Am 5. August 1893 beschloss man einstimmig, nachdem man ein Jahrzehnt debattiert hatte, die Abschaffung des Keuschheitsgrundsatzes für die Angehörigen der Aktivitas.[3]

Die Arminia als Mitglied der Deutschen Burschenschaft (1915)

Im Rahmen des Ersten Weltkriegs gründete die Arminia den Akademischen Hilfsbund zur Unterstützung Verwundeter Kriegsteilnehmer, welcher später zur Blindenstudienanstalt in Marburg ausgebaut wurde. Heute hat Marburg einen internationalen Ruf in der Blindenforschung.

Weimarer Republik

Mit anderen gleichgesinnten Burschenschaften gründete die Arminia am 10. Januar 1920 die Rote Richtung, ein Kartell innerhalb der Deutschen Burschenschaft.

Die Aktivitas der Arminia beteiligte sich im März 1920 im Nachgang des Kapp-Putsches im Rahmen des Studentenkorps Marburg an den Kämpfen mit aufständischen Arbeitern in Sachsen-Gotha. Die Marburger Burschenschaften Arminia, Alemannia und Germania bildeten die zweite Kompanie des ersten Bataillons des StuKoMa unter Bogislav von Selchow. Arminia stellte 60 Zeitfreiwillige.

14 Arminen beteiligten sich 1921 an der Abwehr des dritten polnischen Aufstandes in Oberschlesien. Dabei fiel am 24. Mai 1921 der Armine Paul Töllner bei Leschna.[4]

Nationalsozialistische Zeit

Am 27./28. Juni 1936 fand unter dem Druck der Nationalsozialisten die Auflösung der Burschenschaft Arminia statt. Der Verein alter Arminen, Altherrenverband des Bundes, beschloss die Beibehaltung des Verbindungshauses. Wie fast alle schlagenden Studentenverbindungen wurde die Aktivitas der Marburger Burschenschaft Arminia am 1. November 1937 durch eine Kameradschaft des NSD-Studentenbundes ersetzt, für die der Verein alter Arminen als Altkameradschaft im NS-Altherrenbund fungierte. Die Kameradschaft trug den Namen Kameradschaft Lützow. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Arminenhaus Teil der Universitätsklinik.

Nach dem Krieg

Am 9. Juni 1950 wurden die ersten neuen Mitglieder der Burschenschaft Arminia Marburg rezipiert. Im Jahr 1951 wurde das Verbindungshaus von den Alliierten an die Arminia zurückgegeben. 1960 wurde das Haus zu einem Studentenwohnheim ausgebaut und unter Denkmalschutz gestellt.

Im Jahre 1970 schaffte die Marburger Burschenschaft Arminia die Bestimmungsmensur ab. Aus diesem Grund erfolgte der erste Rauswurf der Burschenschaft aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft. Die Verbindung einigte sich auf die Wiederaufnahme in den Dachverband, im Gegenzug konnten österreichische Burschenschaften Mitglieder der Deutschen Burschenschaft werden. Seit 1970 akzeptiert die Deutsche Burschenschaft damit Mitgliedsbünde ohne Bestimmungsmensur, aber kommt auch der Forderung der Burschenschaftlichen Gemeinschaft nach, österreichische Burschenschaften in ihrem Dachverband zu akzeptieren.

Nach der Wende

Im Jahr 1990 nahm die Burschenschaft Arminia erstmals Zivildienstleistende in die Verbindung auf, daraufhin erfolgte der zweite Ausschluss aus der Deutschen Burschenschaft. Die Arminia klagte gegen diesen Ausschluss und erhielt recht. Sie trat daraufhin selbst aus. Am 13. Januar 1996 gründete die Arminia mit sieben weiteren Burschenschaften den liberalen Dachverband Neue Deutsche Burschenschaft.[5]

2002 veröffentlichte die Burschenschaft Arminia eine Marburger Erklärung, in der sie sich auf ihre Grundsätze berief und sich von extremistischen Vereinigungen und Parteien distanzierte.

Die Arminia war im Geschäftsjahr 2013/14 zum vierten Mal vorsitzende Burschenschaft der Neuen Deutschen Burschenschaft.

Couleur

Couleur der Arminia
Zirkel der Arminia

Wie die meisten Studentenverbindungen trägt die Marburger Burschenschaft Arminia ein Band als Erkennungszeichen. Burschen tragen ein schwarz-rot-goldenes, Füchse ein schwarz-rotes Band, jeweils mit goldener Perkussion. Die Farbkombination war erst ab 1863 erlaubt, da sie vorher als staatsfeindliches Symbol gegen die Monarchie galt.

Bekannte Mitglieder

  • Friedrich Ackmann (1903–1972), Landrat in den Landkreisen Flatow und Zempelburg (NSDAP)
  • Friedrich Bachmann (1884–1961), Verwaltungsjurist
  • Ulrich Balfanz (1887–1954), Jurist, Bürgermeister von Wilhelmshaven (NSDAP)
  • Dirk Bamberger (* 1972), Bankkaufmann, Mitglied des Hessischen Landtages (CDU)
  • Ludwig Bickell (1838–1901), Jurist, Fotograf, Denkmalpfleger und Museumsgründer
  • Hans Werner Bracht (1927–2005), Jurist und Politiker
  • Rudolf Brandsch (1880–1953), siebenbürgisch-sächsischer Politiker in Rumänien
  • Rudolf Breitscheid (1874–1944), Politiker (SPD), Austritt 1920
  • Goslar Carstens (1894–1978), Rechtsanwalt, Heimatkundler, Bürgermeister von Husum
  • Oswald Collmann (1845–1912), Bibliothekar, Lehrer, Philologe und Historiker
  • Wilhelm Comberg (1885–1958), Augenarzt und Hochschullehrer
  • Walther Dobbelmann (1874–1956), Bürgermeister von Stolberg
  • Fritz Dörffler (1888–1945), Jurist
  • Otto Erler (1872–1943), Dramatiker
  • Theobald Fischer (1846–1910), Geograph und Hochschullehrer (Ehrenmitglied)
  • Horst Frerking (* 1934), Veterinärmediziner
  • Ernst Gerland (1838–1910), Physiker, Hochschullehrer und Physikhistoriker
  • Georg Gerland (1833–1919), Geograph und Geophysiker
  • Otto Hartwig (1830–1903), Bibliothekar und Geschichtsforscher
  • Albrecht Hase (1882–1962), Chemiker, Entomologe und Parasitologe
  • Karl Haselbacher (1904–1940), Gestapobeamter
  • Georg Heer (1860–1945), Jurist und Studentenhistoriker
  • Kurt Heißmeyer (1905–1967), Arzt im Konzentrationslager Neuengamme (2001 posthum ausgeschlossen)
  • Georg zur Hellen (1886–1954), Oberbürgermeister von Remscheid
  • Erwin Hölzerkopf (1873–1949), Erster Bürgermeister von Iserlohn und Mitglied des Provinziallandtages von Westfalen
  • Erich Hüttenhain (1905–1990), Kryptologe, Abteilungsleiter der Chiffrierungsabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht
  • Wilhelm Hufnagel (1848–1924), Arzt, Geheimer Sanitätsrat und Mitbegründer der Kinderheilanstalt Bad Orb
  • Otto Hugo (1878–1942), Mitbegründer der deutschen Volkspartei (DVP)
  • Gustav Hüpeden (1850–1937), Gymnasialprofessor und Mitglied des Deutschen Reichstags
  • Felix Klingemann (1863–1944), Chemiker
  • Karl Klingemann (1859–1946), Theologe und Pfarrer, Generalsuperintendent der Rheinprovinz
  • Franz Kroppenstedt (1931–2022), Jurist, Präsident des Statistischen Bundesamtes, Staatssekretär (CDU)
  • Siegmund Kunisch (1900–1978), Politiker (NSDAP)
  • Otto Liebetrau (1855–1928), Rechtsanwalt und Oberbürgermeister der Stadt Gotha
  • Georg Lindemann (1885–1961), sozialdemokratischer Kommunalbeamter in Hannover, Jurist, Stadtrat, Bürgermeister und Stadtdirektor
  • Heinrich Lübben (1883–1931), Zoodirektor
  • Ernst Melsheimer (1897–1960), Jurist
  • Erich Pfalzgraf (1879–1937), evangelischer Theologe und Prediger
  • Wilhelm Pfeffer (1845–1920), Botaniker und Pflanzenphysiologe
  • Karl Pfeiffer (1865–1933), Erster Beigeordneter (Bürgermeister) von Elberfeld
  • Fritz Rose (1855–1922), Kolonialbeamter in Deutsch-Neuguinea
  • Ernst Salge (1882–1949), Oberbürgermeister von Tilsit
  • Heinrich Seelheim (1884–1964), Konsul in Winnipeg, Kanada und Generalkonsul in Yokohama, Japan
  • Wilhelm Spickernagel (1890–1928), Journalist, Schriftsteller und Politiker (DVP, NLP), Abgeordneter im Preußischen Landtag
  • Friedrich Wigand (1887–1966), Politiker (DVP), MdL Preußen
  • Louis Wolff (1846–1919), Schriftsteller

Mitgliederverzeichnis:

  • Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1072–1073.

Literatur

  • Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 298–299.
  • Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia von 1860 bis 1895 : nebst einer kurzen Geschichte der Marburger Burschenschaft seit 1816 ; Festgabe zum 35-jährigen Stiftungsfest der M.B. Arminia. Marburg a.L.: Ehrhardt, 1896.
  • Georg Heer: Verfassung und Ziele der alten Marburger Burschenschaft in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Marburg/Lahn 1910.
  • Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia, Marburg/L. Verein Alter Arminen, 1951.
  • Günter Hollenberg (Red.): Die Philipps-Universität Marburg zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Kassel: Verein für Hess. Geschichte und Landeskunde, 2006.
  • Rudolf Möller (zsgest): Georg Heer. Ein Lebensbild. Festgabe zum 90. Stiftungsfest der Marburger Burschenschaft Arminia und zum ehrenden Gedenken ihres verdienstvollen Mitgliedes. 16. Juni 1950. Mit einer Würdigung von Georg Schmidgall. Fulda: Parzeller, 1950.
  • Klaus Müller: Student in Marburg/Lahn in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein Bericht über eine versunkene Zeit. Neukirchen-Vluyn: Verlag für Ausbildung und Verwaltung, 2006, ISBN 3-934299-06-7.

Einzelnachweise

  1. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 93.
  2. Auf Deutschlands hohen Schulen. In: Friedhelm Golücke, Siegfried Schieweck-Mauk, Raimund Neuß (Hrsg.): Studentenhistorische Bibliothek im Auftrag der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e.V. Band 5. SH-Verlag GmbH, Köln 1997, ISBN 3-89498-042-7, S. 326.
  3. Franz Egon Rode: Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871–1918). Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Bd. 23, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, S. 52
  4. Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia. Neue Beiträge zur Geschichte der deutschen Burschenschaft. Verein alter Arminen, Marburg 1951, S. 132–133
  5. SPIEGEL Ausgabe 24/1997.

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