Burgruine Greifenstein (Eichsfeld)

Burgruine Greifenstein
StaatDeutschland
OrtGeismar-Großtöpfer
Entstehungszeitum 1397
BurgentypHöhenburg
ErhaltungszustandReste des Bergfrieds, Mauer- und Gewölbereste
Ständische StellungAdlige, Klerikale, Herzog, Fürst
BauweiseSandsteinquader
Geographische Lage51° 14′ N, 10° 7′ O
Höhenlage442,5 m ü. NHN
3D-Ansicht des digitalen Geländemodells

Die Burgruine Greifenstein ist die Ruine einer Höhenburg auf dem Schloßberg bei Großtöpfer im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Lage

Die Burg befand sich auf dem 442,5 m ü. NHN[1] hohen Schloßberg im Südeichsfeld etwa 2000 Meter westlich von Großtöpfer, einem Ortsteil der Gemeinde Geismar und 2000 Meter östlich von Kella nahe der Landesgrenze zu Hessen. Verkehrsmäßig zu erreichen ist die Ruine über die Landesstraße 2030 zwischen Kella und Großtöpfer und auf verschiedenen Wanderwegen bis zum Gipfel.

Geschichte

Das Gebiet im südwestlichen Eichsfeld von der Burg Stein bis zum Rodetal gehörte ab dem 10. Jahrhundert zur Germarmark und war im späten Mittelalter Teil der Windischen Mark. Wer die Erbauer der Burg waren und welche Burgleute auf der Burg wohnten, ist nicht genau bekannt. Vermutlich gehörte Burg und Burgamt den Landgrafen von Thüringen und den Grafen von Henneberg, die es an verschiedene Rittergeschlechter verpfändeten oder verkauften.[2] Der im Jahr 1283 erwähnte Crafto de Grifenstein ist vermutlich einer anderen Burg Greifenstein zuzuordnen.

1397 wurde die Burg erstmals erwähnt, als sie wegen Raubrittertums von Bürgern aus Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen unter Führung des Herzogs Otto von Braunschweig erstürmt und zerstört wurde. Nach ihrem Wiederaufbau kam sie in den Besitz des Erzbischofs von Mainz. Sie wurde 1461 an Herzog Wilhelm von Sachsen und dann bis 1539 an die Herren von Bültzingslöwen verpfändet. 1464 wurde Hermann Diede zum Fürstenstein wegen Schulden bei den Herren von Hanstein erwähnt, die er wegen der Errichtung eine Altars in der Kapelle Greifenstein aufgenommen hatte.[3] Kurfürst Albrecht erwarb 1539 für 600 Gulden die Burg wieder zurück. Nach Beendigung von Grenzstreitigkeiten zwischen Kurmainz und der Landgrafschaft Hessen-Kassel 1583 spielte die Burg Greifenstein keine strategische Rolle mehr und verfiel langsam, 1661 saß aber noch ein kurmainzischer Vogt auf der Burg.

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war am Fuße des Berges ein sogenannter Kirchhofsacker bekannt, ob dort eine Kirche gestanden hat, ist nicht bekannt.[4] In der Zeit der Innerdeutschen Teilung bis 1989 war die Burgruine wegen der Lage im Schutzstreifen für die Anwohner nicht erreichbar.

Anlage

Die Burganlage bestand aus einfachem Sandstein-Quadermauerwerk ohne besondere architektonische Details. Heute sind nur noch ein 5 Meter hoher Stumpf des runden Bergfrieds mit einem Durchmesser von 10 Meter, Reste des Kellergewölbes, Wall- und Grabenreste zu sehen.

Das kurmainzische Amt Greifenstein

Mit der Inbesitznahme der Burg durch den Kurfürsten von Mainz entstand aus dem Burgbezirk das Amt Greifenstein. Zum Amt zählten die Dörfer Kella, Pfaffschwende (zeitweise auch wüst), Rüstungen, Sickerode, Dieterode, Wiesenfeld, Hessel und der adeligen Besitz Volkerode mit Goburg sowie einige heute nicht mehr existierende Orte (Thorental, Rohrbach, Rosserode, Schemrode, Wetche (Rehagen, Frankenkühl sind fraglich)). Ende des 16. Jahrhunderts war eine Sponstätte erwähnt, wo das peinliche Gericht des Amtes Greifenstein abgehalten wurde,[5] vermutlich war auch die Burg selbst Gerichtsstätte.[6] Eine Karte um 1590 zeigt einen Galgen zwischen dem Greifenstein und dem Ort Pfaffschwende, der zum Amtsbereich des Greifensteins gehörte.

Sondergerichte befanden sich in Dieterode (Herren von Tastungen und Kurmainz) und in Pfaffschwende (Herren von Volkerode). Mit Aufgabe der Burg ab dem 17. Jahrhundert wurde das Amt Greifenstein vom benachbarten Amt Bischofstein mit verwaltet.[7] Folgende Burgmänner, Vögte oder Amtsleute sind bekannt:

Gut Greifenstein

Auf einer historischen Karte vom Ende des 16. Jahrhunderts ist unterhalb der Bergkuppe am Weg von Kella nach Töpfer ein Vorwerk Wettirg verzeichnet. Es diente vermutlich der Versorgung der Burgbewohner mit Nahrungsmitteln. Anfang des 18. Jahrhunderts ist für den Ort der Name Wettig überliefert. Möglicherweise ist das Vorwerk ein Überbleibsel des Dorfes Wetche mit 9 Höfen und dazugehörenden Hufen, welches später zum Amte Stein gehörten.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dieses als Gut neu aufgebaut, später wurde unweit des Gutes noch ein Forsthaus errichtet. 1803 wurde das Gut preußische Domäne und wurde verpachtet. 1841 wurde es Privatbesitz und 1914 kaufte es die adlige Familie Keudell in Schwebda. Im Herbst 1945 wurde das Gut enteignet und das Land an Neubauern übertragen. Im Rahmen der Kollektivierung wurde das Land in die LPG Kella eingegliedert. Ende der 1960er Jahre wurde der Abriss des Gutes und des Forsthausen im Rahmen der Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR beschlossen.[13]

Literatur

  • Heuckeroth, Erwin: Burg, Forsthaus und Gut Greifenstein. Geschichtliches aus dem Dreieck Großtöpfer-Kella-Schwebda. Hg. vom Museumsverein Schwebda 1989 e. V., Schwebda 2005, 82 Seiten
  • Thomas Wölker: Einblicke in die jüngere Entwicklung von Altenstein, Greifenstein, Hessel und Keudelstein im Bereich der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In: Das Werraland 1992, Heft 4, S. 81–86
  • Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. 2. erweiterte und überarbeitete Auflage. Jenzig-Verlag, Jena 2003, ISBN 3-910141-56-0, S. 124.
  • Rudolph, Benjamin: Die Burgruine Greifenstein bei Großtöpfer im oberen Eichsfeld (Thüringen) – Geschichte und Bestand. Deutsche Burgenvereinigung (Hrsg.), in: Zeitschrift "Burgen und Schlösser" 2/2011, S. 87ff, Braubach/Rhein 2011

Weblinks

Commons: Burgruine Greifenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Walter Rassow: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt. Verlag Otto Hendel Halle 1909, S. 4 ff.
  3. Carl Philipp Emil von Hanstein – Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein im Eichsfeld. 1. Teil Kassel 1856, Urkunden S. 44, Nr. 260
  4. Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. Göttingen (O. Hendel) 1903, Seite 494
  5. Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. Göttingen (O. Hendel) 1903, Seite 495
  6. G. Reichel: Geschichtliche Karten der Kreise Heiligenstadt (1908) und Worbis (1913), Hrsg. Historische Kommission der Provinz Sachsen, Druck Louis Koch Halberstadt
  7. Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes. Göttingen 1793, Band 2, 3. Abschnitt, Seiten 37–39
  8. Hrsg. Ulrich Harteisen, Ansgar Hoppe et al.: Das Eichsfeld. Band 79 der Reihe Landschaften in Deutschland. Verlag Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2018, S. 335
  9. Registereintrag "Ershausen: Hermann von", in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/person/5415 (Zugriff am 18. April 2017)
  10. [1] Webseite über Rüstungen: borgt sich 50 Gulden gegen seinen Besitz in Rüstungen als Unterpfand (Zugriff am 29. Mai 2017)
  11. Otto Martin: Das Stift "St. Cyriakus" zu Eschwege. In: Eichsfelder Heimatstimmen. Duderstadt 1980, S. 361
  12. a b Bernhard Opfermann: Gestalten des Eichsfeldes. St. Benno-Verlag Leipzig und Verlag F.W. Cordier Heiligenstadt 1968
  13. Volker Große, Gunter Römer: Verlorene Kulturstätten im Eichsfeld 1945 bis 1989 Eine Dokumentation. Eichsfeld Verlag, Heilbad Heiligenstadt, 2006, S. 113

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Autor/Urheber: Homanns Erben (Die holländische Konkurrenz auf dem deutschen Landkartenmarkt hatte im 17. Jahrhundert in Deutschland kaum einen Kartenverlag aufkommen lassen. In Nürnberg etablierte sich aber als Nebenzweig der Kupferstecherkunst seit 1650 ein Kartenzeichnergewerbe. Dabei wurden vor allem ausländische Karten kopiert. Erst später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, schaffte ein Kartograph den Durchbruch: Johann Baptist Homann. 1702 eröffnete er in der freien Reichsstadt Nürnberg seinen Kartenverlag. Auch er lebte zuerst von dem Kopieren anderer Karten. Aber zunehmend brachte er auch eigene Originale auf den Markt. Bis 1724 hatte er bald 200 eigene Karten geschaffen. Homanns Großer Atlas aus dem Jahr 1716 umfasste immerhin schon 126 Tafeln. Die Homann-Karten sind heute noch ein Begriff. Nach seinem Tod 1724 übernahm sein Sohn Johann Christoph Homann den Verlag. Aber auch er starb schon 1730. Nun übernahm J. M. Franz und der Schwiegersohn des Johann Baptist Homann, Ebersperger als Homannsche Erben die Firma. Bekannte Kartographen, wie J. G.Gregorii, Johann Hübner, E. D. Hauber, J. G. Doppelmayr, G. M. Lowitz, J. M. Hase und T. Mayer pflegten das Erbe und schufen neue Karten.), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ausschnitt aus der historischen Karte "Tractus Eichsfeldiae": das Amt Greifenstein
Schleensteinsche Karte Blatt 10 (Greifenstein).jpg
Ausschnitt aus der Schleenstein'schen Karte Blatt 10, Eschwege, Landesaufnahme der Landgrafschaft Hessen von Johann Georg Schleenstein (Aufgenommen und bearbeitet 1705-1715), Maßstab 1:52629 (mit Darstellung der Grenzlinie und der Grenzsteine zwischen Hessen-Kassel und dem kurmainzischen Eichsfeld) : Kartenausschnitt Greifenstein
Großtöpfer - Burgruine Greifenstein - panoramio (Ausschnitt 1).jpg
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Ruine der Burg Greifenstein zwischen Kella und Großtöpfer