Burg Schweinberg

Burg Schweinberg

Der Stumpf des Bergfrieds

Alternativname(n)Schweinburg
StaatDeutschland
OrtHardheim-Schweinberg
Entstehungszeitum 1100
BurgentypHöhenburg, Spornlage
ErhaltungszustandRuine
Ständische StellungEdelfreie, Grafen
BauweiseBuckelquader, Bruchstein
Geographische Lage49° 37′ N, 9° 31′ O
Höhenlage345 m ü. NN
Burg Schweinberg (Baden-Württemberg)

Burg Schweinberg, auch Schweinburg genannt, ist die Ruine einer mittelalterlichen Spornburg im Ortsteil Schweinberg der Gemeinde Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.

Lage

Die Burg liegt am östlichen Rand des Odenwalds in 345 Metern Höhe auf einem relativ niedrigen, aus Muschelkalk aufgebauten Bergsporn östlich knapp 30 Meter über dem gleichnamigen Dorf. Sie kontrollierte im Mittelalter eine von Würzburg über Tauberbischofsheim an den Untermain ziehende Straße.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung eines edelfreien Geschlechts de Swenenburg ergibt sich aus dem Jahr 1098. Die Burg wurde vermutlich Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut, der tatsächliche Erbauungszeitpunkt ist jedoch strittig. 1127 wird in einer Mainzer Urkunde ein Wolfram de Sueneburc als Zeuge genannt, 1157 findet sich die Bezeichnung Suinenburch. Der letzte Schweinberger, Kraft II., war 1167 im Gefolge des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa bei dessen Italienfeldzug; er starb nach der Rückkehr im folgenden Jahr vermutlich an den Folgen einer Malariaerkrankung. Die Burg, die wohl in dieser Zeit ausgebaut wurde, fiel an Krafts Schwager, Konrad von Boxberg. Die Boxberger überließen Schweinberg in der Folge den Johannitern zu Wölchingen. Andere Teile der Schweinberger Herrschaft gingen an die Edelfreien von Dürn und die Grafen von Wertheim.

Blick vom Ort auf die Burgruine

1287 ertauschte der Würzburger Bischof Berthold II. von Sternberg die Burg Schweinberg von den Johannitern gegen die Burg Boxberg, die bisher Lehen des Hochstifts gewesen war. Konrad Rupert von Boxberg erhielt dafür vom Bischof Burg und Herrschaft Schweinberg aufgetragen, die seitdem mit Amt und Würden des herzoglichen Erbkämmerers verbunden war. 1299 übertrug der Boxberger die Burg samt zugehörigen Besitztümern an die mit ihm verschwägerten Grafen von Wertheim,[1] die 1313 auch das Amt des Erbkämmerers an sich brachten. Die Grafen versuchten, in ihrem Herrschaftsgebiet durch die Einrichtung von Ämtern als Verwaltungseinheiten ihren Anspruch auf die Landes- und Gerichtsherrschaft durchzusetzen. Zum neuen Amt Schweinberg gehörten neben Burg und Dorf Schweinberg noch einige weitere Dörfer und Weiler. Die Fürstbischöfe betrachteten Schweinberg hingegen weiterhin als würzburgisches Lehen.

Im Zuge von Erbstreitigkeiten mit Michael I. von Wertheim kam es 1437 zur Eroberung und Brandschatzung der Burg durch das Hochstift Würzburg. Die Burg wurde jedoch 1473 wieder aufgebaut und blieb Amtssitz eines Wertheimer Ministerialen. Nach dem Aussterben der Grafen von Wertheim fielen Erbkämmereramt und Burg 1556 an den Vater der Witwe Michaels III., nach dessen Tod 1574 an den Freiherrn von Crichingen. Fürstbischof Julius Echter setzte nach längerer Fehde mit den Wertheimer Erben 1612 den Heimfall des Lehens Schweinberg durch – vor Gericht und mit Waffengewalt. Allerdings konnte der Streit nur de facto beigelegt werden, de jure währte er bis ans Ende des alten Reiches 1803. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg in Mitleidenschaft gezogen, aufgrund unterlassener Instandsetzungsarbeiten bald als baufällig bezeichnet und diente bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Steinbruch. Der Bergfried wurde 1974 restauriert.

Anlage

BW
BW
BW

Von der ehemals stattlichen Burganlage zeugt vor allem der ca. 15 Meter hohe Stumpf des quadratischen Bergfrieds, der sich am östlichen Rand der Kernburg über dem weitgehend verfüllten Halsgraben erhebt. Der Turm ist großenteils seiner äußeren Verblendung aus Buckelquadern beraubt, so dass das im Fischgrätenverband errichtete Füllmauerwerk freiliegt. Ferner sind der Unterbau eines Artillerie-Rondells vom Ausbau im späten 15. Jahrhundert und geringe Reste der Umfassungsmauer erhalten.

Das Badische Landesmuseum verwahrt ein aufwändig ornamentiertes rundbogiges Doppelfenster, das vermutlich vom völlig verschwundenen Palas der Gründungsanlage stammt. Es wurde 1894 vermauert am Schweinestall des benachbarten Bauernhofs (Gelände der früheren Vorburg) aufgefunden und zusammen mit einem Kapitell nach Karlsruhe gebracht. Weitere romanische Architekturteile (Wandsäulen, Kapitelle, Friese) befinden sich im Grafschaftsmuseum in Wertheim und im Erfatal-Museum in Hardheim (siehe Weblinks).

Galerie

Einzelnachweise

  1. Urkunde im Staatsarchiv Wertheim

Literatur

  • Peter W. Sattler, Marion Sattler: Burgen und Schlösser im Odenwald. Ein Führer zu den historischen Sehenswürdigkeiten. Diesbach Medien. Weinheim 2004. ISBN 3-936468-24-9
  • Eva Zimmermann: Die mittelalterlichen Bildwerke in Holz, Stein, Ton und Bronze mit ausgewählten Beispielen der Bauskulptur. Karlsruhe: Badisches Landesmuseum 1985, dort S. 23–25.
  • Wolfgang Hartmann: „Die Zerstörung der Burg Frankenberg bei Amorbach durch Kaiser Friedrich Barbarossa.“ In: Mainfränkisches Jahrbuch 45 (1993), S. 76–91. (hier online)
  • Max Miller (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6: Baden-Württemberg (= Kröners Taschenausgabe. Band 276). Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882928.
  • Rita Moller-Racke: „Studien zur Bauskulptur um 1100 am Ober- und Mittelrhein.“ In: Oberrheinische Kunst 10 (1942), S. 39–70.
  • Kunstdenkmäler Baden, Band IV, 3, Buchen und Adelsheim. Karlsruhe 1901, dort S. 82–86.
  • Karl Friedrich Schimper: Burgen und Schlösser im Rhein-Neckar-Dreieck. Alles Wissenswerte über die 128 Burg- und Schloßanlagen in Nordbaden, Südhessen und der Vorderen Pfalz. Schwetzingen 1994. ISBN 3-87742-151-2

Weblinks

Commons: Burg Schweinberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Baden-Wuerttemberg relief location map.jpg
Autor/Urheber: Grundkarte kjunix, Relief Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Physische Positionskarte von Baden-Württemberg, Deutschland
Castle.svg
an icon for castles and fortresses
Burg-Schweinberg-3.jpg
Autor/Urheber: Nils Eisenhauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hinterseite des Ruinenstumpfs
Wambolt-schloss gross-umstadt 02-2012.jpg
(c) Commander-pirx at de.wikipedia, CC BY-SA 3.0
Das Wambolt'sche Schloss in Groß-Umstadt, Aufnahme Richtung Nordwesten; über dem Aufgang des Südbaues ist die Wappentafel, an der Südostecke des Nordbaues die Infotafel erkennbar; die östlichen Fenster des Nordbaues zeigen die schönen Schmiedearbeiten
Burgruine Schweinberg bei Hardheim (cropped).JPG
Autor/Urheber: Rambonelli, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blick von Schweinberg auf die Burgruine
Schweinberg-Panorama-1.jpg
Autor/Urheber: Nils Eisenhauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Panorama von Schweinberg an der Ringmauer
Burg-Schweinberg-6.jpg
Autor/Urheber: Nils Eisenhauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Burgstumpf von der Feuerstelle
Burg-Schweinberg-4.jpg
Autor/Urheber: Nils Eisenhauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Frontalansicht der Burganlage
Rodenstein 1.jpg
(c) Diana, CC BY-SA 3.0
Burg Rodenstein, Teile der Ringmauer und in der Mitte den sog. Mühlturm
Burgruine Schweinberg bei Hardheim (4).JPG
Autor/Urheber: Rambonelli, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Burgruine Schweinberg bei Hardheim
Burg-Schweinberg-5.jpg
Autor/Urheber: Nils Eisenhauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Burgstumpf
Veste Otzberg.jpg
Autor/Urheber: Presse03, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Veste Otzberg - Südostansicht