Burg Ronneburg (Lettland)

Burg Ronneburg

Mauer des Konventshauses

Alternativname(n)Raunas viduslaiku pils
StaatLettland
OrtRauna
BurgentypHöhenburg
ErhaltungszustandRuine
Geographische Lage57° 20′ N, 25° 37′ O
Burg Ronneburg (Lettland)

Die Burg Ronneburg (lettisch Raunas viduslaiku pils) ist die Ruine einer Höhenburg im Dorf Rauna (deutschbaltisch Ronneburg) in Bezirk Smiltene, Lettland. Die Burg war Residenz der Bischöfe von Riga im südöstlichen, sogenannten lettischen Teil des Erzbistums, während Burg Lemsal Residenz im sogenannten livischen, nordwestlichen, Teil des Erzbistums war.[1]

Geschichte

Im Zusammenhang mit der Errichtung des Rigaer Erzbistums durch den Papst 1251 und der Ankunft von Albert Suerbeer als Erzbischof im Jahr 1253 begann der Bau von drei Verwaltungszentren des Bistums, darunter Ronneburg, das an der wichtigen Handelsstraße nach Pleskau lag. Vermutlich wurde die Burg in den Wintermonaten 1262[2][3] von Erzbischof Suerbeer[4] erbaut. Nach anderer Meinung begann erst der nächste Erzbischof Johannes von Lune mit dem Bau, da Inschriften an der Burg belegen, dass Bauarbeiten während seiner Regierungszeit als Johannes I. in den Jahren 1273 bis 1284 durchgeführt wurden.[5]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Burg Ronneburg in einem Brief von Erzbischof Johann IV. von Zinten vom 9. Dezember 1381 als „Castro Nostro Ronneborgh“.[6] Nach Meinung von Armin Tuulse wurde die Burg Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Der Name der Burg leitet sich möglicherweise vom Bach Raunais her.[7]

Von 1405 bis 1418 wurden das Erzbistum zusammen mit Ronneburg verpfändet. Im Jahr 1418 erhielten die Erzbischöfe die mittlerweile vernachlässigten Schlösser zurück und verlagerten den Sitz des Bistums nach Ronneburg. Im Jahr 1479 wurde die Burg erneut vom Livländischen Orden erobert.[6]

In den Jahren 1448 bis 1479 lebte Erzbischof Silvester Stodewescher auf Ronneburg. Während des sogenannten „Pfaffen-Kriegs“ drangen Truppen von Ordensmeister Bernd von der Borch Anfang 1479 in die Erzdiözese ein und eroberten innerhalb von zwei Wochen „ohne ein Schwert oder einen Gewehrschuss zu treffen“ mehrere Burgen, darunter Treyden, Lemsal, Ronneburg und Smilten.[8]

Ansicht der Ruinen im Jahr 1797, von Ernst Marcus Ulprecht, Johann Christoph Brotze
Die Ruinen 1772, Johann Christoph Brotze

Burg Ronneburg verfügte über eine der ersten Bibliotheken in Lettland, da der Erzbischof Bestände in den Burgen Kokenhusen und Ronneburg sammelte.[9]

Im 15. und 16. Jahrhunderts, besonders unter Erzbischof Jasper Linde,[10] wurde die Ronneburg durch große, gegen Feuerwaffen bestimmte Rundtürme verstärkt. Während des Livländischen Kriegs stand die Burg zunächst 1556 unter Besatzung des Deutschen Ordens, dann 1577 bis 1582 unter Besatzung von russischen Truppen.[6][11] Nachdem die Burg schließlich Besitz von Polen-Litauen wurde, verlor sie gegenüber der Burg Wenden an Bedeutung. Im Zweiten Nordischen Krieg zwischen Polen, Schweden und Litauen wurde die Burg zerstört. Unter schwedischer Besatzung wurden die Festungswerke 1683 geschleift und verfielen.

Architektur

Die Burg befindet sich auf einem hohen Bergrücken. Die Mauern des Hauptbaus, 47,5 m lang und 35,7 m breit, umschlossen einen Hofraum. Der Gebäudekomplex bildete ein langes Viereck, dessen Ostseite unausgebaut geblieben ist, wobei sich am Ostende des Südflügels eine zweijochige Kapelle befand. Im Westflügel befanden sich zwei Remter und im Nordflügel das Dormitorium. Die im 15. und 16. Jahrhundert hinzugefügten drei halbrunden Türme schützten auch die obere Burg vor dem Vorhof.[1] Einer der Türme, unter Jasper Linde gebaut, erhielt den Namen „der lange Kaspar“.[12] Ein weiteres Verteidigungselement waren Teiche, die um die Burg von Süden und Osten angelegt wurden und die Funktion eines Wassergrabens erfüllten. Eine unkonventionelle Lösung war der Haupteingang der Burg, der teils unterirdisch im äußeren östlichen Mauerring verlief.[10]

Heutiger Zustand

Große Mauerteile der inneren Burg sind erhalten geblieben. Von der Vorburg sind nur kleine steinerne Relikte erkennbar. Vom „langen Kaspar“ ist ein runder Unterbau mit Durchmesser von 7 m erhalten.[12]

Einzelnachweise

  1. a b Armin Tuulse: Die Burgen in Estland und Lettland (= Verhandlungen der Estnischen gelehrten Gesellschaft. Band 33). Õpetatud Eesti Seltsi Toimetused, S. 201–202 (PDF).
  2. A. F. Büsching: Große Erdbeschreibung. S. 172 (Link).
  3. Die Familie von Rönne im Baltikum. (PDF) Abgerufen am 15. April 2019.
  4. Heinrich von Hagemeister: Materialien zu einer Geschichte der Landgüter Livlands. Band 1. Riga 1836, S. 189 (Link).
  5. Замок Рауна (Ронненбург – Ronnenburg). Abgerufen am 16. April 2019.
  6. a b c Karl Woldemar von Löwis of Menar: Burgenlexikon für Alt-Livland. Walters und Rapa, Riga 1922, S. 86–87 (Digitalisat).
  7. August W. Hupel: Die gegenwärtige Verfassung der Rigischen und der Revalschen Statthalterschaft. S. 349 (Link).
  8. Gustav von Bergmann: Geschichte von Livland, nach bossuetischer Art entworfen. 1776 (Online).
  9. Bernhard Fabian, Olms-Weidmann: Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa: eine Übersicht über Sammlungen in ausgewählten Bibliotheken. Band 7 (Bibliotheken in Lettland).
  10. a b Rauna – bishop’s castle Ronneburg. Abgerufen am 9. April 2019.
  11. Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens. Köln: Böhlau, 1993. Nr. 268 (lk 239)
  12. a b Ieva Ose: Einige Erkenntnisse uber die Residenzen der Erzbischofe von Riga vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. In: Castella Mare Baltici. Band XII (academia.org).

Weblinks

Commons: Burg Ronneburg (Lettland) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Scan from Johann Christoph Brotze's book Sammlung verschiedner Liefländischer Monumente.

Ruinen des Schloßes Ronneburg 1797 [Ernst Markus Ulprecht; die Ansicht].
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Das Ronneburgsche Schloß 1772 [die Ansicht].
Reliefkarte Lettland.png
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reliefkarte Lettland
Rauna piiskopilinnuse müürid.JPG
Autor/Urheber: Ivo Kruusamägi, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Rauna piiskopilinnus