Burg Perg

Burg Perg
Alternativname(n)Perga, Perge
StaatÖsterreich
OrtPerg
Entstehungszeit11. Jahrhundert
BurgentypHöhenburg
Erhaltungszustandabgegangen
Ständische StellungVogtburg
Bauweisekeine sichtbaren Spuren
Perg in der Topographia Windhagiana von Clemens Beutler, 1654 (mit nachträglicher Markierung des Dollbergs)

Die Burg Perg, auch Perga oder Perge genannt, war das westliche Verwaltungszentrum der Herren von Perg und Machland. Sie befand sich im Gebiet der heutigen Stadt Perg in Oberösterreich. Das entsprechende östliche Verwaltungszentrum war die Burg Machland in Baumgartenberg in Oberösterreich.[1]

Lage

Als Standplatz einer Burg Perg stehen Anhöhen oberhalb der Stadt Perg zur Diskussion. Es sind dies Dollberg, Kalvarienberg oder ähnliche Plätze. Sichtbare Spuren einer Burganlage fehlen bislang. Das Bundesdenkmalamt stuft die Burg als nicht mehr genau lokalisierbar ein.[2]

Geschichte

Die Burg Perg war im 11. und 12. Jahrhundert einer der Hauptsitze der hochedlen Herren von Perg und Machland. Als Bauherren der Burg gelten die Brüder Rudolf I. (* 1035; † 1090) und Walchun I. (* 1050; † 1100). Die Siedlung bei der Burg hieß von da an Perg.

Als letztes Familienmitglied mit Sitz in Perg gilt Friedrich II. (* 1150; † 1191), der sich 1189 dem vorbeiziehenden Kreuzfahrerheer unter Führung von Kaiser Friedrich Barbarossa anschloss. Dieses Heer hatte zuvor die damaligen Mauthausner Mauteinnehmer hart bestraft und ihr Dorf Mauthausen niedergebrannt, nachdem sie auch vom Kreuzfahrerheer Abgaben (Maut oder Zoll) verlangt hatten.[3]

Friedrich II. kehrte vom Kreuzzug nicht mehr zurück, er starb am 15. Juli 1191 in Antiochia am Orontes. Nach seinem Tod übersiedelte die Witwe Agnes von Wald zusammen mit ihrem Sohn Friedrich III. (* 1180; † 1218) auf Burg Wald an der Alz, einer Burg ihrer Familie in Oberbayern. Daraufhin kam der Großteil der Besitzungen Friedrichs II., auch Burg und Markt Perg, an den Landesfürsten. In Bayern wurde 1228 noch ein Rudolf V. als Sohn von Friedrich III. erwähnt. Dann verlor sich die Spur derer von Perg im Mannesstamm.

Die diskutierten Standplätze

Dollberg

Der Dollberg in Perg. Ansicht von Westen. Foto 2019. Rechts im Bild Pergkirchen, ehemalige Burgkirchenanlage der Herren von Perg und Machland.

Der Dollberg (Lage) ist ein breit angelegter Geländesporn im Norden der Stadt Perg. Er gilt als wahrscheinlicher Standplatz für eine frühmittelalterliche Burganlage, die als Vogtburg am rechten Naarnufer ~40 m über und zusammen mit den Häusern der Siedlung Perg errichtet wurde.

Schon nach 1191 nach dem Aussterben der Vögte von Perg wandelte sich diese Vogtburg zu einem landesfürstlichen Rittersitz der Tolberger und gegen Ende des 15. Jh. zu einem Bauernhof. Im Lehensuntertanenverzeichnis 1590–1630 ist er angeführt als Haus des Laurenz Dollperger.

In heimatkundlichen Aufsätzen blieb überliefert, dass um 1650 noch ein ruinöser Turm oberhalb des Marktes Perg sichtbar war, der um 1750 abgetragen wurde. Benedikt Pillwein berichtete entsprechend, dass eine Burg auf einer Anhöhe nördlich in der Nähe des Marktes Perg stand, welche um 1763 bis auf die Grundfeste abgetragen wurde.[4] 1830 gab es noch Mauerreste am Dollberg als auch am Abhang. Man verwertete diese beim Bau eines Wirtschaftsgebäudes der damaligen Brauerei Fries, Haus Markt 19 (moderne Adresse Dr. Schoberstraße Nr. 1). 1839 beseitigte man die letzten Grundmauern.

Auf dem Dollberg stehen heute von Grünflächen umgebene Privathäuser. Darunter die Manner-Villa (moderne Adresse Dollberg Nr. 1), das Landhaus von Josef Manner (1865–1947), dem Gründer der Süßwarenfabrik Manner in Wien. Sichtbare Spuren einer Burganlage fehlen.

Der Dollberg geht westlich und südlich in einen Steilabfall aus Sandstein über. Der südliche Steilabfall wird in seiner heutigen Form Stefaniehain genannt. Der Sandstein erlaubte, ohne große Mühe Keller und Gänge anzulegen. Der Erdstall Ratgöbluckn ist so ein begehbares museales Gang- und Kammernsystem im Stefaniehain. Der Name Dollberg bezieht sich darauf und besagt etwa ausgehöhlter Berg.

Der westliche Steilabfall geht im Norden über in eine Geländemulde und Wiesenflächen. In der Geländemulde befindet sich eine eigene Quellfassung. Der östliche Steilabfall besteht aus Granitgestein. Eine abschüssige Geländerinne mag dort noch eine Wallanlage andeuten. Unterhalb liegt am Naarnfluss die Hausmühle (moderne Adresse Naarntalstraße Nr. 9). Der Name Hausmühle lässt sich deuten als Mühle, die zur Burg (zum festen Haus) gehörte.

Kalvarienberg

Der Kalvarienberg (Lage) ist ein mäßig breiter Geländesporn im Nordwesten der Stadt Perg. Er gilt heute als alternativer und aber wenig wahrscheinlicher Standplatz für eine Burganlage. Heute findet man dort im Wesentlichen den Friedhof und die Kalvarienbergkirche. Im Norden und Osten geht der Bergsporn in einen Steilabfall aus Sandstein über. Unterhalb gibt es auch eine Wasserquelle und den sogenannten Hinterbach (nun verrohrt unter der Lebingerstrasse). Sichtbare Spuren einer Burganlage fehlen.

Schützenweg, Ziehberg, Karlingberg

Der heutige Schützenweg befindet sich in Perg linksufrig des Naarnflusses. Beim oberen Wegstück (Lage) führt im Westen ein ~25 m hoher Steilabfall aus Granitgestein hinunter zum Fluss. Gegenüber im Osten beginnt der Golfplatz Perg. Spuren einer oberhalb des Steilabfalls vermuteten Burganlage entdeckte man bislang keine.

Der Ziehberg ist ein breit angelegter Geländesporn und auch linksufrig des Naarnflusses gelegen. Die alte Ziehbergstraße (Lage) führt dort hohlwegartig steil bergauf. Oberhalb im Norden beginnt auch hier der Golfplatz Perg. Spuren einer vermuteten Burganlage entdeckte man bislang keine.

In der Topographia Windhagiana von 1654 zeichnete Clemens Beutler auf einer Anhöhe linksufrig des Naarnflusses ein dachloses eckiges Gebäude ein. Es lässt spontan an den Turm einer Burg denken. Derzeit meint man jedoch, im Gebäude das (abgebrannte) Gehöft Karlingberger (Besitzer war 1610–1644 ein Zacharias Prändl vom Khärlingberg[5]) zu erkennen. Die Gehöftstruktur blieb bis heute im zentralen Clubgebäude des Golfplatzes (Lage) erhalten.

In Summe gelten Schützenweg und Ziehberg einschließlich Karlingberg heute als unwahrscheinliche Burgenstandorte.

Literatur

  • Christian K. Steingruber: Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ von N. Grabherr, Version 2023/II. S. 609 (I/15/1 Perg). online auf steyr.dahoam.net
  • Florian Eibensteiner, Konrad Eibensteiner: Der Name von Perg. Die Vögte von Perg. In: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich. Im Selbstverlag, Linz 1933, S. 9 (Die Vögte von Perg; landesbibliothek.at, abgerufen am 8. Oktober 2023).
  • Viktor von Handel-Mazzetti: Die Vögte von Perg. Separatdruck aus dem Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum, Druck J. Wimmer, Linz 1912, S. 1 (landesbibliothek.at, abgerufen am 8. Oktober 2023).
  • Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Erster Theil: Der Mühlkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1827, Perg, S. 404  (Google eBook). 2. Auflage 1843 (Google Book), abgerufen am 8. Oktober 2023.
  • Georg Grüll: Perg. In: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. Birken Verlag, Wien 1962, S. 142 (Kapitel „65. Perg“).
  • Stadtgemeinde Perg (Hrsg.): Die Herren von Perge. In: Perg Stadterhebung. Trauner Druck, Linz 1969, S. 66 (Der Erdstall Ratgöbluckn).
  • Leopold Josef Mayböck: Die Herren von Perg/Machland und Klam/Velburg. In: Heimatbuch der Stadt Perg 2009. Herausgeber Heimatverein und Stadtgemeinde Perg, Denkmayr Druck, Linz 2009, ISBN 978-3-902598-90-5, S. 176 (Die Vogtburg der Herren von Perg).

Weblinks

Commons: Dollberg in Perg – Sammlung von Bildern
  • Land Oberösterreich, Doris-Kulturatlas, Burgen, Schlösser Sitz Perg Details (Lagestelle Kalvarienberg).

Einzelnachweise

  1. Michael Köck: Pergs verlorene Burgen. In: meinbezirk.at. 24. September 2018, abgerufen am 30. Januar 2021 (ursprünglicher Herrschaftssitz am Ulrichsberg, Baumgartenberg).
  2. Steingruber: Kritische Anmerkungen, S. 582.
  3. Willibald Katzinger: Markt und Maut Mauthausen. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 157. Linz 2012, S. 125–144 (zobodat.at [PDF]).
  4. Pillwein: Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. 1. Th. 1827, Perg, S. 404  (Google). 2. Auflage 1843 (Google) („Auf einer Anhöhe ...“).
  5. Hilda Spreitzhofer, Alois Lueger: Häuserchronik von Perg. Darunter das Manuskript Karlingberg Nr. 3. Privatbesitz in Perg

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Perg. Anhöhe Dollberg von Westen gesehen. Mit der "Manner-Villa", Dollberg N° 1. Landhaus von Manner Josef (1865-1947) und Ehefrau Amalia geborene Reinhart (1864-1939). Josef Manner war der Gründer der Süsswarenfabrik Manner in Wien. Die Anhöhe Dollberg wird als Lagestelle der abgekommenen Burg Perg angesehen.
Perg-in-Topographia-Windthagiana-Detail-Dollberg.jpg
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Mit färbigen Punkt angedeutete Lagestelle Dollberg für die abgekommene Burg Perg. Das Gebäude, auffällig linksufrig der Naarn auf einem Hügel eingezeichnet, ist vermutlich das (abgebrannte) Gehöft Karlingberger und nicht ein Rest der Burg Perg.