Burg Mömbris

Burg Mömbris

Burgstall der Burg Mömbris unterhalb des Alten Friedhofs (Blick nach Osten)

Alternativname(n)Schloss Mömbris, Schloss Memmelris (slosze Memmelris) (um 1300)[1]
StaatDeutschland
OrtMömbris
Entstehungszeitvor 1300
ErhaltungszustandBurgstall
Geographische Lage50° 4′ N, 9° 9′ O
Höhenlage180 m ü. NHN
Burg Mömbris (Bayern)

Die Burg Mömbris, auch Schloss Mömbris genannt, ist eine abgegangene Burg im bayerischen Spessart im heutigen Markt Mömbris im Landkreis Aschaffenburg.

Lage

Die Burg stand im mittleren Kahlgrund als Spornburg am Rand des mittelalterlichen Mömbris an einem auslaufenden Berghang links der Kahl und liegt heute unterhalb des Alten Friedhofs in Mömbris.

Name

Die Burg wird auch heute noch fälschlicherweise Womburg genannt. Das liegt daran, dass die Sagenschreiber im 19. Jahrhundert die Womburg[2], welche sich vermutlich in der Nähe des 1,5 km entfernten Schimborn befand, nicht zu lokalisieren wussten. Der Irrglaube, dass sich die Womburg am Mömbriser Friedhof befände, führte auch dazu, dass die auf den Friedhof zulaufende Straße in Strötzbach Womburgstraße genannt wurde.[3]

Wovon sich der Name von Burg und Ort Mömbris tatsächlich ableitet, ist nicht genau bekannt. Es bestehen zwei mögliche Theorien:

Der Name der Burg übertrug sich auf den Ort Mömbris, der ursprünglich westlich rund um die Burg bestand und nach der Zerstörung der Burg im Mittelalter sich nach Südosten verlagerte.

Geschichte

Der ehemalige Burggraben, der die kastellartige Burganlage (links) nach Süden zur Bergseite (rechte Bildseite) hin abtrennte und sicherte
Panorama vom Alten Friedhof aus: linke Bildhälfte der Burgstall, Burggraben dreiseitig umlaufend, rechter Bildrand: alte Friedhofsmauer

Von der Burg ist nur noch der Burgstall übrig. Das deutlich erkennbare Plateau liegt östlich des Alten Friedhofs. Als Erbauer der Burg werden die Grafen von Rieneck angesehen:

„... die Burg Mömbris war Rineckisches Eigenthum.“[5]

Die Burg entstand wahrscheinlich gleichzeitig mit der Burg Hauenstein vor 1300. Von hier aus wurde zusammen mit dem Schloss Hüttelngesäß und Hauenstein das unter Rienecks Einfluss stehende Gebiet der oberen Kahl und der Lohr gesichert. Später sollen die von Gayling, von Gonsrode (nach der Zerstörung erbauten diese den nahen Festen Hof Heimbach) und weitere Adlige Anteile an der Burg besessen haben, stellten aber nur Burgmänner auf der Burg.[2] 1405 wurde Schloss Mömbris im Auftrag Königs Ruprechts von Frankfurter und Gelnhäuser Soldaten zerstört.[3] Ein Graf Günther von Schwar(t)zburg, königlicher Hofmeister, soll den Zug gegen die Burg Mömbris angeführt haben. Die Frankfurter Handwerker legten die Burg vermutlich ohne Gegenwehr sachgerecht nieder, mitgeführte Kanonen verblieben in Alzenau und wurden nicht verwendet. Dem Rienecker Amtmann auf der Burg Mömbris, Rudolf von Bleichenbach, und Ritter Hennen Schelris wurde freier Abzug gestattet.[6][7]

Da sie auf einem Lageplan aus dem Jahre 1708 wieder eingezeichnet war, wird angenommen, dass die Burg danach wiederaufgebaut wurde. Spätestens mit dem Ende des 18. Jahrhunderts verfiel die Burg endgültig. 1846 wurde der schon ruinöse Bergfried wegen Einsturzgefahr abgerissen. 1884 bei einem weiteren (Teil-)Abbruch der Burg Mömbris soll die Messingpetschaft des letzten Burgmannes Wiegand von Bleichenbach gefunden wurden sein.[8] Im Ersten Weltkrieg sollen noch bis zu zwei Meter hohe Eckmauern sichtbar gewesen sein.[9]

Im April 2012 sollte der Friedhof erweitert werden. Dabei wurden Spuren des Burggrabens entdeckt. Das eigentliche und nahezu quadratische Burgplateau hat Ausmaße von etwa 25 auf 32 Meter. Außer auf der Seite zur Kahl hin, war die Burg auf drei Seiten mit einem Wall-Graben-System umgeben.[6] An der steil zum Kahlgrund abfallenden Hangseite sind nördlich und nordöstlich zwingerähnliche Terrassen noch erkennbar.

Eine knapp 21 cm große Skulptur aus Sandstein, die einen Frauenkopf auf rundem Leib darstellt, ist im Rathaus von Mömbris ausgestellt und wird als Relikt der Burg Mömbris gedeutet.[9]

Der Burgstall ist als Bodendenkmal nach der Bayerischen Denkmalliste ausgewiesen, die auf Basis des bayerischen Denkmalschutzgesetzes vom 1. Oktober 1973 erstellt wurde.[10]

Ausgrabungen

Der Bereich der Ausgrabungen im Norden

Der Markt Mömbris hat, ähnlich wie bei der nahen Burg Hauenstein im Jahr 2017, mit Genehmigung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eine Ergrabung der Burganlage durchführen lassen.[11] Die Ausgrabung des verantwortlichen Archäologischen Spessartprojekts fand von April bis Ende August 2019 statt.

Eine stattliche Anzahl Funde aus dem Zerstörungshorizont der Burg sind bereits dokumentiert.[12]

Die Ausgrabungen deuten auf drei Besiedlungsphasen hin:

  • Eine um 1250 existierende Holzburg
  • Ein Ausbau als steinerne Burg um 1300
  • Eine Ausgestaltung als Festes Haus etwa im Zeitraum um 1370 bis zur Zerstörung 1405

Verschiedene Baufugen der ausgegrabenen Mauern werfen nach wie vor einige Fragen zum konkreten Aussehen des Bauwerkes zu verschiedenen Zeitepochen auf.

Eisenschlacken deuten auf Verhüttungsprozesse hin: Um 1300 wurde hier vermutlich Eisen gewonnen und verhüttet. Eine Brandschicht mit Verschlackung lässt auf ein Feuer und Zerstörung von zumindest Burgteilen schließen.

Die Ausgrabungen konnten zeigen, dass Burg/Festes Haus nur etwa ein Viertel des ehemals vermuteten Burggeländes im Nordbereich einnahmen und zum Teil außerhalb des vermuteten Geländes lagen und bei der Friedhofserweiterung 2012 bereits abgetragen wurden. Der heute zu sehende "Burghügel" ist eine Aufschüttung des 19. Jahrhunderts, nachdem im 18./19. Jahrhunderts das Gelände quadratisch durch eine steinerne Einfriedung erweitert wurde, die später wieder verfüllt wurde.

Die Ausgrabung diente auch Bildungszwecken und Vermittlung lokaler Geschichte. Neben der Beteiligung vieler Ehrenamtlicher an den Ausgrabungen waren auch Kinder der nahen Ivo-Zeiger-Grundschule in einem Schulprojekt beteiligt, konnten in Teams Einblicke in die Ausgrabungsarbeit erleben und bekamen regionale Geschichte zum Anfassen vermittelt.[13]

Funde

Literatur

  • Dr. Alexander Kaufmann: V. König Ruprechts Feldzug in die Wetterau. Ein Beitrag zur Geschichte der Schlösser Mömbris und Wasserlos, S. 223–231. In: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 20, Würzburg 1869

Weblinks

Commons: Burg Mömbris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden.
  2. a b Die Womburg in: Der Sagenschatz des Bayernlandes. I. Bändchen: Kreis Unterfranken, Würzburg 1877, S. 64 f.
  3. a b c Unser Kahlgrund 2004. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328.
  4. Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, IV. Band - Teil 1: Unterfranken und Aschaffenburg; Abschnitt: III. Das Stift Fulda, Cotta'sche Buchhandlung, München 1866, S. 379
  6. a b Burg Womburg: Mömbriser Heimatgeschichte - Burg Womburg auf www.kulturlandschaft-kahlgrund.de; abgerufen am 24. Januar 2018
  7. Alexander Kaufmann: V. König Ruprechts Feldzug in die Wetterau. Ein Beitrag zur Geschichte der Schlösser Mömbris und Wasserlos, S. 228
  8. Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 1884, Nachricht des Baron Waitz von Eschen über Burg Alzenau und Burg Mömbris, S. CXII
  9. a b Karola Schmitt: Die Burg, die in Mömbris nahezu komplett verschwand auf www.bayern-blogger.de; abgerufen am 24. Januar 2018
  10. Denkmalliste Mömbris des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Nr. D-6-5920-0068, Spätmittelalterlicher Burgstall, nachqualifiziert (Stand 22. November 2017)
  11. Gemeinde-TV: Neuigkeiten im Januar 2018; abgerufen im Januar 2018
  12. Die Burg Mömbris – Funde, Webseite des ASP; abgerufen am 27. Juni 2019
  13. Die Burg Mömbris – Schulprojekt, Webseite des ASP; abgerufen am 12. August 2019

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