Burg Greifenstein (Südtirol)
Burg Greifenstein | ||
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![]() Burgruine Greifenstein über dem Etschtal | ||
Alternativname(n) | Sauschloss Castel Greifenstein Castel del Porco | |
Staat | Italien | |
Ort | Jenesien | |
Entstehungszeit | 1158 | |
Burgentyp | Höhenburg, Spornlage | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Geographische Lage | 46° 31′ N, 11° 18′ O | |
Höhenlage | 746 m s.l.m. | |
Die Burg Greifenstein, auch bekannt als Sauschloss, ist eine Burgruine hoch über der Terlaner Fraktion Siebeneich und liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Jenesien in Südtirol (Italien).
Lage
Die Ruine der Spornburg liegt auf einem fast allseitig steil abfallenden Geländesporn am Tschögglberg.
Geschichte
Die Burg wird 1158 erstmals urkundlich genannt. Arnold III., Graf von Bozen (gest. 1173), war damals auch Graf von Morit und Greifenstein.[1] Die Burg wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bei den Kämpfen zwischen Graf Meinhard II. von Tirol-Görz und dem Bischof von Trient weitgehend zerstört. Im späten 14. Jahrhundert kam die wieder aufgebaute Anlage in den Besitz der Herren von Starkenberg, nachdem der letzte Angehörige der Familie von Greifenstein namens Friedrich in der Schlacht von Sempach 1386 gefallen war.
Die Burg Greifenstein wurde im Auftrag von Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol („mit der leeren Tasche“) zweimal zur Niederschlagung der Tiroler Adelsopposition belagert.[2]
- Bei der ersten Belagerung im Frühjahr 1418 wurde die Burg nicht eingenommen. Der Ausfall, von dem Oswald von Wolkenstein in seinem Greifensteinlied (KL 85) berichtet, dürfte sich auf diese Belagerung beziehen.[3]
- Die zweite Belagerung begann im Frühjahr 1423 und dauerte bis November 1426. Nachdem Wilhelm von Starkenberg die Burg Anfang des Jahres verlassen hatte, übergaben sie seine Knechte am 27. November 1426.[4]

Den Beinamen „Sauschloss“ erhielt die Burg der Legende nach in Hinblick auf eine dieser Belagerungen. Die Belagerten warfen Friedrich und seinem Heer angeblich ein gebratenes Schwein hinab, um zu verdeutlichen, dass ein Belagerungserfolg durch Aushungern ausgeschlossen sei. Tatsächlich seien die Belagerer daraufhin abgezogen – nicht ahnend, dass das gebratene Schwein der letzte Proviant der Burgbesatzung war. Bei der hier geschilderten Belagerungslist handelt es sich allerdings um eine weitverbreitete und sehr alte Wandersage, die sich bereits bei Ovid findet.[5] Die erste schriftliche Überlieferung zur Greifensteiner „Sauschloss-Legende“ ist aus dem Jahr 1737.[6]
Nach der Übernahme durch die Habsburger übernahmen landesfürstliche Pfleger die Burgverwaltung, so im Jahr 1451 der Bozener Amtmann Franzisk Schidmann, „phleger auff Greiffenstain“.[7] In der Folge blieb die Burg fortwährend im Besitz der Tiroler Landesfürsten, die sie nach alter Sitte vom Hochstift als Lehen empfingen und ab dem Ende des 15. Jahrhunderts als Pfand- und Afterlehen weiterverliehen. Die Pfandinhaber waren: die Kässler von Boimont 1490, die Fugger 1501, die Trautmannsdorf 1534, die Khuen 1560, Doktor Haselwanter 1629 und Wilhelm Hochenhauser zu Thierburg, Inhaber der Gerichte und Ämter Burgstall, Mölten und Jenesien, im Jahr 1634. Dessen Söhne Uriel und Ehrenreich empfingen die Burg als Pfandgegenstand zum Mannslehen. Der Anteil Uriels mit dem eigentlichen Schloss Greifenstein kam durch Kauf an Girardi von Kastell und von diesem 1668 an die Grafen von Wolkenstein Trostburg. Den Anteil Ehrenreichs kauften 1704 die Grafen Spaur.[8] Im 19. Jahrhundert befand sich Greifenstein bereits in privater Hand.
Anlage

Vom Tal aus sieht die große Ruine wenig beeindruckend aus. Erst auf dem Gelände wird deutlich, dass die ehemals sehr starke Anlage ausgedehnt ist und durch eine weiter unten am Burgfels liegende große Vorburg geschützt war.
Literatur
- Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen. 4). Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1995, ISBN 3-631-45877-0, S. 96–102.
- Karin Kranich-Hofbauer: Der Starkenbergische Rotulus: Handschrift, Edition, Interpretation (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe 51). Institut für Germanistik, Innsbruck 1994, ISBN 3-901064-12-5.
- Josef Nössing: Greifenstein. In: Oswald Trapp: Tiroler Burgenbuch. VIII. Band: Raum Bozen. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1989, ISBN 978-88-7014-495-6, S. 257–274.
- Armin Torggler: Bemerkungen zur früh- bis hochmittelalterlichen Keramik im Etschtal. In: Accademia Roveretana degli Agiati (Hrsg.): Atti dell’ Accademia Roveretana degli Agiati. Jahrg. 259 (2009), Serie VIII, Band IX, A, Heft II, 1, Rovereto 2009, S. 185–212 (Digitalisat).
Weblinks
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
- Burg Greifenstein / Sauschloss | Castel Grifo auf burgenwelt.org
Einzelnachweise
- ↑ Siehe: Familie der Grafen von Bozen
- ↑ Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen. 4). Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1995, S. 98 f.
- ↑ Die Lieder Oswalds von Wolkenstein: KL 85. Nach der Ausgabe von Karl Kurt Klein (unter Mitwirkung von Walter Weiß und Notburga Wolf), in der Fassung der 3. Auflage (von Hans Moser, Norbert Richard Wolf und Notburga Wolf), Tübingen 1987.
- ↑ Karin Kranich-Hofbauer: Der Starkenbergische Rotulus. Handschrift – Edition – Interpretation. Innsbruck 1994, ISBN 978-3-901064-12-8.
- ↑ Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen. 4). Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1995, S. 97 f.
- ↑ Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen. 4). Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1995, S. 96 und S. 99 ff.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 108, Nr. 1044.
- ↑ Beda Weber: Das Land Tirol. 2. Band: Südtirol (Etsch-, Drau-, Brenta-, Sarkaregion). Wagner, Innsbruck 1838, S. 403; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
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