Bunte Wicke

Bunte Wicke

Bunte Wicke (Vicia villosa subsp. varia)

Systematik
Familie:Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie:Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus:Fabeae
Gattung:Wicken (Vicia)
Art:Zottige Wicke (Vicia villosa)
Unterart:Bunte Wicke
Wissenschaftlicher Name
Vicia villosa subsp. varia
(Host) Corb.

Die Bunte Wicke (Vicia villosa subsp. varia) ist eine Unterart der Pflanzenart Zottigen Wicke (Vicia villosa) aus der Gattung Vicia[1] in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae).[2] Sie kommt in Mitteleuropa zerstreut vor. Als Kulturpflanze hat sie wegen ihres zähen Stängels keine Bedeutung und gilt als minderwertig.

Beschreibung

Blütenstand
Herbarbeleg

Vicia villosa subsp. varia(Host) Corb. ist Vicia villosaRoth subsp. villosa relativ unähnlich, aber anfangs sind bei der Bunten Wicke Stängel, Blätter und Kelch anliegend (Haare länger als 1 mm) behaart, später verkahlend – bei der Nominatform aber von Anfang an stark filzig behaart.

Habitus und Blätter

Die Bunte Wicke ist eine meist einjährige, selten ausdauernde krautige Pflanze. Der Stängel ist dünn, zäh und wie die Laubblätter zerstreut und kurz behaart bis fast kahl.[3]

Die wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die gefiederte Blattspreite enthält viele Fiederblättchen in sieben bis zehn Paaren und sind kleiner als bei Vicia villosa subsp. villosa. Die frischgrünen und schwach behaarten Fiederblättchen sind meist 1 bis 2 Zentimeter lang und 2 bis 3, selten bis zu 5 Millimeter breit mit gerundetem bis spitzem, seltener ausgerandetem oberen Ende. Die Nebenblätter sind klein, die unteren halbspießförmig.

Blütenstände und Blüten

Die Blütezeit liegt in den Monaten Juni bis August.[3] Der ziemlich locker aufgebaute Blütenstände ist so lang bis wenig länger als die Laubblätter und enthält nur fünf bis 15, selten bis zu 25 abstehende und nur zuletzt nickende Blüten.[3]

Die Blüten ist bei einer Länge von etwa 12 bis 17 Millimetern zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist glockig, oft violett überlaufen und besitzt kurze, fast kahle Zähne. Die unteren Kelchzähne sind lanzettlich, länger als die oberen, aber kürzer als die Röhre. Die fünf meist purpurvioletten, selten auch weißen Kronblätter sind in der typischen Form der Schmetterlingsblüte angeordnet. Die Flügel sind heller als die Fahne.[3]

Früchte und Samen

Die Hülsenfrucht ist 2 bis 4 Zentimeter lang und 7 bis 10 Millimeter breit, mit einem aus dem Kelch wenig hervorragenden Stielchen. Sie enthalten zwei bis acht Samen. Die Samen sind rundlich, etwas abgeflacht, matt und von violettbrauner bis schwarzer Färbung.[3]

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[4]

Vorkommen

Die Bunte Wicke ist in Südeuropa von der Iberischen Halbinsel bis zu den Balkanländern sowie Kleinasien und Nordafrika verbreitet. Es gibt Fundortangaben für Deutschland, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz, Italien, Sardinien, Sizilien, Malta, Monaco, Korsika, Frankreich, Andorra, Spanien, Gibraltar, Balearen, Portugal, Tunesien, Marokko, Ägypten, Israel, Palästina, Jordanien, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Nachitschewan, Ungarn, Polen, Lettland, die ehemalige Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Georgien, Abchasien, Nordkaukasus, Griechenland, Kreta, Karpathos und die Türkei.[1] In einigen Gebiet Nord- und Osteuropas ist sie ein Neophyt.[1]

Sie kommt in Deutschland als Neophyt häufiger nur in Ostdeutschland, Nordbayern und in Südwestdeutschland vor.

Die Bunte Wicke wächst in Getreidefeldern, an Wegrändern und hat ähnliche Standortansprüche wie die Zottige Wicke (Vicia Villosa subsp. villosa). Besonders oft kommt sie in Mitteleuropa im Papaveretum argemones des Verbands Aperion spicae-venti vor.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für Vicia villosa subsp. varia: Feuchtezahl F = 2w (mäßig trocken aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Taxonomie

Die Erstbeschreibung unter dem Namen Vicia variaHost erfolgte 1831 durch Nicolaus Thomas Host in Flora Austriaca, Band 2, S. 332.[6] Als Erstveröffentlichung des Namens Vicia villosaRoth subsp. varia(Host) Corb. gilt François Marie Louis Corbière: Nouv. Fl. Norm., 1894. S. 181;[1] doch wurde dort diese Neukombination nicht vorgenommen.[6] Das Epitheton varia bedeutet „mannigfaltig“. Weitere Synonyme für Vicia villosaRoth subsp. varia(Host) Corb. sind: Cracca villosa(Roth) Godr. & Gren., Vicia polyphyllaDesf., Vicia pseudovillosaSchur, Vicia dasycarpaTen., Vicia eriocarpa(Hausskn.) Halácsy, Vicia glabrescens(W.D.J.Koch) Heimerl, Vicia villosa subsp. dasycarpa(Ten.) Cavill., Vicia villosa var. eriocarpaHausskn., Vicia villosa var. glabrescensW.D.J.Koch.[6][1]

Literatur

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, 1975, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg, ISBN 3-489-70020-1.
  • Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora, 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0.
  • Sebald, Seybold, Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, 1990, Ulmer Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-8001-3323-9.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, 1986, Schwabe & Co. AG, Basel, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, 1990, Ulmer Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise

  1. a b c d e ILDIS World Database of Legumes 2010. In: Euro+Med PlantBase.
  2. Vicia villosa subsp. varia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 14. Juni 2022.
  3. a b c d e Gustav Hegi, Helmut Gams: Familie Leguminosae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, Band IV, Teil 3, Seite 1537. Verlag Carl Hanser, München 1964.
  4. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 612.
  5. Vicia villosa subsp. varia (Host) Corb. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  6. a b c Vicia villosa subsp. varia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 14. Juni 2022.
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