Bundeszeichen (Studentenverbindung)

Das Bundeszeichen, in der ausgeprägtesten Form auch „Großes Bundeszeichen“ genannt, ist eine Zusammenstellung von Identitätssymbolen besonders alter Studentenverbindungen.

Geschichte

Die Tradition geht auf die freimaurerisch ausgerichteten Studentenorden des 18. Jahrhunderts zurück, die in Briefen, aber auch in Stammbüchern Geheimzeichen zum Ausdruck ihrer Mitgliedschaft in diesen „Geheimbünden“ einzeichneten oder auch im Text versteckten. Mit der Zeit entwickelten sich daraus recht komplexe grafische Gebilde, die dann auch von den um 1800 entstandenen Corps, der ältesten heute noch existierenden Form von Studentenverbindung, übernommen wurden.

Als die Stammbücher außer Mode kamen, wurden die Bundeszeichen nur noch in den Studentenwappen in einem Feld des Schildes dargestellt.

Typische Bestandteile eines Bundeszeichens sind die gekreuzten Mensurschläger, meistens umrahmt oder unterlegt von einem Lorbeerkranz. Dabei handelt es sich je nach Universitätsort um Korbschläger oder Glockenschläger, teilweise aber auch noch um die alten Pariser (Stoßdegen). Dieses Element des Bundeszeichens stellt die Satisfaktionsfähigkeit der Mitglieder des jeweiligen Bundes symbolisch heraus und wird daher auch Satisfaktionszeichen genannt.

Dazu kommen Wahl- und/oder Wappenspruch der Verbindung, oft auch nur in Form der Anfangsbuchstaben, ebenso wie die Farben, die in schriftlicher Form aufgeführt wurden, da eine Colorierung bei der ursprünglichen Verwendung oft nicht in Frage kam.

Wichtig war auch das Gründungsdatum, das nicht fehlen durfte.

Beliebt war eine Huldigung an den Stifter („Stifter-Vivat“), wenn es denn eine einzige Führungspersönlichkeit war, die die Gründung angeregt hatte, in der Form „vivat XY“ (oder abgekürzt „vt XY“). Statt XY stand hier der Name, aber auch der oft abgekürzt.

Die Zahl der Gründungsburschen wurde mit dem so genannten „Punktbruch“ angegeben. Dabei wurde ein waagerechter Strich – ähnlich einem Bruchstrich – gezogen. Über den Strich wurden drei Punkte für die drei Chargierten gesetzt, unter dem Strich Punkte entsprechend der Zahl der restlichen Gründungsmitglieder. Statt der Punkte stehen oft auch Kreuzchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die drei Chargenkreuzchen über dem Bruchstrich der Ursprung der heute noch verwendeten Chargenzeichen sind.

Die alten überlieferten Bundeszeichen sind heute eine wichtige Quelle für die Studentenhistoriker. Verbindungen, die ab etwa 1820 gegründet wurden, haben selten so aussagekräftige Bundeszeichen. Sie begnügen sich oft mit den gekreuzten Schlägern über einem Lorbeerkranz und dem eingeschriebenen Gründungsdatum.

Frühe Beispiele

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Lorbeerkranz mit zwei gekreuzten Glockenschlägern, im oberen Feld den Zirkel, rechts das Gründungsdatum XXI.V.1810, unten den Wappenspruch „Gladius ultor“ und den abgekürzten Wappenspruch v.f.i.f.i. („vivant fratres intimo foedere iuncti“) sowie den „Punktbruch“ mit drei Punkten oben für die drei Chargierten und vier Punkten unten für die restlichen Gründungsburschen, links und rechts vom Punktbruch die Buchstaben „V“ und „H“ für „Vivat Haaser“ (Huldigung an den Gründer des Corps), im linken Feld die Farben „Grün.Schwarz.Weiss“, das Datum ganz unten (XXV.I.1819) ist ein Rekonstitutionsdatum.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Guestphalia Bonn Pfeife mit Zirkel.jpg
Autor/Urheber: Corps Guesphalia Bonn, Lizenz: FAL
Picture of ancient pipe documenting the foundation of student fraternity Guestphalia Bonn
Bundeszeichen Corps Onoldia Erlangen.jpg
Bundeszeichen Corps Onoldia Erlangen, Stammbuchzeichnung um 1840, Rechte abgelaufen
Bundeszeichen Guestphalia Berlin.jpg
Großes Bundeszeichen Corps Guestphalia Berlin (1810-1821), Zeichnung älter als 1821, Rechte abgelaufen

Großes Bundeszeichen des Corps Guestphalia Berlin (bestand von 1810 bis 1821, berühmtestes Mitglied war der Dichter Theodor Körner, aktiv 1811, gefallen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon 1813), zeigt

  • den Lorbeerkranz mit zwei gekreuzten Glockenschlägern, an Klingenspitzen und Griffen die Buchstaben "P.A.C.H." ("pectus amico, cuspis hosti"),
  • im oberen Feld den Zirkel,
  • rechts das Gründungsdatum XXI.V.1810,
  • unten den Wappenspruch "Gladius ultor" und den abgekürzten Wappenspruch v.f.i.f.i. ("vivant fratres intimo foedere iuncti") sowie den "Punktbruch" mit drei Punkten oben für die drei Chargierten und vier Punkten unten für die restlichen Gründungsburschen, links und rechts vom Punktbruch die Buchstaben "V" und "H" für "Vivat Haaser" (Huldigung an den Gründer des Corps, der bereits in Göttingen und Jena einer Guestphalia angehört hat),
  • im linken Feld die Farben "Grün.Schwarz.Weiss",
  • das Datum ganz unten (XXV.I.1819) ist ein Rekonstitutionsdatum).
Bundeszeichen Corps Bavaria Würzburg.png
Autor/Urheber: w:de:User:Rabe!, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bundeszeichen des w:de:Corps Bavaria Würzburg als Bestandteil des w:de:Studentenwappens der Verbindung, mit folgenden Bestandteilen:
  • Gekreuzte Mensurwaffen, hier zwei w:de:Pariser (Stoßdegen), da das Fechten auf Stoß in Würzburg bis weit in das 19. Jahrhundert hinein üblich war
  • Abkürzung des Wahlspruchs "PPAA" (pro patria atque amicitia, deutsch: "Für Vaterland und Freundschaft") und des Wappenspruchs "SS" (semper superiores, deutsch: "Immer die Überlegenen")
  • Abkürzung der Farbbezeichnung des w:de:Couleurs "BWB" für "dunkelblau-weiß-hellblau"
  • Das Gründungsdatum "1 III 1815" für den w:de:1. März w:de:1815
  • Das Stifter-Vivat "vt Kst" für "vivat Kast" (Carl Theodor Kast, später vom österreichischen Kaiser geadelt als Carl Theodor Freiherr Kast von Ebelsberg, gilt als Stifter des Corps)
  • Der "Punktbruch", hier ohne "Bruchstrich" und mit Kreuzchen statt Punkten, drei Kreuze für die ersten Chargierten, neun weitere Kreuze für die anderen Gründungsmitglieder