Bundesverband Paket und Expresslogistik

Bundesverband Paket und Expresslogistik
(BIEK)
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Zweck:Interessensverband
Vorsitz:Marten Bosselmann
Gründungsdatum:23. März 1982
Mitgliederzahl:5
Sitz:Berlin
Website:www.biek.de

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik e.V. (BIEK) mit Sitz in Berlin vertritt die wirtschaftlichen und politischen Interessen international agierender Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) gegenüber der Politik. Die Kernanliegen des Verbandes sind ein fairer Wettbewerb in den Paketmärkten und die Verkehrspolitik. Zu seinen Mitgliedern gehören DPD Deutschland, General Logistics Systems Germany, GO! Express & Logistics, Hermes Germany sowie UPS. Der Verband ist Herausgeber verschiedener Publikationen mit Zahlen, Daten, Fakten und Trends zur KEP-Branche und veröffentlicht jährlich eine Marktanalyse („KEP-Studie“).[1] Zudem ist er Ansprechpartner für Medien und Wissenschaft und kommuniziert die Anliegen der KEP-Branche gegenüber der Öffentlichkeit.

Geschichte

Der BIEK wurde 1982[2] als „Bundesverband Internationaler Kurierdienste“ gegründet, um den internationalen Dokumentenversand zu erleichtern.

1984 kam es zum Abschluss einer Vereinbarung mit dem damaligen Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, in der internationale Kurierdienste vom damaligen Briefmonopol ausgenommen wurden. Damit war die erste rechtliche Grundlage geschaffen, auf der sich in den kommenden Jahren immer mehr private Kurier- und Express-Unternehmen auf dem deutschen Markt etablieren konnten. Gleichzeitig war diese Entwicklung Auslöser der Deregulierungsbemühungen auf europäischer Ebene, die schließlich im Grünbuch der Kommission zur Deregulierung der Postdienste und 1998 in der ersten europäischen Postrichtlinie[3] mündeten. In Deutschland war der BIEK seit 1988 an den Beratungen zur Postreform beteiligt, die schließlich 1997 zur Verabschiedung des heutigen Postgesetzes geführt haben.

Der Name des Verbandes wurde 1991 in Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste e.V. (BIEK) geändert.[4] Der Verband führte im Auftrag seiner Mitglieder viele Beschwerden vor Gerichten und der RegTP[5] gegen die Deutsche Post AG. Vorwürfe waren unter anderen Verdrängungswettbewerb,[6] Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung[7] und Erhalt staatlicher Hilfen, ungerechtfertigter Erhalt staatlicher Hilfen und zu hohe Briefporti.[8][9][10]

Seit 2014 heißt er Bundesverband Paket und Expresslogistik e.V. (BIEK).

Kernanliegen

Im Rahmen seiner Verbandstätigkeit hat sich der BIEK zu einer Reihe von Themen positioniert und ist zu einem Verband der politischen Interessenvertretung geworden:

Fairer Wettbewerb

Als Wettbewerbsverband spricht sich der BIEK für eine Deregulierung des Paketmarktes und einen freien, chancengleichen und fairen Wettbewerb aus. Der Verband sieht auch nach der Abschaffung des Briefmonopols Anlass, auf die Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung der Deutschen Post AG/DHL (DP AG) hinzuweisen und dagegen anzugehen. Hinzu kommen diverse Privilegien auf Grundlage der Universaldienstverordnung, u. a. die Mehrwertsteuerbefreiung von Postdienstleistungen. Die gemeinschaftliche Erbringung der postalischen Grundversorgung im Paketmarkt widerspricht aus Sicht des BIEK einer einseitigen Bevorteilung der DP AG. Deshalb fordert der Verband eine Anpassung des aktuellen Postgesetzes[11]: Der Ordnungsrahmen soll die 1997 angelegte Wettbewerbsorientierung stärken und einen Rahmen für funktionierenden Wettbewerb bieten. Die Bundesaktienanteile von 20,6 Prozent stellen aus Sicht des BIEK einen Interessenkonflikt dar, da der Staat auf dem Postmarkt sowohl regulierend als auch als Dividendenempfänger auftritt. Für eine ausreichende Regulierung des Marktes und gleiche Wettbewerbschancen unter den Paketdienstleistern fordert der Verband daher den Verkauf der staatlichen Anteile an der DPAG und eine Preisdumpingkontrolle für Paketprodukte. Mit einem Verbot der Quersubventionierung soll es der DPAG unmöglich werden, ihre Paketprodukte teilweise durch Briefporti zu finanzieren und dadurch die Preise im Paketmarkt zu drücken.

Innenstadtlogistik

Zur nachhaltigen und effizienten Sendungsbeförderung auf der letzten Meile nutzt die Paketbranche (bestehend aus Kurier-, Express- und Paketdiensten, KEP) diverse Zustellkonzepte. Neben der klassischen Zustellung mit leichten Nutzfahrzeugen (Liefer- bzw. Zustellfahrzeuge, i. d. R. bis 3,5 t zulässige Gesamtmasse, teilweise auch bis 7,5 t) werden auch alternative Konzepte angewandt. Beim Konzept „Mikrodepot“ werden Container, Nutzfahrzeuge oder Immobilien als dezentrale Zwischenlager in Zentrumsnähe (auch Stadtteilzentren) genutzt und die Sendungen von dort aus mit Lastenfahrrädern oder Sackkarren zugestellt. Ein anderes Konzept sind Paketstationen, also mit Schließfächern vergleichbare Boxen, in welchen die Pakete deponiert und später vom Empfänger abgeholt werden. Paketstationen stehen oft an von Empfängern häufig besuchten Örtlichkeiten, z. B. Einkaufszentren oder Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Sie sind auch als Ergänzung zu Briefkastenanlagen an Mehrfamilienhäusern geeignet. Der BIEK spricht sich aus wettbewerbs- und städtebaulichen Gründen für anbieteroffene Paketstationen aus, um eine Vielzahl firmeneigener Paketstationen zu vermeiden. Zur Errichtung von Mikrodepots und Paketstationen setzt sich der Verband für zusätzliche öffentliche Flächen, weniger Bürokratie und mehr Rechtssicherheit bei deren Nutzung ein. Im Rahmen der Initiative „Liefern lieber in der ersten Reihe!“ setzt sich der BIEK dafür ein, dass ein Verkehrszeichen „gewerbliche Liefer- und Ladezone“ in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen wird.[12][13] In Verbindung mit einem absoluten Haltverbot analog zum Taxistand sollen Liefer- und Ladezonen ausreichende Haltemöglichkeiten für Be- und Entladevorgänge für den gewerblichen Verkehr schaffen. Die klare und einheitliche Beschilderung soll Fehlbelegungen verhindern, die Kontrollierbarkeit verbessern, den fließenden Verkehr und die Zusteller entlasten, die Verkehrssicherheit erhöhen, die Umwelt schonen und die Lieferungen beschleunigen[14][15]

Verkehr und Umwelt

Der BIEK spricht sich für den stärkeren Einsatz von Lang-Lkw aus, da diese bei großvolumigen Ladungen einen effizienten Transport mit weniger Fahrzeugen ermöglichen. Dazu fordert der Verband die Ausweitung des Streckennetzes in Deutschland und Europa. Die Förderung alternativer Antriebe bei Nutzfahrzeugen und der Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur für elektrisch- und gasbetriebene Fahrzeuge sind für den BIEK wichtige Maßnahmen, um die Sendungsbeförderung nachhaltiger zu gestalten. Für die letzten Meile sind aus Sicht des Verbandes die Rahmenbedingungen für die Errichtung und den Betrieb von Mikrodepots in Verbindung mit Lastenrädern zu optimieren. Dazu gehört eine geeignete Fahrradinfrastruktur ebenso wie die Verfügbarkeit von Logistikflächen im öffentlichen Straßenraum. Der BIEK setzt sich darüber hinaus für die Sanierung und einen schnellen und bedarfsgerechten Ausbau der Straßeninfrastruktur einschließlich einer geeigneten digitalen Infrastruktur ein.

Arbeit und Soziales

Im Hinblick auf den stetig wachsenden KEP-Markt hält der BIEK politische Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel für notwendig. Der Mindestlohn ist zurückhaltend anzupassen, da die KEP-Branche im Besonderen den Geringqualifizierten Arbeitschancen und Entwicklungsperspektiven bietet.

Die mediale Berichterstattung zeichnet wiederholt ein schlechtes Bild der Paketbranche. Der BIEK stellte klar, dass seine Mitglieder keine Verstöße dulden und eine „Vision Zero“ verfolgen. Zum Ausschluss „schwarzer Schafe“ haben der BIEK und seine Mitglieder ein Präqualifizierungsverfahren[16] entsprechend dem Paketboten-Schutzgesetz entwickelt. Das Zertifizierungsprogramm soll die Standards bei Nachunternehmern entscheidend verbessern, Kontrollen des Zolls aber nicht ersetzen.

Digitalisierung

Die KEP-Branche nutzt den digitalen Fortschritt zur Steigerung der Effizienz in den Logistikprozessen und der Entlastung ihrer Mitarbeiter. Der BIEK setzt sich deshalb für einen flächendeckenden Breitbandausbau und bessere politische Rahmenbedingungen für den digitalen Fortschritt, z. B. beim autonomen Fahren, ein.

Netzwerk, Initiativen und Kampagnen

Der BIEK ist Mitglied in der Logistics Alliance Germany (LAG).[17] und der European Express Association (EEA)[18] Außerdem pflegt der Verband sein breites Netzwerk zu verschiedenen Verbänden sowie Unternehmen und unterstützt diverse Initiativen.

Der BIEK hat die Initiative „Liefern lieber in der ersten Reihe!“ gestartet, in deren Rahmen sich der Verband und weitere Unterstützer für eine Verkehrsbeschilderung „gewerbliche Liefer- und Ladezone“ einsetzt.

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik unterstützt die bundesweite Initiative „Die Wirtschaftsmacher“.[19] Der Zusammenschluss von mehr als 100 Verbänden, Unternehmen und Medienpartnern aus der Logistikbranche verfolgt das Ziel, Aufmerksamkeit für den Wirtschaftsbereich Logistik zu schaffen, die Attraktivität für potentielle und bestehende Arbeitnehmer zu erhöhen, die Bedeutung für die deutsche Wirtschaft hervorzuheben und das Image zu verbessern.

Marktzahlen/KEP-Studie

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik veröffentlicht jährlich eine Studie über den KEP-Markt in Deutschland.[20] Demnach realisierte die Branche im Jahr 2021 Umsätze in Höhe von 26,9 Milliarden Euro und beförderte 4,51 Milliarden Sendungen.[21]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. biek_ev: KEP-Studie 2020. In: Website Bundesverband Paket & Expresslogistik. Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK), abgerufen am 26. August 2020.
  2. Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg, VR 28828 (Bundesverband Paket & Expresslogistik e. V. (BIEK))
  3. Richtlinie 97/67/EG
  4. Peter Klaus, Winfried Krieger, Michael Krupp: Gabler Lexikon Logistik. Management Logistischer Netzwerke und Flüsse. 5. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-7172-2, S. 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Mark van der Horst: The Cookie Jar Dilemma. Why the Principles Embedded in the European Postal Legislation will continue to Create Problems. In: Michael A. Crew, Paul R. Kleindorfer (Hrsg.): Postal and Delivery Services. Delivering on Competition (= Topics in Regulatory Economics and Policy. Band 44). Kluwer, Boston 2002, ISBN 1-4020-7035-7, S. 326 f. (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Birger Nicolai: Paketzusteller: „Briefkunden finanzieren Paket-Dumping der Post“. In: welt.de. 27. Mai 2013, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  7. Birger Nicolai: Zustelldienste: Kampf um die Paketbox im Vorgarten hat begonnen. In: welt.de. 13. Mai 2014, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  8. 2002/753/EG: Entscheidung der Kommission vom 19. Juni 2002 über Maßnahmen der Bundesrepublik Deutschland zugunsten der Deutschen Post AG (Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2002) 2144) 14. September 2002, Amtsblatt der Europäischen Union. L 247/27.
  9. Rechtssache C-399/08 P: Rechtsmittel der Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen das Urteil des Gerichts Erster Instanz (Dritte erweiterte Kammer) vom 1. Juli 2008 in der Rechtssache T-266/02, Deutsche Post AG, unterstützt durch Bundesrepublik Deutschland gegen Kommission der Europäischen Gemeinschaften, unterstützt durch Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste e.V. (BIEK) und UPS Europe NV/SA, eingelegt am 15. September 2008 (Fax: 12. September 2008) (PDF) In: Amtsblatt der Europäischen Union.
  10. biek_ev: Wettbewerb gewinnt Verfahren zum Briefporto – Verbraucher profitieren. In: Pressemeldung Bundesverband Paket & Expresslogistik. Bundesverband Paket & Expresslogistik, 28. Mai 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  11. biek_ev: IM FOKUS:. In: DIE NOVELLIERUNG DES POSTGESETZES ANGEHEN – PAKETBRANCHE FORDERT GLEICHBEHANDLUNG. Bundesverband Paket & Expresslogistik, abgerufen am 26. August 2020.
  12. Liefern lieber in der ersten Reihe!, auf biek.de, abgerufen am 23. Oktober 2020
  13. Initiative für klar geregelte Ladezonen, auf bg-verkehr.de, abgerufen am 23. Oktober 2020
  14. biek_ev: IM FOKUS. In: DREI PUNKTE FÜR BESSEREN VERKEHRSFLUSS. Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK), abgerufen am 26. August 2020.
  15. biek_ev: IM FOKUS. In: WAS BEWIRKEN GEWERBLICHE LIEFER- UND LADEZONEN? Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK), abgerufen am 26. August 2020.
  16. biek_ev: Pressemitteilung. In: Paketbranche führt Prüfsiegel ein. Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK), 28. Juli 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  17. New member: German Parcel and Express Association (BIEK), auf euroexpress.org, abgerufen am 23. Oktober 2020
  18. Membership, auf euroexpress.org, abgerufen am 23. Oktober 2020
  19. Logstik: Entdecke die bunte Welt der Wirtschaftsmacher, auf die-wirtschaftsmacher.de, abgerufen am 23. Oktober 2020
  20. BIEK - Studien, auf biek.de, abgerufen am 23. Oktober 2020
  21. Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK) / KE-CONSULT Kurte&Esser GbR, Impulsgeber mit Innovationskraft, KEP-Studie 2022 – Analyse des Marktes in Deutschland, Berlin, Köln 2022.

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