Bundestrainer (DFB)

Julian Nagelsmann und Christian Wück, derzeitige Bundestrainer der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft
Julian Nagelsmann und Christian Wück, derzeitige Bundestrainer der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft
Julian Nagelsmann und Christian Wück,
derzeitige Bundestrainer
der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft

Als Bundestrainer (vor 1945 Reichstrainer) bezeichnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die verantwortlichen Trainer der Männer- beziehungsweise Frauen-Fußballnationalmannschaft.

Der erste Reichstrainer, Otto Nerz, wurde 1926 zunächst als „nebenamtlicher“ Trainer berufen. Bis 1928 bestimmte der Spielausschuss des DFB Kader und Aufstellung, der Mannschaftskapitän aber die Taktik.

Laut DFB-Statuten muss der Bundestrainer über eine Trainerlizenz als Fußballlehrer verfügen. Da Franz Beckenbauer als Verantwortlicher für die Herren-Nationalmannschaft keine Trainerlizenz besaß, wurde für ihn die Bezeichnung Teamchef eingeführt. Dies wurde später auch auf Rudi Völler übertragen. Ihre faktischen Assistenten (Horst Köppel und Holger Osieck bzw. Michael Skibbe) fungierten dann jeweils offiziell als Bundestrainer.

Im Gegensatz zu den Spielern muss der Bundestrainer nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Bis heute gab es allerdings noch keinen ausländischen Bundestrainer.[1]

Mit Ausnahme von Steffi Jones und Hansi Flick wurde noch kein Bundestrainer bzw. keine Bundestrainerin vom DFB entlassen. Jupp Derwall, Erich Ribbeck und Rudi Völler traten aber nach schlechtem Abschneiden der Mannschaft bei Europameisterschaften (jeweils Ausscheiden nach der Vorrunde) vorzeitig zurück, während Berti Vogts zurücktrat, nachdem als Europameister und Weltranglisten-Zweiter lediglich das Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft 1998 erreicht und bei zwei Testspielen im September u. a. gegen Malta (124. der FIFA-Weltrangliste) keine überzeugende Leistung gezeigt worden war. Joachim Löw trat nach der EM 2021 zurück, obwohl sein Vertrag noch die WM 2022 umfasste.

Männer

Nr.Name
(kursiv=Assistenztrainer 1)
von 2bis 2Amtszeit
(Tage)
SpSUNToreDiff.Pkt.Quote 3SiegeDebütantenErfolge
kein Trainer5. Apr. 190820. Juni 19260580160120300119:1460027601,0327,59 %194
1.Otto Nerz (Reichstrainer)
Sepp Herberger (1932–1936)
Ferdinand Fabra (1935–1936)
331. Okt. 1926 417. Okt. 1936 53.6400750440110200204:124+00801431,9161,11 %1373. Platz WM 1934
2.Sepp Herberger (Reichstrainer)
Emil Melcher (1936–1942)
415. Nov. 1936 522. Nov. 19422.1990650400120130204:093+01111322,0361,54 %82
Sepp Herberger (Bundestrainer)
Hennes Weisweiler (1954–1955)
Georg Gawliczek (1956–1960)
Helmut Schön (1956–1964)
22. Nov. 19507. Juni 19644.9470970520140310219:146+00731701,7553,61 %134Weltmeister 1954, 4. Platz WM 1958
Sepp Herberger (Gesamt)15. Nov. 19367. Juni 19647.1461620920260440423:239+01843021,8656,79 %216
3.Helmut Schön
Dettmar Cramer (1964–1966)
Udo Lattek (1966–1970)
Jupp Derwall (1970–1978)
4. Nov. 196421. Juni 19784.9771390870310210292:107+01852922,1062,59 %98Vizeweltmeister 1966, 3. Platz WM 1970, Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeeuropameister 1976
4.Jupp Derwall
Erich Ribbeck (1978–1983)
Holger Osieck (1983–1984)
Horst Köppel (1984)
11. Okt. 197820. Juni 19842.0790670440120110144:60+00841442,1565,67 %46Europameister 1980, Vizeweltmeister 1982
5.Franz Beckenbauer (Teamchef)
Horst Köppel (1984–1987)
Berti Vogts (1986–1990)
Holger Osieck (1987–1990)
Sepp Maier (1988–1990;
Torwart-Trainer)
12. Sep. 19848. Juli 19902.1250660340200120107:61+00461221,8551,52 %40Vizeweltmeister 1986, EM-Halbfinale 1988, Weltmeister 1990
6.Berti Vogts
Rainer Bonhof
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
29. Aug. 19905. Sep. 19982.9291020660240120206:86+01202222,1864,71 %56Vizeeuropameister 1992, US-Pokalsieger 1993, Europameister 1996
7.Erich Ribbeck (Teamchef)
Uli Stielike (1998–2000)
Horst Hrubesch (2000)
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
10. Okt. 199820. Juni 200061902401006080042:31+0011361,5041,67 %15
8.Rudi Völler (Teamchef)
Michael Skibbe
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
16. Aug. 200023. Juni 20041.4080530290110130109:57+0052981,8554,72 %26Vizeweltmeister 2002
9.Jürgen Klinsmann
Joachim Löw
Andreas Köpke (Torwart-Trainer)
18. Aug. 20048. Juli 200669003402008060081:43+0038682,0058,82 %123. Platz Konföderationen-Pokal 2005, 3. Platz WM 2006
10.Joachim Löw
Hansi Flick (2006–2014)
Thomas Schneider (2014–2018)
Marcus Sorg (2016–2021)
Andreas Köpke (Torwart-Trainer)
16. Aug. 200629. Juni 20215431198 71240400340467:200+02674122,0862,94 %113Vizeeuropameister 2008, 3. Platz WM 2010, EM-Halbfinale 2012, Weltmeister 2014, EM-Halbfinale 2016, Sieger Konföderationen-Pokal 2017
11.Hansi Flick
Danny Röhl
Marcus Sorg
Hermann Gerland (nur WM 2022)
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
2. Sep. 20219. Sep. 20237370250120070060060:30+00300431,7248,00 %016
(8.)Rudi Völler (Teamchef; interim)
Hannes Wolf (interim)
Sandro Wagner (interim)
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
12. September 202310101000000002:1+00010033,00100,00 %0000
Rudi Völler (Gesamt)16. Aug. 200012. Sep. 20231.409540300110130111:58+00531011,8755,56 %026
12.Julian Nagelsmann
Benjamin Glück
Sandro Wagner
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
14. Okt. 2023im Amt402019011005003042:18+0024038257,89 %015
Gesamt 6 (Stand: 19. November 2024)10235902132202298:1203+109519831,9457,67 %984
davon Elfmeterschießen862034:2975 %

Anmerkungen:

1 
Bei den Teamchefs (Beckenbauer und Völler) verfügten diese zudem über die notwendige Trainerlizenz. Ribbeck verfügte trotz seiner Bezeichnung eigens über eine Trainerlizenz.
2 
Bei den Amtszeiten ist jeweils das Datum des ersten und des letzten Länderspiels angegeben.
3 
Durchschnittliche Punktzahl pro Spiel; 3 Punkte pro Sieg, 1 Punkt pro Remis; gerundet auf zwei Stellen nach dem Komma.
4 
Otto Nerz war ab dem 1. Juli 1926 als „nebenamtlicher“ Trainer angestellt, dessen Tätigkeit sich aber zunächst darauf beschränkte, die vom Spielausschuss bestimmten Spieler „zu bewegen“. Die Aufstellung bestimmten weiterhin die Funktionäre. Nach und nach erhielt er weitere Kompetenzen. Daher wird der Beginn seiner Verantwortung unterschiedlich dokumentiert.
5 
Der DFB rechnet seit 2019 fünf Länderspiele vom September und Oktober 1936, die früher als die ersten Partien unter Sepp Herberger galten, dessen Vorgänger Otto Nerz zu. Im ersten dieser fünf Spiele war Nerz aufgrund sportlichen Misserfolgs zwangsbeurlaubt und wurde von Herberger vertreten, die nächsten beiden Partien fanden am selben Tag an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Teams statt, wobei jeweils eine Auswahl von Nerz und eine von Herberger betreut wurde. Herberger wurde erst am 2. November 1936 offiziell zum Trainer ernannt, weshalb nach revidierter DFB-Statistik erst das Länderspiel vom 15. November 1936 gegen Italien als sein Einstand in das Amt des Reichstrainers gilt. Zu beachten ist ferner, dass Nerz bis Mai 1938 als „Referent für die Nationalmannschaft“ für selbige mitverantwortlich blieb.[2]
6 
Spiele, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, sind als Remis gewertet. Die im Elfmeterschießen erzielten Tore werden nicht mitgezählt.
7 
Davon drei Spiele, bei denen Löw wegen Sperre oder Erkrankung nicht auf der Bank saß und vom Assistenztrainer vertreten wurde.

Frauen

Nr.Name
(kursiv=Assistenztrainer/in 1)
von 1bis 1Amtszeit
(Tage)
SpSUNToreTord.Quote 2Pkt.Erfolge
1.Gero Bisanz
Tina Theune-Meyer
10. Nov. 198225. Juli 19965.006127831727343:122+2212,09266Europameister 1989, 1991 und 1995; Vizeweltmeister 1995
2.Tina Theune-Meyer
Silvia Neid
27. Aug. 199619. Juni 20053.218135931824380:113+2672,20297Weltmeister 2003; Europameister 1997, 2001 und 2005; Bronzemedaille Olympische Spiele 2000 und 2004
3.Silvia Neid
Ulrike Ballweg
1. Sep. 200520. Aug. 20164.0061691252222526:106+4202,35397Weltmeister 2007; Europameister 2009 und 2013; Goldmedaille Olympische Spiele 2016, Bronzemedaille Olympische Spiele 2008
4.Steffi Jones
Markus Högner
16. Sep. 20167. März 201854322134551:20+311,9543
5.Horst Hrubesch (interim)
Ulrike Ballweg
7. Apr. 201813. Nov. 2018220871029:5+242,7522
6.Martina Voss-Tecklenburg
Britta Carlson
Thomas Nörenberg (bis 8/2022)
Michael Urbansky (ab 8/2022)
28. Feb. 201926. Sep. 20231.67159 442512174:41+1332,22131Vizeeuropameister 2022
(5.)Horst Hrubesch (interim)
Britta Carlson
Thomas Nörenberg
27. Okt. 20239. Aug. 202428718122439:17+222,1138Bronzemedaille Olympische Spiele 2024
Horst Hrubesch (Gesamt)7. Apr. 20189. Aug. 202450726193468:22+462,3160
7.Christian Wück
Maren Meinert
Saskia Bartusiak
25. Okt. 2024im Amt35420212:7+51,506
Gesamt 3 (Stand: 2. Dezember 2024)54237769961554:431+11232,211200
davon Elfmeterschießen54120:1680 %

Anmerkungen:

1 
Bei den Amtszeiten ist jeweils das Datum des ersten und des letzten Länderspiels angegeben.
2 
Durchschnittliche Punktzahl pro Spiel; 3 Punkte pro Sieg, 1 Punkt pro Remis.
3 
Spiele, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, sind als Remis gewertet. Die im Elfmeterschießen erzielten Tore werden nicht mitgezählt.
4 
Davon zwei Spiele, bei denen Voss-Tecklenburg wegen Erkrankung nicht auf der Bank saß und von ihrer Assistenztrainerin vertreten wurde.

Besonderheiten

  • Die meisten der bisherigen Bundes- oder Reichstrainer bzw. Teamchefs waren zuvor selbst Nationalspieler. Unter den Trainern der Männer gilt das nicht für Otto Nerz, Erich Ribbeck, Julian Nagelsmann, Joachim Löw – der allerdings viermal für die deutsche U-21 spielte – und Hansi Flick, der aber zweimal für die deutsche U-18 spielte. Von den weiblichen Bundestrainern der Frauen-Nationalmannschaft war nur Tina Theune nicht selbst in der Nationalelf tätig.
  • Die höchste Zahl an Länderspielen als Spieler und Trainer erreichten bei den Männern Berti Vogts (96 als Spieler, 102 als Trainer) und Joachim Löw (alle als Trainer) mit jeweils 198 Spielen und Silvia Neid (111 als Spielerin, 169 als Trainerin) mit 280 Spielen bei den Frauen.
  • Unter der Regie von Silvia Neid und Joachim Löw wurden jeweils über 100 Spiele gewonnen.
  • Silvia Neid gelang es als einziger Bundestrainerin, bei ihrer ersten Weltmeisterschaft den Titel zu erringen. Weltweit ist sie die einzige Trainerin, deren Mannschaft Kontinental- und Weltmeister sowie Olympiasieger wurde.
  • Die beste Punktequote mit mindestens zwölf Spielen halten bei den Männern Berti Vogts und bei den Frauen Silvia Neid.
  • Deutschland hat bei den Frauen und Männern von den Nationen, die mindestens einmal Welt- und/oder Europameister wurden, die wenigsten Trainer der Nationalmannschaften.
  • Hansi Flick war der erste Trainer der Männer, dem zu Beginn seiner Tätigkeit acht Siege in Folge gelangen. 2023 war Flick der erste DFB-Bundestrainer, dessen Amtszeit durch Entlassung vorzeitig beendet wurde.
  • Horst Hrubesch gelangen als erstem Trainer der Frauen sieben Siege in den ersten Spielen seiner ersten Amtszeit.

Rekorde

  • Männer:
    • Meiste WM-Spiele: Helmut Schön (25, Weltrekord)
    • Meiste Siege in WM-Spielen: Helmut Schön (16, Weltrekord)
    • Meiste EM-Spiele: Joachim Löw (21, Europarekord)
    • Meiste Siege in EM-Spielen: Joachim Löw (11 + 1 Sieg im Elfmeterschießen, Europarekord)
  • Frauen:
    • Meiste WM-Spiele: Silvia Neid (17, Platz 2)
    • Meiste Siege in WM-Spielen: Silvia Neid (11 + 1 Sieg im Elfmeterschießen)
    • Meiste EM-Spiele: Thina Theune (15, Europarekord zusammen mit Hope Powell/England)
    • Meiste Siege in EM-Spielen: Thina Theune (13, Europarekord)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. DFB: Absage an Louis van Gaal. In: tz.de. tz, 23. Juni 2010, abgerufen am 23. März 2013.
  2. Herbergers Länderspielstatistik korrigiert. In: dfb.de. Deutscher Fußball-Bund, 17. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.

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Fußball, Männer, UEFA Champions League Achtelfinale, RB Leipzig - Tottenham Hotspur; Julian Nagelsmann (RB Leipzig, Trainer, head coach) applaudiert zum Tor durch Marcel Sabitzer (RB Leipzig, 7)
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Christian Wück