Bund der Versicherten

Bund der Versicherten
Rechtsformeingetragener Verein
Gründung2015
SitzHamburg
ZweckWahrnehmung von Interessen der Versicherten, Information von Verbrauchern, Beseitigung von Missständen im Versicherungswesen.
VorsitzStephen Rehmke (Sprecher), Bianca Boss
Mitgliederca. 45.000
Websitebundderversicherten.de

Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) ist eine gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation mit Sitz in Hamburg,[1] die für die Rechte von Verbrauchern im Versicherungswesen eintritt. Seit dem 2. Dezember 2015 ist der BdV Mitglied des Verbraucherzentrale Bundesverband.[2] Der Verein hat rund 45.000 Mitglieder.[3][2]

Verein

Der Verein wurde am 24. Februar 1982 in Hamburg gegründet. Der Eintrag erfolgte am 24. März 1982 ins Vereinsregister. Der unabhängige Verein wurde anfangs ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge finanziert.

Der Vereinszweck umfasst die Wahrnehmung von Interessen der Versicherten, die Information von Verbrauchern und die Beseitigung von Missständen im Versicherungswesen. Zum Angebot des Vereins gehören Infoblätter zu verschiedenen Versicherungsarten sowie umfangreiche Broschüren, die kostenlos auch online zur Verfügung gestellt werden. Genutzt werden können auch Tools zur Ermittlung des Versicherungsbedarfs, Musterbriefe an die Versicherer und ein Lebens- und Rentenversicherungsrechner, mit dem ermittelt werden kann, ob es sich lohnt den Vertrag fortzuführen.

Der BdV gehört zu den in die Liste nach § 4 des Unterlassungsklagengesetzes (UKlaG) eingetragenen Abmahnvereinen. Er erstreitet in Form von Musterprozessen die Rechte der Versicherungsnehmer. Hier konnte der Verein in den vergangenen Jahren zahlreiche Erfolge verbuchen.

Regelmäßig unterstützt der Verein zum Teil wesentliche Klagen von Versicherungskunden gegen Versicherungsunternehmen. Besonders kapitalbildende Lebensversicherungen sieht der BdV als intransparente und für die Mehrzahl der Verbraucher ungeeignete Versicherungsform an und rät generell zu einer Trennung von Kapitalanlage und Risikoabsicherung. Bereits im Jahr 1983 wies das Landgericht Hamburg eine Klage des Verbandes der Lebensversicherungsunternehmen gegen die Aussage des Vereins „Kapitallebensversicherungen sind legaler Betrug“ als unbegründet ab, da es sich hierbei um eine zulässige Meinungsäußerung handele. Zwischen 2001 und 2005 wurden wesentliche Kritikpunkte an der Lebensversicherung zu Rückkaufswerten und Überschussbeteiligung durch Urteile des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts rechtlich berücksichtigt und führten letztlich zu einer rechtlichen Neuregelung im Versicherungsvertragsgesetz.

Mitglieder erhalten darüber hinaus Zugang zu sogenannten Gruppenversicherungen, das sind Versicherungsverträge mit unterschiedlichen Anbietern zu vom BdV nach den eigenen Grundsätzen ausgehandelten Konditionen und Versicherungsbedingungen, die provisionsfrei vom BdV vermittelt werden.

Seit 1993 wird alljährlich eine Wissenschaftstagung zu versicherungsrelevanten und verbraucherpolitischen Themen ausgerichtet. Zielgruppe sind Teilnehmer aus Versicherungswirtschaft, Politik, Medien, Verbraucherschutz und Wissenschaft. Die Tagung wird konzipiert von einem wissenschaftlichen Beirat.

Aktuelle Entwicklung

Der BdV finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Beiträgen aus Fördermitgliedschaften und Spenden. Der BdV unterhält zwei Tochtergesellschaften, über die er für die Mitglieder die Betreuung der Gruppenversicherungen (BdV Mitgliederservice GmbH) und die Versicherungsberatung (BdV Verwaltungs GmbH) organisiert.

Machtkampf um Ausrichtung des Vereins (2006–2013)

Ab 2006 fand ein Machtkampf um die Ausrichtung des Vereins statt. Dabei ging es unter anderem darum, ob der Verein sich darauf konzentriert, für seine Mitglieder günstige Gruppenversicherungen auszuhandeln und anzubieten oder politisch nachdrücklicher agiert und z. B. Musterklagen gegen Versicherungsunternehmen führt bzw. unterstützt oder Lobbyarbeit bei einschlägigen Gesetzesvorhaben betreibt. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde ein Aufsichtsrat installiert und Vorstandsmitglieder abberufen bzw. es legten in der Folge andere Vorstandsmitglieder ihr Mandat nieder. Teilweise wurde die Entwicklung flankiert durch Offene Briefe von abberufenen oder ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern und vom Betriebsrat sowie Erklärungen des jeweiligen Vorstands.[4] Höhepunkt war die außerordentliche Mitgliederversammlung am 14. September 2013. Auf dieser wurden die verbliebenen Aufsichtsräte Horst Gobrecht und Franz-Theodor Schadendorf abberufen und durch die drei neuen Aufsichtsräte Edda Castelló, Oskar Durstin und Peter Schütt ersetzt.[5] Damit wurde der Machtkampf entschieden, zugunsten einer politisch aktiveren Ausrichtung.

Versicherungskäse des Jahres

Am 1. Juni 2015 hat der Verein erstmals einen Preis für das schlechteste Versicherungsprodukt des Jahres ausgelobt.[6] Dieser wird seitdem im Rahmen der jährlichen Wissenschaftstagung vergeben. Gewinner im ersten Jahr der Preisvergabe war die Allianz mit dem Produkt „Rund um den Arenabesuch“.

Musterfeststellungsklage

Der Bund der Versicherten ist einer der 78 ausgewählten Verbände in Deutschland, die eine Musterfeststellungsklage durchführen dürfen.[7]

Weblinks

Quellen

  1. Bund der Versicherten ab sofort in Hamburg zu erreichen. Abgerufen am 5. März 2019.
  2. a b bundderversicherten.de/… – Pressemitteilung 21. Dezember 2015 „BdV ist neues Mitglied beim Verbraucherzentrale Bundesverband“ (PDF-Datei) (abgerufen am 16. April 2016).
  3. Henning Thielemann: Der BdV – Bund der Versicherten oder Bund der Verunsicherten? Bund der Versicherten, 9. November 2007, abgerufen am 18. Mai 2008.
  4. Kurzer Abriss der BdV-Geschichte 2006-2013. (PDF) 13. Juli 2013, abgerufen am 18. Juni 2015.
  5. Kerstin Leitel, Thomas Schmitt: Axel Kleinlein ist wieder Vorstandschef. Handelsblatt, 15. September 2013, abgerufen am 18. Juni 2015.
  6. Ehrung des schlechtesten Versicherungsproduktes des Jahres. Pressemitteilung des BDV. 1. Juni 2015, abgerufen am 7. Januar 2016.
  7. Bundesamt für Justiz: Liste qualifizierter Einrichtungen gemäß § 4 des Unterlassungsklagengesetzes (UKlaG). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. April 2019; abgerufen am 6. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesjustizamt.de