Bullidae
Blasenschnecken | ||||||||||||
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Gehäuse von Bulla quoyii | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Überfamilie | ||||||||||||
Bulloidea | ||||||||||||
Lamarck, 1801 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Bullidae | ||||||||||||
Lamarck, 1801 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Bulla | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Die Blasenschnecken (Bulla) sind eine Gattung und Familie meist mittelgroßer, in tropischen Meeren weltweit vorkommender mariner gehäusetragender Schnecken in der Ordnung der Kopfschildschnecken (Cephalaspidea). Bulla ist die einzige Gattung der Familie Bullidae, die wiederum allein die Überfamilie Bulloidea bildet. Sie umfasst 12 anerkannte Arten.
Merkmale
Anders als die meisten anderen Hinterkiemerschnecken tragen die Bullidae ihr Schneckenhaus frei auf dem Rücken. Die eiförmigen, unauffällig gefärbten, meist glatten Schneckenhäuser haben ein eingesunkenes Gewinde und eine lange, gebogene, umgekehrt kommaförmige Gehäusemündung. Der Kopfschild trägt an den Seiten ein Paar großer Fühler, die in der äußeren Form einem Sipho ähneln. Die Kiefer sind länglich bis halbmondförmig. Die mittleren Zähne der Radula sind breit und haben viele Zähnchen mit einem kleineren Zentralhöcker. Zu den seitlichen Zähnen besteht eine breite Lücke. Die inneren Seitenzähne sind krallenartig mit einem symmetrischen Zentralhöcker und beiderseits je 3 bis 4 Seitenhöckern, die äußeren Seitenzähne mit einer glatten inneren vertikalen Kante und einer gezähnelten äußeren Kante mit 4 bis 10 Höckern und der Basis mit Zähnchen. Die zweiten äußeren Seitenzähne sind zu Plättchen reduziert. Die hornigen Kauplatten sind glatt und haben einen Längskiel.
Die Schnecken sind Zwitter mit einem langen, muskulösen, einziehbaren Penis in der Kopfregion. Der im hinteren Körperabschnitt befindliche Gonodukt, an dessen Ende die Zwitterdrüse sitzt, ist vorn leicht gewunden, die Befruchtungskammer in seiner Mitte und der Samenbeutel, in dem die Samen der Sexualpartner gespeichert werden, vorn bauchwärts. Die beiden Geschlechtsorgane sind durch eine bewimperte Rinne an der oberen rechten Seite des Körpers verbunden.
Nach der gegenseitigen Begattung legen beide Sexualpartner Eier, aus denen Veliger-Larven schlüpfen, die sich von Plankton ernähren und nach mehreren Monaten zu Jungschnecken metamorphosieren.
Die Schneckenarten innerhalb der Gattung ähneln einander stark bei gleichzeitiger Variabilität innerhalb der einzelnen Arten, so dass zur Abgrenzung derselben teilweise molekularbiologische Untersuchungen notwendig sind.
Verbreitung und Arten
Die größte Art der Bullidae ist die im Indopazifik lebende Ampullen-Blasenschnecke (Bulla ampulla), deren Gehäuse bis zu 6 cm lang werden kann.
Die Bullidae sind in allen tropischen Weltmeeren verbreitet. Von den 12 anerkannten Arten leben zwei (Bulla striata und Bulla mabillei) im östlichen Atlantik, zwei (Bulla occidentalis und Bulla solida) im westlichen Atlantik, zwei (Bulla gouldiana und Bulla punctulata) im östlichen Pazifik, und sechs (Bulla ampulla, Bulla arabica, Bulla orientalis, Bulla peasiana, Bulla quoyii und Bulla vernicosa) im Indopazifik.
Die Schnecken leben in der Gezeitenzone, in Gezeitentümpeln und bis in Tiefen von 70 m auf Sand, Schlamm, Schotter, Grünalgen und Seegraswiesen, wo sie sich vor allem von Grünalgen ernähren. Während der Ebbe vergraben sie sich im Sand.
Geschichte der Systematik
Bulla bezeichnet im Lateinischen eine Blase.[1] Linnaeus beschreibt 1758 die Gattung Bulla als Schnecke mit einteiliger zusammengerollter unbewaffneter Schale mit einer etwas ausgedehnten, länglichen, längs verlaufenden, an der Basis ganzrandigen Öffnung und einer schiefen Spindel.[2] Die Anatomie der Schnecke bleibt hier noch ganz unberücksichtigt, denn auf Grund der morphologischen Merkmale des Schneckenhauses schließt er in diese Gattung mit 23 Arten neben der später als Typusart festgelegten Bulla ampulla,[3] die wie alle Vertreter der heutigen Gattung Bulla ein äußeres Gehäuse trägt, ganz andere Arten mit innerer Schale ein, so etwa die Offene Seemandel (Bulla aperta), aber auch Vertreter der zu den Wasserlungenschnecken gehörenden Physidae, nämlich die Quellblasenschnecke (Bulla fontinalis) und die Moosblasenschnecke (Bulla hypnorum). Bis heute werden diese hier genannten Schnecken auch als „Blasenschnecke“ bezeichnet. Einzig Bulla ampulla verbleibt bis heute in der Gattung Bulla, während drei von Linnaeus beschriebene Arten zweifelhaft sind und die übrigen zu 18 verschiedenen Gattungen gehören.
Bereits Emanuel Mendes da Costa begann 1778 mit der Einengung der Gattung und schloss die heutigen Ovulidae aus.[4] Jean-Guillaume Bruguière stellte 1789 fest, dass Linnaeus in der Gattung Bulla mehrere nicht verwandte Schnecken zusammengefasst hatte, und schränkte die Gattung auf marine Schnecken ein, die eine Gehäusemündung mit der vollen Gehäuselänge und ein eingesunkenes Gewinde haben – neben der heutigen Gattung Bulla auch noch Cylichna.[5] Jean-Baptiste de Lamarck schränkte 1822 die Gattung auf marine Schnecken mit externer Schale ein und berücksichtigte erstmals die Anatomie der Schnecken. So wurde die Offene Seemandel in eine andere Gattung (Bullaea) verschoben, und es blieben nur noch 6 der ursprünglich 23 Arten von Linnaeus.[6] John Edward Gray, der sich auf die Gattungsbeschreibung von Lamarck von 1801 bezog, legte 1847 Bulla ampulla als Typusart fest. Mit ihm ist die Eingrenzung der heute bekannten Gattung weitgehend abgeschlossen.[7]
Literatur
- Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
- Manuel António E. Malaquias, David G. Reid (2008): Systematic revision of the living species of Bullidae (Mollusca: Gastropoda: Cephalaspidea), with a molecular phylogenetic analysis. Zoological Journal of the Linnean Society 153 (3), S. 453–543.
Einzelnachweise
- ↑ Langenscheidts Wörterbuch Lateinisch–Deutsch: Eintrag Bulla. 7. Aufl. 1982.
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema Naturae. 10. ed., Lars Salvius: Stockholm 1758, p. 725: No. 286. Bulla. Testa univalvis, convoluta, inermis. Apertura subeffusa, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Columella obliqua.
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema Naturae. 10. ed., Lars Salvius: Stockholm 1758, p. 727. 334. Bulla Ampulla. B. testa rotundata opaca, vertice umbilicato. Habitat ad insulas Mauritii, Jamaicam, Barbados. (Bulla mit rundlicher, dunkler Schale mit genabeltem (eingesunkenem) Wirbel. Lebt an den Inseln von Mauritius, Jamaika und Barbados.) – Manuel António E. Malaquias und David G. Reid (2008) schränken die Verbreitung des Typus auf Mauritius ein.
- ↑ Emanuel Mendes da Costa: Historia naturalis testaceorum Britanniæ, or, The British conchology. Elmsley and Robson, London 1778. Pl. 3, fig. 4, 5.
- ↑ Jean-Guillaume Bruguière, Jean-Baptiste de Lamarck, Gérard Paul Deshayes (Hrsg.): Encyclopédie méthodique. Jean-Guillaume Bruguière: Histoire naturelle des vers. Tome sixième. Panckoucke, Paris 1789.
- ↑ Jean-Baptiste de Lamarck: Histoire naturelle des animaux sans vertèbres présentant les caractères généraux et particuliers de ces animaux, leur distribution, leurs genres, et la citation des principales espèces qui s'y rapportent : précédée d'une introduction offrant la détermination des caractères essentiels de l'animal, sa distinction du végétal et des autres corps naturels : enfin, l'exposition des principes fondamentaux de la zoologie. Paris 1815–1822.
- ↑ John Edward Gray. Materials towards a fauna of New Zealand, Auckland Islands, and Chatham Islands. In: E. Dieffenbach (Hrsg.): Travels in New Zealand, with contributions to the geog raphy, geology, botany, and natural history of that country. Vol. 2. London 1843. S. 177–295.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Bulla ampulla Linnaeus, 1758 ; a bubble shell in the family Bullidae; Philippines
Bulla quoyii underside view, from Auckland, New Zealand.
Dieses Werk wurde von seinem Urheber Graham Bould als gemeinfrei veröffentlicht. Dies gilt weltweit. In manchen Staaten könnte dies rechtlich nicht möglich sein. Sofern dies der Fall ist: Graham Bould gewährt jedem das bedingungslose Recht, dieses Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich.
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