Buchschnitt
Als Buchschnitt werden die drei Seiten des Buchblocks bezeichnet, an denen ein Buch geöffnet werden kann. Die Lagen sind im Rückenbereich durch Heftung zum Buchblock verbunden und bilden an ihren äußeren Kanten Gestaltungsmöglichkeiten des Buchschnitts.
Technik
Das Papier, auf dem ein Buch gedruckt wird, liegt in Rollen oder Bogen vor. Die Größe beim handgeschöpften Papier ist vom Format des Schöpfsiebs abhängig. Entsprechend der Druckbogengröße werden mehrere Satzspiegel angeordnet, die nach dem Druck durch entsprechendes Falzen des Rohbogens in die richtige Seitenreihenfolge gebracht werden. Um die einzelnen Seiten nach dem Binden auch öffnen zu können, müssen sie erst „aufgeschnitten“ werden, indem der gesamte Buchblock im Verlauf der Weiterverarbeitung mittels des Planschneiders seinen Beschnitt erhält. So kommt es zu der Bezeichnung Buchschnitt.
Arten des Buchschnittes
Der Buchblock, bestehend aus mehreren Lagen, wird auf drei Seiten beschnitten.
Vorderschnitt
Vorderschnitt heißt die Seite des Buchschnittes, die dem Buchrücken gegenüberliegt. Bei Büchern aus dem 15. und 16. Jahrhundert steht des Öfteren der Buchtitel auf dem Vorderschnitt, da es zu dieser Zeit üblich war, die Bücher liegend mit dem Vorderschnitt nach vorne aufzubewahren.
Oberschnitt oder Kopfschnitt
Oberschnitt oder Kopfschnitt nennt man den Schnitt an der oberen Kante des Buchblockes.
Unterschnitt oder Fußschnitt
Unterschnitt oder Fußschnitt (veraltet Queue) nennt man den Schnitt eines Buches auf der Unterseite, also der Seite, auf der das Buch aufrecht steht.
Hohlschnitt
Bei Büchern mit rundem Rücken ist der Vorderschnitt nach innen gerundet und wird so zum Hohlschnitt. Der Schnitt wird gerade durchgeführt, die Wölbung entsteht erst durch das Verschieben des ganzen Buchblocks zum runden Buchrücken.
Ausnahmefälle sind:
Nicht-beschnittene Bücher
Nicht-beschnittene – auch unbeschnittene – Bücher (non coupé) bestehen aus unversehrten, nur gefalzten Bogen. Der Buchblock ist noch unbeschnitten. Derartige Bände können für Bibliophile wertvoll sein, denn diese Bücher wurden – teilweise aus Versehen – nie fertiggestellt und können Unikate sein. Ab dem 19. Jahrhundert kann das Binden eines unbeschnittenen Buchblocks mit nachfolgendem manuellem seitenweisem Aufschneiden auch rein ästhetische Gründe besitzen. Buchblöcke in Interimseinbänden sind dagegen nicht selten noch unbeschnitten.
Der raue Buchschnitt
Sind die Bogen an den Falzstellen nur aufgeschnitten worden, spricht man vom rauen Buchschnitt beziehungsweise von unbeschnitten. Die Seitenränder werden nicht geschmälert. Ein Buch mit rauem Buchschnitt nennt man auch „non rogné“ (franz.: nicht beschnitten) „Rough Cut“ (engl.: Grobschnitt) oder „Deckle Edge“ (engl.: mit einer Kante nach Art handgeschöpfter Papierbögen). Das Buch besitzt dann noch die Originalbreite der Druckbogen, denn diese werden vom Buchbinder nur aufgeschnitten, ohne die Größe des Papierbogens zu verändern. In einigen Fällen kann der Kopfschnitt als Gold- oder Farbschnitt ausgeführt sein.
Schnittverzierungen
Der Buchschnitt kann zum Schutz, aber auch aus ästhetischen Gründen mit Farben oder anderen Materialien verziert werden: Dieses nennt man Schnittverzierung. Es gibt verschiedene Arten der Schnittverzierung, z. B. den Farbschnitt, den Sprengschnitt, den Goldschnitt, den Abziehschnitt, den Marmorschnitt. Goldschnitte wurden bei repräsentativen Einbänden zusätzlich punziert. Im 19. Jahrhundert wurden Bücher auch gelegentlich mit einer Fore-edge-Malerei, im Buchschnitt verborgenen Bildern, versehen.
Mängel im Schnitt
Der Begriff aus dem Buchhandel Buchschnitt (leicht) verkürzt meint, dass der Vorderschnitt kürzer ausgeführt wurde als das Layout vorgab. Der Fachbegriff in der Buchbinderei ist Unterschnitt.[1]
Siehe auch
Literatur
- Helmut Hiller, Stephan Füssel: Wörterbuch des Buches. 6. grundlegend überarbeitete Auflage. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-465-03220-9.
- Ursula Rautenberg (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Buches. 2. verbesserte Auflage. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010542-0.
- Dieter Liebau, Inés Heinze: Industrielle Buchbinderei. 3. Auflage. Verlag Beruf + Schule, Itzehoe 2010, ISBN 978-3-88013-679-3.
- Steven K. Galbraith: Edges of books : specimens of edge decoration from RIT Cary Graphic Arts Collection. Rochester (NY), RIT Cary Graphic Arts Press, 2012, ISBN 978-1-933360-69-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Liebau, Inés Heinze: Industrielle Buchbinderei. 3. Auflage. Verlag Beruf + Schule, Itzehoe 2010, ISBN 978-3-88013-679-3, S. 57
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Darstellung des Buchschnitts. Damit werden die drei Seiten des Buchblocks bezeichnet, an denen das Buch geöffnet werden kann. Die Papierbogen sind meist beschnitten und im Buchrücken zusammengeheftet
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Marmorierter Buchschnitt 1856, Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin Signatur Bibl. Varnhagen 2339, http://stabikat.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=135779030 - https://einbandforschung.gbv.de/DE1_BiblVarnhagen2339
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