Brisanzgranate

Brisanzgranate (gebildet u. a. aus Brisanz und dieses zu frz. brisant für „zerbrechen, zertrümmern“ oder [ursprünglich] auch „zerquetschen“)[1] ist ein Ausdruck des ausgehenden 19. Jahrhunderts für die um 1890 aufkommenden Sprenggranaten, die mit einem hochbrisanten Sprengstoff gefüllt waren. Zum Einsatz kamen beispielsweise Pikrinsäure und Zellulosenitrat (Nitrozellulose, Schießbaumwolle).

Weitere Einzelheiten

Vor der Einführung der Brisanzgranaten waren Granaten mit Schwarzpulver gefüllt (siehe Bombenkanone). Bevor leistungsfähigere Sprengstoffe zur Füllung von Granaten verwendet werden konnten, musste zuerst das Problem der sicheren Handhabung gelöst werden.

Die Einführung von Brisanzgranaten hatte erhebliche Auswirkungen auf die Kriegführung:

  • Klassische Festungsanlagen mit Wällen aus Mauerwerk und Erde konnten den neuen Granaten nicht widerstehen. Dies zeigte sich zum Beispiel im September 1914, als deutsche Artilleriegeschütze die französische Festung Maubeuge mit Brisanzgranaten zusammenschossen. Teilweise erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Forts (z. B. die französische Barrière de fer) wurden wegen dieser Brisanzgranatenkrise zum Teil mit Stahlbeton verstärkt. Das um 1890 erbaute Fort im Park von Sanssouci war ein Festungsmodell zur Darstellung von Panzerungen gegen Brisanzgranaten.

Heute bezeichnet man Brisanzgeschosse als Sprenggranaten oder HE-Geschosse (High Explosive).

Literatur

  • Brisanzgranaten. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 3. Band, S. 544.
  • Ulrich Israel, Jürgen Gebauer: Panzerschiffe um 1900. Brandenburgisches Verlagshaus. 1991, 2000, ISBN 3-89488-027-9.
  • Hartwig Neumann: Festungsbau-Kunst und -Technik. Bernard und Graefe, Bonn 2004 (bzw. Lizenzausgabe bei area, Erftstadt), ISBN 3-89996-268-0.

Einzelbelege

  1. Brisanz, brisantDuden, Bibliographisches Institut, 2016