Brennprobe

Die Brennprobe ist eine Schnellmethode zur Identifizierung von Faserstoffen und anderen Werkstoffen, speziell Kunststoffen. Sie dient zur Unterscheidung einmal der großen Rohstoffgattungen, zum anderen der verschiedenen synthetischen Faserstoffe untereinander. Für Gespinste aus unterschiedlichen Faserstoffen ist sie wenig geeignet. Dazu müssten die unterschiedlichen Fasern aus dem Verbund herausgelöst werden und einzeln geprüft werden. Die Brennprobe ist eine Vorprobe. Zur exakten Bestimmung des Rohstoffes müssen weitere instrumentelle Methoden eingesetzt werden, wie z. B. mikroskopisch beobachtete Quell- und Lösungsreaktionen oder Differenz-Thermoanalyse (Bestimmung der Glas-, Kristallisations-, Schmelz- und Zersetzungstemperaturen) oder die IR-Spektroskopie. Da die Präparationen oder Ausrüstungen die Charakterisierung der Fasern beeinflussen, sollten diese entfernt werden, wie z. B. mittels Extrahieren mit Dichlormethan oder Waschen.[1][2][3]

Durchführung

Ein Schnipsel, Span oder Faden des zu prüfenden Werkstoffes wird an einer Feuerzeug- oder Gasflamme entzündet. Das Verhalten und Aussehen der Flamme, des Rauches/Rußes, der Geruch des Verbrennungs-Abgases und die Brandrückstände werden betrachtet. Die Brennprobe gehört mithin zu den zerstörenden Werkstoffprüfungen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über charakteristische Merkmale brennender Kunststoffe bzw. Fasern:

Kunststoff/FaserFlammeBrand­geruchBrennbarkeitBrenn­rückstand
Baumwollehelle Flammemilde, nach verbranntem Papierverbrennt rasch, glüht nach, Glut lässt sich durch sorgsames Blasen entflammenwenig weißliche, leichte, fein verreibbare Asche
Zellwolle, Viskosewie Baumwolle, helle Flammemilde, nach verbranntem Papierverbrennt raschwenig weißliche, leichte, fein verreibbare Asche
Wollegelblichweiße Flamme, aber rasch und wenignach verbranntem Haaräußerst rasch, insbesondere bei lockeren Fasern, die Flamme verlöscht leichtblasiger, kohleartig bröckeliger, leicht zerreibbarer Asche­rückstand
Seidewie Wollewie Wolle, nach verbranntem Haarwie Wollewie Wolle
Polyethylen (PE)leuchtend, im Inneren bläulichwie Kerzenwachsbrennbarpraktisch keine Rückstände, schmilzt, ggf. leichte Rußspuren
Polyacrylnitril (in ABS enthalten)nach Blausäureschmelzend, dann brennend, Rußentwicklungharte, schwarze Schmelzperle
Polymethylmethacrylat (PMMA)verbrennt knisternd, mit gelblicher Flammesüßlichem Geruchschmelzend, dann brennendtropfend und ohne Rückstände
Polycarbonate (PC)brennt rußend mit leuchtender Flammephenolartigschmelzend, tropfend, erlischt nach Entfernen der Zündquelletropfend und ohne Rückstände
Polyamidblaue Flamme mit gelblichem Rand, nicht rußendwie Horn oder Wolleschmelzend, dann brennend, schäumt und bildet braunschwarze Ränderglasige, gelbe bis dunkle faden­ziehende Schmelzperle
Polyesterunbestimmt aromatischschmelzend, dann brennendharte Schmelzperle
Polypropylenleuchtendharzartigbrennbar
Polysiloxan (..MQ)keine bzw. wie Zündflammeunbestimmtnicht brennbar, ggf. glühendschneeweiß, leicht zerfallend
Polystyrol (PS)leuchtend, rußendsüßlichbrennbarkohleartig, leicht zerreibbar
Polytetrafluorethylen („Teflon“)verglüht bei großer Hitzestechendnicht brennbar
Polyvinylchlorid (PVC)grünlicher Flammen­randstechend; Freisetzung von Salz­säure (HCl), Dioxin und Furane entstehenschwer entzündlichverkohlt
Polyurethanleuchtendstechendtropft und schäumt beim Brennen
Phenoplasterußendstechend (Phenol, Formaldehyd)schwer entzündlich
Kupferfaserkeine eigene Flamme; färbt die Flamme grünlichblaukein Geruchnicht merklich brennbar; die Fasern werden rotglühend und perlen dann zusammen
Glasfaserkeine eigene Flammekein Geruchunbrennbar; die Fasern werden rotglühend und perlen dann zusammen

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Bobeth (Hrsg.): Textile Faserstoffe. Beschaffenheit und Eigenschaften. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1993, ISBN 3-540-55697-4, S. 182 f.
  2. Fabia Denninger, Elke Giese: Textil- und Modelexikon, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main 2006, Bd. A – K, ISBN 3-87150-848-9, S. 90.
  3. Alfons Hofer: Stoffe 1 – Rohstoffe: Fasern, Garne und Effekte. 8., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-87150-671-0, S. 592.