Brems-Schalthebel

Ein Brems-Schalthebel ist eine Fahrradkomponente, bei der Schalthebel und Bremshebel in einer Griffeinheit integriert sind. Damit ist es möglich zu schalten, ohne die Hand von der Fahrposition an der Bremse zu lösen.

Entwicklung

Der deutsche Fahrradkonstrukteur Christian Smolik entwickelte die ersten Bremshebel für Rennräder mit integriertem Schrittschalthebel, die er 1981 zum Patent anmeldete und dem deutschen Traditionshersteller Sachs ohne Erfolg zur Vermarktung anbot.[1] Nachdem Smolik das Patent aus Kostengründen fallengelassen hatte, brachte der japanische Hersteller Shimano 1989 mit dem Modell Shimano Total Integration (STI) die ersten Brems-Schalthebel auf den Markt.[2] Heute stellen alle namhaften Fahrradhersteller Brems-Schalthebel her und sie gehören zur Standardausrüstung moderner Rennräder, Cyclocrossräder und Gravelbikes. Mit Einführung hydraulischer Scheibenbremsen bei Cyclocross- und Rennrädern begannen die Hersteller auch den Öldruckkolben in die Hebel zu bauen.

Ebenso gehört zu den neueren Entwicklung Brems-Schalthebel, die als Kontrolleinheit von elektronischen Fahrradkettenschaltungen dienen.

Mountainbike

Im Mountainbike- und Trekkingrad-Bereich setzten sich schnell Brems-Schaltkombinationen durch. Hierbei wurde meist nicht der Schalthelbel in den Bremshebel integriert, stattdessen wurde der bisherige Daumenschalthebel durch eine Schaltmechanik mit zwei Hebeln ersetzt, die näher am Bremshebel montiert werden konnte. Diese bei Shimano RapidFire genannte Schaltmechanik ist unter dem Bremshebel angeordnet und wird mit Zeigefinger und Daumen bedient.[3] Auch hier können hydraulische Bremen, meist Scheibenbremsen durch die Brems-Schaltkombination angesteuert werden.

Systeme unterschiedlicher Hersteller

Shimano

Shimano führte ab 1990 bei der Dura–Ace[4]-Gruppe das Shimano Total Integration (STI) genannte System auf dem Markt ein. In den folgenden Jahren wurde das Angebot auf die anderen Rennradgruppen wie 600 Ultegra[5] und Shimano 105er[6] ausgeweitet.

Shimano konstruierte die Hebel so, dass der Bremszug wie gewohnt am Lenker verlegt ist und der Schaltzug horizontal auf der Seite heraustritt. Durch drücken des Bremshebels nach innen wird auf größere Ritzel oder ein größeres Kettenblatt geschaltet, durch einen Hebel hinter dem Bremshebel auf kleinere Ritzel und Kettenblätter.[3]

Ab Ende der 2000er Jahre werden die Schaltzüge bei der Überarbeitung der Gruppen wie beim Konkurrenten Campagnolo nicht seitlich ausgeführt, sondern wie die Bremszüge entlang des Lenkers.[7]

Mit der "Dual Control Lever" genannten Technik übernahm Shimano Standards aus seiner MTB-Technik für seine Rennradgruppen. Sie soll es ermöglichen vorn wie hinten mit nur einem Finger zu schalten.[8][9]

Campagnolo

Ergopower der Campagnolo-Veloce-Gruppe bis 2008

Campagnolo führte bald nach Shimano Brems-Schalthebel ein. Die Firma entwickelte eine Technik, bei der Brems- und Schalthebel getrennt sind. Über einen Hebel hinter dem Bremshebel wird auf größere Ritzel, mit einem weiteren kleinen Hebel an der Innenseite der Griffkörper wird auf kleinere Ritzel geschaltet. Campagnolo verlegt sowohl Brems- wie Schaltzüge am Lenker, was ein Verheddern der Bowdenzüge verhindert und einen „aufgeräumten“ optischen Eindruck macht.

SRAM

Die Firma SRAM verwendet Schalt-Bremshebel in seinen Rennradgruppen Red, Force, Rival und Apex. Bei der „DoubleTap“ genannten Technologie gibt es nur einen Schalthebel pro Seite hinter dem Bremshebel. Mit einer kurzen Hebelbewegung wird hier auf ein größeres Ritzel, durch längere Hebelbewegung auf kleinere Ritzel geschaltet.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Barzel, Michael Bollschweiler, Christian Smolik: Die neue Fahrradtechnik: Material, Konstruktion, Fertigung (Fahrradtechnik und Reparatur). Bielefelder Verlagsanstalt, 2008, ISBN 3-87073-322-5.
  • Christian Smolik, Stefan Etzel: Das neue Fahrrad-Reparaturbuch. Bielefelder Verlagsanstalt, 1999, 9. Auflage 2010, ISBN 3-87073-055-2.
  • Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik: Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung (Fahrradtechnik und Reparatur). Bielefelder Verlagsanstalt, 2005, ISBN 3-87073-131-1.
  • Stefan Etzel, Christian Smolik: Das große Fahrradlexikon, Technik – Praxis – Material von A bis Z. Bielefelder Verlagsanstalt, 1997, ISBN 3-87073-127-3.

Weblinks

Commons: Brems-Schalthebel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DE 000003136922 A1: Bremsgriffe mit Schrittschaltvorrichtung zur Betätigung von Fahrradkettenschaltungen (Prioritätsdatum: 17.09.1981).
  2. Cornelius Herstatt, Christoph Stockstrom, Hugo Tschirky, Akio Nagahira: Management of Technology and Innovation in Japan. Springer Verlag, 2009, ISBN 3-540-25326-2, Seite 41 f.
  3. a b Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik: Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung. Seite 284 f., siehe Literatur
  4. Shimano-Dura–Ace-7400-Brems-Schalthebel, VeloBase.com, abgerufen am 10. Januar 2021.
  5. Shimano 600 Ultegra, 6400 series. VeloBase.com. abgerufen am 28. Januar 2018.
  6. Shimano ST-1055, 105SC, VeloBase.com, abgerufen am 28. Januar 2018.
  7. ST-5700-L-L. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Juli 2017; abgerufen am 18. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bike.shimano.com
  8. Shimano Dual Control Lever. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  9. Dual Control levers. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. Juni 2017; abgerufen am 19. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bike.shimano.com

Auf dieser Seite verwendete Medien

Campagnolo Ergopower Veloce.jpg
Autor/Urheber: Ralf Roletschek , Lizenz: GFDL
from the German Wikipedia at :de:Bild:Schaltbremsgriff.jpg.
  • Quelle: vom Autor fotografiert
  • Urheber: Marcela
Campagnolo integrated Shifter illustrating Ergopower shifting for Ergo Shifting.