Bremen-Verden


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Herzogtümer Bremen und Verden
Wappen
Karte
Die Herzogtümer Bremen (gelb)-Verden (rosa, rechts unten) um 1655
AlternativnamenBrem(en)-Verden
Entstanden aus1648 Säkularisation des Erzstiftes Bremen und des Hochstiftes Verden
HerrschaftsformPersonal- und Realunion zweier Herzogtümer
Heutige Region/enDE-NI
Reichskreisniederrheinisch-westfälisch (Verden) und niedersächsisch (Bremen)
Hauptstädte/
Residenzen
Stade
Dynastien1648: Schweden
1712: Dänemark
1715: Kurhannover
Sprache/nDeutsch, Niederdeutsch
Aufgegangen in1807/10: Kgr Westphalen
1815: Königreich Hannover

Die administrativ vereinigten Herzogtümer Bremen und Verden bildeten ein Reichsterritorium im Elbe-Weser-Dreieck im Bereich der heutigen Landkreise Cuxhaven, Stade, Rotenburg (Wümme), Harburg, Osterholz, eines kleinen Teils des heutigen Landkreises Heidekreis und Verden sowie im Bereich der heutigen Stadt Bremerhaven und einiger Gebiete, die heute zum Stadtgebiet Bremens und Hamburgs gehören. Verwaltungssitz war Stade.

Geschichte

Das Territorium entstand mit dem Westfälischen Frieden von 1648, als das ehemalige Erzstift Bremen zusammen mit dem ebenso säkularisierten ehemaligen Hochstift Verden an Schweden fiel. Im so neu geschaffenen Herzogtum wurde Stade zum Hauptort erklärt. 1651 erhielt die lutherische Kirche Bremen-Verdens eine organisatorische Struktur mit Konsistorium und Generalsuperintendent in Stade (bis 1885 noch ohne Hadeln, wo schon länger eine Landeskirche bestand). Im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg von 1675 bis 1676 wurde dieses schwedische Herzogtum im sogenannten Bremen-Verdener Feldzug durch mehrere Staaten des Heiligen Römischen Reiches und Dänemark erobert und blieb bis zum Kriegsende 1679 in alliiertem Besitz. Im Zuge des Friedens von Saint-Germain im Jahre 1679 fiel Bremen-Verden wieder an Schweden. In der Rechtsprechung führte der Instanzenweg zum 1653 gebildeten Wismarer Tribunal als Oberappellationsgericht für die schwedischen Lehen im Heiligen Römischen Reich.

Das Herzogtum Bremen und das Fürstentum Verden blieben staatsrechtlich eigenständige, deutsche Fürstentümer. Der schwedische Monarch wurde zwar Landesherr, aber nicht als König von Schweden, sondern als deutscher Reichsfürst. Die beiden Territorien nahmen als Provinzen, nicht aber als inkorporierte Glieder, ihren Platz im schwedischen Staatsgefüge ein und behielten daher ihre Rechte und Privilegien.[1]

Nach einer kurzen Zeit unter dänischer Herrschaft fiel Bremen-Verden 1715 durch Kauf an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg und blieb dort (mit weiteren Unterbrechungen durch schwedische und französische Herrschaft), bis 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde. 1823 war das Territorium in der Landdrostei Stade des Königreichs Hannover, dem späteren Regierungsbezirk Stade aufgegangen.[2]

Nach 1945 gehörte das Gebiet des ehemaligen Herzogtums als Teil des Regierungsbezirks Stade zunächst zum Land Hannover und später zum Bundesland Niedersachsen. Um das kulturelle Erbe des Territoriums bemüht sich heute der Landschaftsverband Stade.

Bremen-Verden als westlichstes Territorium im schwedischen Reich des 17. Jahrhunderts

Herzöge von Bremen und Fürsten von Verden (1648–1823)

Haus Wasa:

Haus Pfalz-Zweibrücken:

Haus Hannover:

Präsidenten der Brem-Verdenschen Regierung (1648–1823)

Generalgouverneure in der Zeit der Personalunion mit Schweden (1646/1648–1712)

Vorsitzende der Regierung in der Zeit der Personalunion mit Hannover (1715–1807, 1813–1823)

Ab 1739 in Personalunion auch Grefe des Landes Hadeln:

  • 1739–1759: Philipp Adolph von Münchhausen, im Range eines Ministers, auch Chef der Deutschen Kanzlei (Engl: Hanoverian Chancery) in London
  • 1759–1782: Bodo Friedrich von Bodenhausen (1705–1781), seit 1769 im Range eines Ministers
  • 1782–1798: Gotthelf Dietrich von Ende (1726–1798)
  • Vakanz
  • 1800–1810: Christian Ludewig von Hake (1745–1818), im Range eines Ministers, Namensgeber der Species Hakea
  • Vakanz infolge der französischen Annexion
  • 1813–1823: Engelbert Johann von Marschalck (1766–1845), die Brem-Verdenschen Stände wählten ihn in der Übergangszeit nach dem französischen Abzug zum Vorsitzenden der brem-verdenschen Regierungskommission. 1823–1841 war er der erste Landdrost der Landdrostei Stade, der rein verwaltungsmäßigen Gebietskörperschaft, die nach Auflösung Bremen-Verdens dessen Gebiet umfasste.[3]

Vorsitzende der Regierung während der westphälischen Annexion (1807–1810)

  • 1800–1810: Christian Ludewig von Hake (1745–1818)
  • 1810, April–Dezember Johann von Schlütter (1749–1827)

Literatur

  • Karl H. Schleif: Regierung und Verwaltung des Erzstifts Bremen am Beginn der Neuzeit (1500–1645). Eine Studie zum Wesen der modernen Staatlichkeit. Hamburg 1972.
  • Jürgen Bohmbach: Ein Anzug, der nicht paßte – die Herzogtümer Bremen und Verden als schwedischer Brückenkopf, Kompensationsobjekt und militärisches Reservoir. In: Horst Wernicke, Hans-Joachim Hacker (Hrsg.): Der Westfälische Frieden von 1648 – Wende in der Geschichte des Ostseeraums. Für Prof. Dr. Dr. h. c. Herbert Ewe zum 80. Geburtstag. Greifswalder Historische Studien, Bd. 3. Hamburg 2001, S. 247–266.
  • Christian Hoffmann: „Die bei den Brem- und Verdischen Collegiis stehenden Bedienten“. Die kurhannoversche Beamtenschaft zu Stade 1715–1810. In: Jahrbuch für Niedersächsische Landesgeschichte 78 (2006) (PDF; 7,6 MB), S. 309–346.
  • Beate-Christine Fiedler: Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652–1715. Organisation und Wesen der Verwaltung. Stade 1987.
  • Volker Friedrich Drecktrah: Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden und in der preußischen Landdrostei Stade von 1715 bis 1879. Frankfurt am Main u. a. 2002.
  • Jürgen Bohmbach: Anmerkungen zu einer Kulturgeschichte Stades 1645–1712. In: Kulturelle Beziehungen zwischen Schweden und Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. 3. Arbeitsgespräch schwedischer und deutscher Historiker in Stade am 6. und 7. Oktober 1989. Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade, Bd. 14. Stade 1990, S. 116–122.
  • Lutz Erich Krüger: Die Erwerbung Bremen-Verdens durch Hannover. Ein Beitrag zur Geschichte des großen Nordischen Krieges in den Jahren 1709–1719. Hamburg 1974.
  • Konrad Elmshäuser: Bremen und das Elbe-Weser-Dreieck In: Stader Jahrbuch 2012, S. 481–488.
  • Johann Hinrich Pratje: Die Herzogthümer Bremen und Verden ein Eigenthum des Königl. Großbritannischen und Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Hauses. In: ders. (Hrsg.): Altes und Neues aus den Herzogthümern Bremen und Verden 7 (1774), S. 1–104.
  • Hans-Eckhard Dannenberg, Heinz-Joachim Schulze (Hrsg.): Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser. Bd. 3: Neuzeit. Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 9. Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2008.
  • Brage bei der Wieden: Staatliche Ämter, Gerichte und Beamte in den Provinzen Bremen und Verden 1648–1815. In: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 85 (2006), S. 201–252.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Beate Fiedler: Bremen und Verden als schwedische Provinz (1633/45-1712). In: Hans-Eckhard Dannenberg und Heinz-Joachim Schulze (Hrsg.): Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser. Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 9. Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Band III Neuzeit. Stade 2008, S. 173.
  2. Jansen, Curt Heinrich Conrad Friedrich: Statistisches Handbuch des Königreichs Hannover, 1824, S. 4.
  3. Axel Behne: Verfassung und Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln. In: Hans-Eckhard Dannenberg, Heinz-Joachim Schulze: Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser. Bd. 3: Neuzeit. Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 9. Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2008, ISBN 978-3-9801919-9-9, S. 301–332.

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abgebildet sind die Herzogtümer Bremen und Verden (ehemals Erzbistum bzw. Bistum) im Jahre 1655, Erschienen in: Amstelodami//Amsterdam, Maßstab: Ca. 1:320.000, Kupferstich
„Vergessen“ wurde der Territorialbesitz der beiden Freien Reichsstädte Hamburg und Bremen. Letzterer ist in der Darstellung dem Amt Freudenberg zugeschlagen.
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