Brazlaw

Brazlaw
Брацлав
Wappen von Brazlaw
Brazlaw
Basisdaten
Oblast:Oblast Winnyzja
Rajon:Rajon Nemyriw
Höhe:201 m
Fläche:19,2 km²
Einwohner:6.033 (2005)
Bevölkerungsdichte:314 Einwohner je km²
Postleitzahlen:22870
Vorwahl:+380 4331
Geographische Lage:48° 50′ N, 28° 57′ O
KOATUU:523055300
Verwaltungsgliederung:1 Siedlung städtischen Typs
Bürgermeister:Dmytro Broda
Adresse:вул. Енгельса 15
22870 Брацлав
Statistische Informationen
Brazlaw (Oblast Winnyzja)
Brazlaw
i1

Brazlaw (ukrainisch und russisch Брацлав; polnisch Bracław jiddisch בראָסלעווBroslew) ist eine Siedlung städtischen Typs in der Oblast Winnyzja in der Ukraine mit etwa 6000 Einwohnern. Die Ortschaft liegt am Südlichen Bug in der historischen Landschaft Podolien.

Geschichte

Brazlaw teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine und Polens.

Die Burg Brazlaw wurde 1362 auf dem Gebiet des damaligen Fürstentums Halytsch-Wolhynien errichtet. 1479 wurde der um die Burg entstandene Ort von den Krimtataren zerstört, 600 Einwohner, darunter 400 Juden getötet.[1] Brazlaw diente als wichtige Grenzbefestigung gegen die islamischen Reiche im Süden. Trotz starker Befestigung wurde es 1551 vom Khanat der Krim erobert. 1569 erhielt der Ort vom polnischen König Sigismund II. August das Magdeburger Stadtrecht und war seitdem eine „freie Stadt“.

Seit Anfang des 16. Jahrhunderts gab es eine bedeutende jüdisch-chassidische Gemeinde in der Stadt (jiddisch בראָסלעוו/Broslev). 1370 bis 1569 gehörte die Stadt als Zentrum des Gebietes Brazlawschtschyna zum Großfürstentum Litauen, danach zu Polen-Litauen und war bis 1598 Zentrum der Woiwodschaft Bracław.[2] In der Woiwodschaft waren von 65.000 Haushalten 60.000 im Besitz von 18 Magnatenfamilien.[3] 1648 kam die Stadt infolge des Chmelnyzkyj-Aufstands unter die Herrschaft von Bohdan Chmelnyzkyj. In einem Pogrom wurden alle Juden getötet.[1]

Infolge des Osmanisch-Polnischen Krieges 1672–1676 fiel Brazlaw 1672 bis 1699 mit Podolien unter osmanische Herrschaft, bevor es im Rahmen der militärischen Niederlage der Osmanen wieder an Polen zurückfiel. Schließlich wurde die Stadt mit der Zweiten polnischen Teilung 1793 Teil des Russischen Reiches im Gouvernement Podolien. 1802 bis 1810 lehrte Rabbi Nachman, der Gründer einer bedeutenden chassidischen Schule, der Bratslaver Chassidim, in der Stadt. 1895 hatte die Stadt 2460 jüdische Bewohner, das waren rund 40 % der Gesamtbevölkerung.[1][4]

Da die Stadt keinen Eisenbahnanschluss erhielt, verlor sie im 19. Jahrhundert stark an Bedeutung. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Brazlaw vorübergehend zur Volksrepublik Ukraine. Nach der Niederlage der Ukraine gegen Sowjetrussland war das Gebiet im Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1920 umstritten und kam schließlich an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik.

Zwischen Mai 1919 und März 1921 kam es zu zahlreichen Pogromen mit über 200 getöteten Juden. Viele Juden zogen daraufhin in größere Städte. 1939 stellten Juden noch rund 1000 von insgesamt 4000 Einwohnern.[4]

Am 22. Juli 1941 wurde Brazlaw durch die deutsche Armee besetzt und dem rumänischen Besatzungsgebiet Transnistria angegliedert. Ein Ghetto wurde im Ort errichtet und mit deportierten Juden aus Bessarabien und der ehemaligen Bukowina gefüllt. Anfang 1942 wurden die Ghettobewohner erschossen oder in Konzentrationslager verschleppt. Am 17. März 1944 eroberte die Rote Armee den Ort[4][5] und Brazlaw wurde erneut der Ukrainischen SSR angegliedert. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gehört die Ortschaft zur unabhängigen Ukraine.

Söhne und Töchter Brazlaws

  • Iwan Bohun (1618–1664), ukrainischer Freiheitskämpfer
  • Mejer Furschtschik (1886–1944), sowjetischer Philosoph
  • Anatoli Bely (* 1972), russischer Theater- und Filmschauspieler

Weblinks

Commons: Brazlaw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bratslav auf History of Jewish Communities in Ukraine (englisch, deutsch). Abgerufen am 20. November 2016.

Einzelnachweise

  1. a b c Bratzlav in der Jewish Encyclopedia
  2. Encyclopedia of Ukraine
  3. Orest Subtelny: Ukraine. A History. University of Toronto Press, Toronto 1993, ISBN 0-8020-7191-0, S. 108.
  4. a b c Bratslav in der Jewish Virtual Library
  5. Geschichte der Juden in der Bukowina auf JewishGen

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Герб поселка городского типа Брацлав (XVIII-XX вв.)