Braunschweigisches Leibbataillon
Das Herzoglich Braunschweigische Leibbataillon war ein Verband des Braunschweigischen Militärs und bestand von 1815 bis 1893.
Vorgeschichte
Der Ursprung des Leibbataillons geht auf die von Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels 1809 aufgestellte Schwarze Schar zurück, die gegen die Truppen Napoleon Bonapartes kämpfte. Das Freikorps wechselte als „Braunschweig-Lüneburgsche Jäger“ in englische Dienste, kämpfte unter Wellingtons Befehl im sogenannten „Peninsula-Krieg“ in Portugal und Spanien, bevor es am 10. November 1814 nach Braunschweig zurückkehrte.
Aufstellung 1815
Am 1. Januar 1815 wurde aus den Veteranen des „Peninsula-Krieges“ das „Bataillon unter den Befehlen des Major von Pröstler“ formiert. Da jedoch bereits Ende 1814 viele Soldaten den Dienst quittiert hatten, wurden die Kompanien durch Mitglieder des 1813 aufgestellten Avantgarde-Bataillons aufgefüllt. Am 14. April erhielt es den Namen „Leibbataillon“. Es bestand aus vier Kompanien und hatte eine Sollstärke von 672 Mann.
Das Leibbataillon trug im Grunde die Uniform weiter, die die Braunschweig-Lüneburgschen Jäger in Spanien getragen hatten: einen schwarzen Dolman und den schwarzen Tschako mit dem weißmetallenen Totenkopf und schwarzem Rosshaarbusch.
Feldzug 1815
Nach der Rückkehr Napoléons befahl Herzog Friedrich Wilhelm die sofortige Mobilmachung und am 15. April brach das Herzoglich Braunschweigische Korps nach Belgien auf. Das Leibbataillon gehörte zusammen mit den drei leichten Bataillonen zur leichten Brigade unter dem Befehl von Oberstleutnant Wilhelm Treusch von Buttlar. Am 11. Mai erreichten sie ihre Stellungen bei Brüssel.
Am 16. Juni kam es bei Quatre-Bras zur ersten Schlacht. Das Leibbataillon spielte dabei nach Aussagen von Augenzeugen[1] eine wichtige Rolle. Herzog Friedrich Wilhelm fiel in dieser Schlacht in der Nähe des Leibbataillons und wurde von drei Soldaten (Korporal Külbel, Hornist Aue und Jäger Reckau[2]) hinter die Linien gebracht. Das Leibbataillon erlitt in dieser Schlacht hohe Verluste.
Zwei Tage später, am 18. Juni, nahm es an der Schlacht bei Waterloo teil. Hier wurde es an der rechten Flanke bei dem Gehöft Hougomont eingesetzt und erntete für seinen Einsatz wiederum Anerkennung.[3]
Nach der Schlacht wurde das Leibbataillon beauftragt, 2000 französische Gefangene nach Brüssel zu eskortieren. Danach folgte es dem restlichen Korps nach Paris, von wo aus es am 6. Dezember 1815 wieder zurück nach Braunschweig marschierte.
Entwicklung nach 1816
Nach der Rückkehr aus Frankreich wurden die Truppen des Herzogtums Braunschweig stark reduziert, es wurde nur das vom Deutschen Bund geforderte Minimum unter Waffen gehalten. Zunächst wurden vier Infanteriebataillone aufgelöst, 1822 folgten zwei weitere, das Leibbataillon wurde beibehalten.
Mit der Regierungsübernahme Karls II. wurde das Braunschweigische Militär vollständig verändert. Das alte Leibbataillon wurde zum I. Bataillon des 1. Linien-Infanterie-Regiments und ein neues Leibbataillon (auch Jäger-Bataillon genannt) wurde aus besonders herausragenden Soldaten gebildet. Während alle anderen Bataillone nun eine blaue Uniform im preußischen Stil erhielten, behielt das Leibbataillon seine historische schwarze Uniform.
Nach der Vertreibung Karls II. 1830 übernahm Wilhelm die Regierung und verkleinerte sofort die von seinem prunksüchtigen Bruder vergrößerte Armee wieder. Das Leibbataillon nahm die Soldaten des aufgelösten II. Bataillons des 1. Linien-Regiments auf, blieb aber eine eigenständige Einheit. Erst 1867 wurde es zum „Füsilier-Bataillon (Leib-Bataillon)“ des Herzoglich Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 und nach der Militärkonvention mit Preußen zum 3. (Leib-)Bataillon desselben Regiments. Am 1. Oktober 1893 hörte das Leibbataillon auf zu existieren, bildete nur noch eine Kompanie, die am 1. April 1897 im 5. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 165 in Blankenburg aufging.
Literatur
- Gustav von Kortzfleisch: Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Infanterie-Regimentes und seiner Stammtruppen 1809–1902. 3 Bände, Limbach, Braunschweig 1896–1903, Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3.
- Georg Ortenburg: Braunschweigisches Militär. Elm-Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-980-02196-3.
- Otto von Pivka: The Black Brunswickers. Osprey Men-at-Arms, Osprey Publishing, Oxford 1973, ISBN 0-850-45146-9.
- Wilhelm Teichmüller: Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Leibbataillons. Schwetschke, Braunschweig 1858, OCLC 64411657.
Einzelnachweise
- ↑ Captain Batty von den Grenadier Guards in einem Brief vom 21. Juni 1815. John Booth: The Battle of Waterloo. London 1852. S. 38 und General Halkett, nach Kortzfleisch, Bd. 2, S. 73
- ↑ siehe: Ernst Carl Külbel: Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16. Juni 1815. 2. Auflage, Celle 1865, Digitalisat
- ↑ Captain Batty von den Grenadier Guards in einem Brief vom 22. Juni 1815. John Booth The Battle of Waterloo. London 1852. S. 41
Weblinks
- Interessengemeinschaft Herzoglich Braunschweigisches Leibbataillon von 1815 auf leibbataillon.de
- Die Geschichte des Braunschweiger Militärs 1671–2003 ( vom 12. Februar 2005 im Internet Archive) auf immotafides.de
- Projekt des Historischen Seminars der TU Braunschweig u. a. zur Schwarzen Schar/Friedrich Wilhelm auf gibs.info
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Braunschweigisches Leibbataillon um 1835. Links ein Hornist, rechts drei Offiziere.
Die Braunschweiger bei Quatre Bras 1815
Autor/Urheber: Daniel Weßelhöft DottoreMabuse, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Braunschweiger Totenkopf, wie ihn das Leibbataillon 1815 bei Quatre-Bras und Waterloo getragen hat.
Braunschweigisches Leibbataillon, ca. 1843