Brandpfeil
Ein Brandpfeil oder Feuerpfeil (lateinisch malleolus, falarica) ist ein spezieller Pfeil, dessen Zweck es ist, Brände zu verursachen.
Die Waffe ist schon seit der Antike bekannt. Die Griechen nutzen den Brandpfeil schon früh; die Anwendung durch die Römer im See- und Festungskrieg ist hingegen erst für die späte Kaiserzeit bezeugt (vgl. Diod. 20, 88, 2. 97). Nonius Marcellus (556 M.) kennt Brandpfeile jedoch auch schon in früherer Zeit. Laut Ammianus Marcellinus (23, 4, 14 f.) konnte man Brandpfeile nicht mit Wasser, sondern nur durch Ersticken mit Erde löschen, wenn der Zündsatz einmal aktiviert war. Brandpfeile waren z. B. mit Erdöl, anderen Sorten Öl oder Pech getränkt; Eisenspäne mit Kalk, Schwefel und Salpeter in Kombination mit leicht brennbarem Material waren ebenfalls wirkungsvoll. Brandpfeile besaßen häufig eine als kleines Körbchen ausgearbeitete Spitze, die mit brennendem Material geladen und auf hölzerne Festungen etc. abgeschossen wurde. Eine andere Möglichkeit, Feuer zu „transportieren“, waren Bohrungen in den Pfeilen, in die brennende Lappen eingefädelt wurden, sofern man diese Lappen nicht einfach um die Pfeile wickelte. Brandpfeile für Katapulte wurden unter anderem in Dura Europos gefunden. Mittelalterliche Brandpfeile kann man etwa im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg besichtigen.
Bestandteile
In Brandpfeilen wurden nicht wie angenommen schwarzpulverähnliche Substanzen oder Spuren von öligen oder ätherischen Inhaltsstoffen verwendet. Brandpfeile bestanden meistens aus einem Gemisch aus Eisenspänen, Salpeter und Schwefel. Eisenpulver wurde mit Salpeter vermischt. Der vom Büchsenmeister hergestellte Brandpfeil bzw. Feuerpfeil mit dem Gemisch wurde anschließend in ein mit Wachs getränktes Tuch gewickelt und in flüssigen Schwefel getaucht.[1]
Wird der Brandpfeil angezündet, beginnt der Schwefel mit höheren Temperaturen zu brennen. Das Wachs schmilzt und verbindet sich mit dem Brandgemisch. Salpeter wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Die Bestandteile vermischen sich zu einer zähflüssigen teigigen Brandmasse. Der Pfeil prallt deshalb an seinem Ziel nicht ab, sondern bleibt regelrecht kleben.
Eine sarazenische Abhandlung Bogenschießen für Anfänger (um 1410) erwähnt einen Pfeiltyp, welcher als Spitze einen Metalltrichter aufgesetzt hatte. In diesen Trichter legte man eine glühende Metallkugel oder einen entzündeten Brandsatz und schoss den Pfeil ab. Der Pfeilschaft wurde von einer am Bogen befestigten Fangleine gestoppt und das glühende, brennende Geschoss flog allein weiter.
Literatur
- Alfred Geibig: Feuerpfeile und Feuerbolzen. In: Die Macht des Feuers – ernstes Feuerwerk des 15.–17. Jahrhunderts im Spiegel seiner sächlichen Überlieferung. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2012, ISBN 978-3-87472-089-2, S. 11–30.
- Ada Bruhn de Hoffmeyer: Antikens Artilleri. Gad, Kopenhagen 1958, S. 114 ff. (dänisch).
- Regina Franke: Ein römischer Brandpfeil aus dem Südvicus von Sorviodurum-Straubing. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. Nr. 100, 1998, ISSN 0179-5805, S. 245–257.
- Richard Kinseher: Kapitel über Brandpfeile/geschosse, Raketenpfeile. In: Der Bogen in Kultur, Musik und Medizin, als Werkzeug und Waffe. Books on Demand, 2005, ISBN 3-8311-4109-6.
Weblinks
- Brandpfeil mit Stabschleuder Perspektivische Darstellung, unbekannter Zeichner, 1500/1520 auf Deutsche Fotothek
- Osmanischer Brandpfeil von 1683 aus Klosterneuburg, Niederösterreich auf stadtmuseum.klosterneuburg.at
Anmerkungen
- ↑ Vgl. etwa Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 41, 61 f. (Wie man Pulver machen soll zu Büchsen und zu Feuerpfeilen, das sehr gut wird), 71 („Willst du gute Feuerpfeile machen, so nimm fünf Pfund Salniter und ein Pfund Schwefel und ein halb Pfund Kohle, und stoß das in einem Mörser sehr gut untereinander und tu Oleum benedictum und gebrannten Wein darunter, so viel wie genug ist, und mache einen Teig daraus […].“) und 75 f. (Nun folgt abermals, hernach, wie man gute Feuerpfeile machen soll und Wie man gute Feuerpfeile machen soll, die nicht rostig werden, wie lange sie (auch) liegen).
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The Ms.Thott.290.2º is a fencing manual written in 1459 by Hans Talhoffer for his own personal reference and illustrated by Michel Rotwyler.
The Ms.Thott.290.2º is a fencing manual written in 1459 by Hans Talhoffer for his own personal reference and illustrated by Michel Rotwyler.
Autor/Urheber: Bullenwächter, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Zwei Brandpfeile (Armbrustbolzen) auf einer Acrylglas-Unterlage. Süddeutschland, ca. 15. Jahrhundert. Hartholz, Eisen, Gewebe und chemische Mischung aus Salpeter, Holzkohle und Schwefel. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv. Nr. W788 und W2056.