Brahmagupta

Observatorium in Ujjain

Brahmagupta (Devanagari: ब्रह्मगुप्त; * 598; † nach 665)[1] war ein indischer Mathematiker und Astronom. Er stammte aus der Stadt Bhillamala (heute Bhinmal in Rajasthan), die zu seinen Lebzeiten ein Zentrum der indischen Mathematik und Astronomie war.[2] Später leitete er das astronomische Observatorium in Ujjain und verfasste in dieser Funktion zwei Arbeiten zur Mathematik und zur Astronomie: das Buch Brahmasphutasiddhanta (dt. etwa “Vervollkommnung der Lehre Brahmas”)[2] im Jahre 628, einen theoretischen Text, und das Buch Khandakhadyaka (dt. etwa “Essenhäppchen”)[2] im Jahre 665, das sich mit astronomischen Rechnungen beschäftigt.[3] Er benutzte nachweislich als erster Mathematiker die geschriebene Zahl Null.[2]

Bedeutung

Das Brahmasphutasiddhanta ist der früheste bekannte Text, in dem die mathematisch vollständige Null als geschriebene Ziffer behandelt wird. Zuvor hatten im 6. Jahrhundert v. Chr. bereits die Babylonier den Wert Null als Leerzeichen verwendet und der indische Mathematiker Aryabhata (* 476; † um 550) das vollständige Konzept der Null entwickelt. Darüber hinaus stellte Brahmagupta in diesem Werk Regeln für die Arithmetik mit negativen Zahlen und mit der Zahl 0 auf, die schon weitgehend unserem modernen Verständnis entsprechen. Der größte Unterschied bestand darin, dass Brahmagupta auch die Division durch 0 zuließ, während in der modernen Mathematik Quotienten mit dem Divisor 0 nicht definiert sind.

Er benutzte Variablen, die „yāvat-tāvat“ („so viel wie“) hießen und beliebige Objekte bezeichneten.[4] Bei Rechnungen mit mehreren Variablen benutzte er einen Buchstaben in verschiedenen Farben.[5]

Zu seinen bekanntesten Resultaten gehören zwei nach ihm benannte Lehrsätze über Sehnenvierecke: Der Satz von Brahmagupta, der eine Seitenhalbierung in bestimmten Sehnenvierecken beschreibt, und die Formel von Brahmagupta, die die Fläche eines beliebigen Sehnenvierecks berechnet. Auf ihn geht auch die Brahmagupta-Identität zurück.

Siehe auch

  • Eieraufgabe des Brahmagupta

Literatur

  • David Pingree: Brahmagupta. In: Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): Dictionary of Scientific Biography. Band 2: Hans Berger – Christoph Buys Ballot. Charles Scribner’s Sons, New York 1970, S. 416–418.
  • S. S. Prakash Sarasvati: A critical study of Brahmagupta and his works: The most distinguished Indian astronomer and mathematician of the sixth century A.D. Delhi, 1986.
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Einzelnachweise

  1. David Pingree: Artikel Brahmagupta in Dictionary of Scientific Biography.
  2. a b c d Warsi, Dangerfield, Davis, Farndon, Griffiths, Jackson, Patel, Pope, Beutelspacher: Das Mathematikbuch. DK-Verlag München 2020, ISBN 978-3-8310-4016-2, S. 89.
  3. Strick, Heinz Klaus: Brahmagupta (598–670), in: spektrum.de. Veröffentlicht am 1. Dezember 2014. Abgerufen am 16. März 2024.
  4. Hans Wussing: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1979, S. 99.
  5. John Tabak: Algebra: Sets, Symbols, and the Language of Thought. Infobase Publishing, New York. 2014, ISBN 978-0-8160-6875-3, S. 40.

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Sun Dial at the Ved Shala (Observatory)at Ujjain. Author: User:Clt13