Bourcefranc-le-Chapus
Bourcefranc-le-Chapus | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Charente-Maritime (17) | |
Arrondissement | Rochefort | |
Kanton | Marennes | |
Gemeindeverband | Bassin de Marennes | |
Koordinaten | 45° 51′ N, 1° 9′ W | |
Höhe | 0–18 m | |
Fläche | 12,40 km² | |
Einwohner | 3.541 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 286 Einw./km² | |
Postleitzahl | 17560 | |
INSEE-Code | 17058 | |
Website | www.bourcefranc-le-chapus.fr | |
Rathaus von Bourcefranc-le-Chapus |
Bourcefranc-le-Chapus ist eine französische Gemeinde mit 3.541 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Charente-Maritime in der Region Nouvelle-Aquitaine. Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Rochefort und zum Kanton Marennes. Die Einwohner werden Bourcefrançais und Chapusais genannt.
Geographie
Beim Betrachten der gesamten französischen Atlantikküste befindet sich Bourcefranc-le-Chapus im mittleren Abschnitt. Vor allem hat der Ort durch seine Lage am Ende einer kleinen in den Meeresraum Pertuis-Charentais hineinragenden Halbinsel einen unmittelbaren Bezug zum Atlantischen Ozean.[1] Der Höhe des Ortes beträgt zwischen 0 und 18 m ü. NHN. [2]
Zudem liegt Bourcefranc-le-Chapus an der Mündung des Flusses Seudre sowie an der Brücke Viaduc d’Oléron zur Insel Île d’Oléron.
Zum Gemeindegebiet gehört auch die Insel Île de Nôle, die dem von Austernzucht geprägtem Ortsteil Sinche (südwestlich vom Ortszentrum) vorgelagert ist[3]. Als kleinste der Inseln des Charente-Archipels ist selbige heute gänzlich der Natur überlassen mit einer Vegetation aus Gras und einigen Sträuchern. Auf der früher ebenfalls für die Austernzucht genutzten winzigen Insel gibt es heute weder Gebäude, noch Bäume.[4]
Umgeben wird Bourcefranc-le-Chapus von den Nachbargemeinden Marennes-Hiers-Brouage im Osten, Süden und Südosten sowie auf der gegenüberliegenden Seite der Meerenge von Oléron, von Le Château-d’Oléron und Saint-Trojan-les-Bains auf der Île d’Oléron.
Geschichte
Im 15. Jahrhundert waren es 2 kleine Dörfer: Bourcefranc und Le Chapus als Fischerdorf an der ins Meer reichenden Spitze der Halbinsel.
Der Name Bourcefranc wird auf die mittelalterliche Bezeichnung Bourg-franc (freie Siedlung) zurückgeführt; während der Name Chapus vom lateinischen Caput abgeleitet sein soll, der sich hier wohl auf das Kopf-Ende der Halbinsel bezieht.[5]
Die Gründung Bourcefranc‘s erfolgte zweifellos im Mittelalter durch das Kloster Marennes, welches der Damenabtei Abbaye aux Dames Saintes untergeordnet war. Die Geschichte des Ortes war lange mit dem größeren Nachbarort Marennes verbunden, zu welchem das heutige Gemeindegebiet bis Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte.[5] Die Ablösung von Marennes führte 1908 zur Gründung der jetzigen Gemeinde aus den beiden Ortschaften Bourcefranc und Le Chapus. Der Gemeindename Bourcefranc-le-Chapus gilt offiziell seit 1970.[5]
Von 1889 bis 1986 gab es eine Eisenbahnlinie bis zur Spitze des Chapus. Selbige begann weiter im Landesinneren in Cabariot bei Rochefort als Abzweigung von der Strecke Nantes-Orléans-Saintes, was eine Verbindung zum französischen Eisenbahnnetz ermöglichte. Die Linie diente dem Transport von Waren, hauptsächlich Austern, aber bis 1971 auch zum Personentransport; zeitweise sogar als Direktverbindung von Paris Gare d’Austerlitz nach Le Chapus, wo man damals auf die Fähre zur Insel Île d’Oléron umsteigen konnte. Der 3 m ü. NHN liegende Bahnhof wurde restauriert und wird heute gewerblich genutzt. Der vor Ort verwendete Name Le Terminus (die Endstation) erinnert an diese Zeit des Bahnverkehrs.[6]
Die 1966 fertiggestellte Brücke zur Île d’Oléron machte den Fährbetrieb überflüssig. Die entlang der Atlantikküste führende Radroute EuroVelo 1 verläuft heute (2023) in dieser Region teilweise über die ehemalige Bahnstrecke.[7]
Wirtschaftliche Aktivitäten
Durch seine Lage zwischen dem für Austern bekanntem Nachbarort Marennes und dem Meer gehört Bourcefranc-le-Chapus zur Sub-Region Marennes-Oléron, in der sich die bedeutendste Austernzucht Frankreichs befindet. Viele ehemalige Salinen auf dem Gemeindegebiet sind heute Austernparks. Bekannte Austernzüchter, die unter anderem Qualitätsaustern vom Typ Fines de claires vertes mit dem Siegel Label Rouge züchten, sind in Bourcefranc-le-Chapus ansässig.[8][9][10]
Zudem ist diese Küstengemeinde heute auch vom Tourismus geprägt.[11] Der hauptsächlich und traditionell von den Booten der Austernfischer genutzte kleine Hafen Port du Chapus wurde mit Auflagen auch für die Aufnahme von Sportbooten hergerichtet.[12]
Bevölkerungsentwicklung
1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2012 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
3073 | 3095 | 2984 | 2794 | 2851 | 2951 | 3275 | 3388 | 3506 | 3515 |
Sehenswürdigkeiten
- Fort Louvois (auch: Fort du Chapus) ist eine auf einem Felsen im Meer zwischen 1691 und 1694 unter der Herrschaft von König Ludwig XIV gemäß den Plänen von Vauban erbaute Festung. Selbige ist 400 m von der Festland-Spitze Pointe du Chapus entfernt und über einen gepflasterten Weg bei Ebbe (Überflutung bei Flut) zugänglich. Fort Louvois (wie auch das weiter nördlich liegende Fort Boyard) sollte dem Schutz des Landes vor Angriffen über das Meer dienen. Seit 1929 ist es als Monument historique geschützt.[13]
- Kirche Saint-Louis aus dem 17. Jahrhundert. Es ist überliefert, dass der Bau der Kirche um 1687 auf einen Wunsch von Madame de Maintenon, der zweiten Ehefrau des Königs Ludwigs XIV. zurückgeht. Sie wollte in Le Chapus zur Insel Île d’Oléron übersetzen und vorher noch ein Gebet verrichten und bat darum, eine Kirche zu besuchen. Da es keine gab, bewirkte sie einen königlichen Entscheid zum Bau einer Kapelle und schickte die notwendige Summe. Das Gotteshaus entstand im Ortszentrum von Bourcefranc und wurde 1694 als Pfarrkirche eingeweiht.[14]
- Rathaus. Léon Oriou war der erste Bürgermeister der erst 1908 gegründeten Gemeinde Bourcefranc (ab 1970 Bourcefranc-le-Chapus genannt). Er ließ 1930 das heutige Rathaus auf bewirtschaftetem Gelände errichten. Bourcefranc war damals nicht nur dem Meer zugewandt, sondern hatte auch eine Menge Landwirtschaft, mit zahlreichen Parzellen und Weingärten.[15]
- La Plataine, Windmühle aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde vom früheren Besitzer restauriert und 2003 zusammen mit dem nahegelegenen Mühlenhaus von der Gemeinde Bourcefranc-le-Chapus erworben. Es wurde ein Verein gegründet, um die Mühle wieder funktionstüchtig zu machen und für Besucher zu öffnen.[16]
- Viaduc d’Oléron. Diese Brücke verbindet den europäischen Kontinent ab der Gemeinde Bourcefranc-Le-Chapus über die Departementsstraße Nr. 26 (D26) mit der Insel Ile d’Oléron. Bei ihrer Fertigstellung im Jahre 1966 war sie die längste Brücke Frankreichs und löste bis dahin bestehende Fährverbindungen ab.[17]
- Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Bourcefranc-le-Chapus
Gemeindepartnerschaften
Mit der deutschen Gemeinde Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz besteht seit 1965 eine Partnerschaft. Bourcefranc war die erste Gemeinde in der Region Poitou-Charentes, die eine Gemeindepartnerschaft einging.[5] Selbige lebt bis heute intensiv weiter.[18]
Literatur
- Le Patrimoine des Communes de la Charente-Maritime. Flohic Editions, Band 1, Paris 2002, ISBN 2-84234-129-5, S. 375–379.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Louis Papy,: Le Midi atlantique, atlas et géographie de la France moderne. Flammarion, Paris 1994, ISBN 2-08-201313-8, S. 21.
- ↑ Bourcefranc-le-Chapus (17560), Charente-Maritime. Abgerufen am 18. September 2023.
- ↑ Île de Nole. Abgerufen am 24. Februar 2024 (französisch).
- ↑ 29 juin 2020 | Charente-Maritime, Tourisme: L’archipel charentais, les îles célèbres de la mer des Pertuis. 29. Juni 2020, abgerufen am 24. Februar 2024 (französisch).
- ↑ a b c d Mairie de Bourcefranc-Le-Chapus - L'histoire de Bourcefranc. Abgerufen am 18. September 2023 (französisch).
- ↑ Gare du Chapus. Tellnoo, abgerufen am 19. September 2023 (französisch).
- ↑ Vélodyssée, de Rochefort à Marennes / Voie verte de Cabariot à Brouage. Abgerufen am 20. September 2023 (französisch).
- ↑ Nos Huîtres – Huitres Vernet. Abgerufen am 16. September 2023 (französisch).
- ↑ Producteur huitre à Bourcefranc-le-Chapus | GUINTINI LUDOVIC. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ Contact – Maison Gillardeau. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ Office de Tourisme de Bourcefranc-Le Chapus - Offices de Tourisme à Bourcefranc-le-Chapus - Guide de Charente Maritime. Abgerufen am 16. September 2023 (französisch).
- ↑ Mairie de Bourcefranc-Le-Chapus - Les ports. Abgerufen am 17. September 2023.
- ↑ Fort Louvois - Patrimoine et musées | Marennes Oléron Tourisme. Abgerufen am 20. September 2023 (französisch).
- ↑ Eglise St Louis, Bourcefranc-le-Chapus. Île d’Oléron Marennes Tourisme, abgerufen am 19. September 2023 (französisch).
- ↑ Mairie de Bourcefranc-Le-Chapus - Le vieux Bourcefranc. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ Moulin de La Plataine. In: Journées européennes des Moulins et du Patrimoine Meulier. Abgerufen am 19. September 2023 (französisch).
- ↑ Pont de l’île d’Oléron | La Charente-Maritime - 17. Abgerufen am 21. September 2023 (französisch).
- ↑ Rheinbrohler Delegation erlebt unvergessliches Stadtfest in Bourcefranc-Le Chapus. Abgerufen am 18. September 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
Autor/Urheber: Cobber17, Lizenz: CC BY 3.0
Eglise Saint-Louis de Bourcefranc
Autor/Urheber: Jpbazard Jean-Pierre Bazard, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bateaux de pêche (chalutiers, fileyeurs, dragueurs), chaland mytilicole et en arrière plan chalands ostréicoles dans le port du Chapus.
Autor/Urheber: Cobber17, Lizenz: CC BY 3.0
Hôtel de ville de Bourcefranc-le-Chapus
moulin de la Plataine
Autor/Urheber: ERIC SALARD, Lizenz: CC BY-SA 2.0
FORT LOUVOIS FROM F-GHAC
Autor/Urheber: Chatsam, Lizenz: CC BY-SA 3.0
blason de la commune de Bourcefranc-le-Chapus : D’argent au fort Louvois d’or, terrassé de sinople ; au chef d’azur chargé de trois fleurs de lis d’or
Autor/Urheber: Patrick Despoix, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dieses Gebäude ist als historisches Denkmal (Monument historique) klassifiziert. Es ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe PA00104630 .