Boryslaw

Boryslaw
Борислав
Wappen von Boryslaw
Boryslaw (Ukraine)
Boryslaw
Basisdaten
Oblast:Oblast Lwiw
Rajon:Rajon Drohobytsch
Höhe:359 m
Fläche:37,00 km²
Einwohner:38.442 (2004)
Bevölkerungsdichte:1.039 Einwohner je km²
Postleitzahlen:82390
Vorwahl:+380 3248
Geographische Lage:49° 17′ N, 23° 25′ O
KATOTTH:UA46020010010087534
KOATUU:4610300000
Verwaltungsgliederung:1 Stadt, 6 Dörfer
Bürgermeister:Oleh Iwanyzkyj
Adresse:вул. Шевченка 42
82300 м. Борислав
Website:місто Борислав (Ukrainisch)
Statistische Informationen
Boryslaw (Oblast Lwiw)
Boryslaw (Oblast Lwiw)
Boryslaw
i1

Boryslaw (ukrainisch Борислав; russisch БориславBorislaw, polnisch Borysław, deutsch auch Borislau) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 38.000 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Lwiw und befindet sich südlich der Oblasthauptstadt Lwiw. Die nächstgrößere Stadt ist Drohobytsch.

Zur Stadt gehörte bis 2020 noch die südwestlich gelegene Siedlung städtischen Typs Schidnyzja. Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Boryslaw (Бориславська міська громада/Boryslawska miska hromada). Zu dieser zählen auch die 6 in der untenstehenden Tabelle aufgelistetenen Dörfer[1]; die Siedlung städtischen Typs Schidnyzja wurde eine Teil der eigenständigen Siedlungsgemeinde Schidnyzja.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Boryslaw Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiertukrainischrussischpolnisch
Jassenyzja-SilnaЯсениця-СільнаЯсеница-Сольная (Jasseniza-Solnaja)Jasienica Solna
MokrjanyМокряниМокряныMokrzany
PidmonastyrokПідмонастирокПодмонастырёк (Podmonstyrjok)Podmanasterek
PopeliПопеліПопелиPopiele
UrischУріжУрож (Urosch)Uroż
WynnykyВинникиВинники (Winniki)Winniki

1930 wurden die bis dahin selbstständigen Dörfer Bania Kotowska (ukrainisch Баня КотівськаBanja Kotiwska), Hubicze (ukrainisch ГубичіHubytschi), Mraźnica (ukrainisch МразницяMrasnyzja) und Tustanowice (ukrainisch ТустановичіTustanowytschi) eingemeindet[2].

"Oil City" in Tustanowice

Erdöl

(c) Bundesarchiv, Bild 183-R00740 / CC-BY-SA 3.0
Bohrtürme auf den Ölfeldern von Boryslaw, 1909

Boryslaw erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitreichende Bekanntheit als eines der damals weltweit bedeutendsten Zentren der Erdölförderung. Das Karpatenvorland weist zahlreiche Stellen auf, an denen Erdölvorkommen bis nahe an die Erdoberfläche reichen. Die kommerzielle Ölgewinnung aus händisch gegrabenen Sickergruben ist seit dem 16. Jahrhundert überliefert. Das Naphtha bzw. Erdnaphtha, wie man das Sickeröl damals nannte, gelangte als Schmiermittel und Arzneimittel in weite Teile Europas.

Diese Rohstoffbasis bewog den Apotheker Ignacy Łukasiewicz 1853 dazu, eine Petroleumlampe zu entwickeln. Auf der Suche nach Bezugsquellen für den dazu erforderlichen Brennstoff entstand 1854 das erste Ölbergwerk in Bóbrka südlich von Krosno. Damit wurde ein Ölboom an verschiedenen Stellen in der Karpatenregion ausgelöst, in dessen Folge beispielsweise allein zwischen 1860 und 1865 in und um Boryslaw herum rund 4.000 händisch gegrabene Schächte zur Gewinnung von Erdöl und Erdwachs (Ozokerit)[3] entstanden. Das Erdöl konnte ab 1861 mit der Bahn nach Wien transportiert werden, wo in einer 1860 errichteten Raffinerie die Verarbeitung hauptsächlich zu Leuchtpetroleum und Schmierstoffen erfolgte.

Mit zunehmender Tiefe der erschlossenen Vorkommen löste etwa um 1865 die Tiefbohrtechnik den bisherigen Schachtbau ab. Schon bald wurden Bohrungen bis in Tiefen von 1.500 m getrieben. Die Ölförderung in Galizien erreichte 1912 mit fast 3 Millionen Tonnen ihren Höhepunkt. Davon kam der Großteil aus der Region Boryslaw. Durch die übermäßige Ausbeutung der Vorkommen vor dem Ersten Weltkrieg konnten jedoch später nie wieder die Vorkriegs-Produktionsziffern erreicht werden. Im Krieg waren 1914/15 die Förderanlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch heute wird im Stadtgebiet von Boryslaw noch in geringem Umfang Erdöl gefördert.

Persönlichkeiten

  • Emil Müller, Pseudonym auch: E. Sturmheim (1886–1952), Schriftsteller, Antifaschist, politischer Aktivist für Österreich
  • Mignon Langnas (1903–1949), Krankenschwester im jüdischen Kinderspital in Wien, Überlebende des Holocaust
  • Berthold Beitz (1913–2013), kaufmännischer Leiter von Fabriken in Boryslaw während der deutschen Besetzung der Ukraine von 1941 bis 1944. Er rettete hunderte ortsansässige Juden vor dem Holocaust
  • Sabina Wolanski (1927–2011), jüdische Überlebende des Holocaust
  • Józef Lipman (* 1931), emeritierter Professor für Petrochemie, jüdischer Überlebender des Holocaust
  • Schewach Weiss (1935–2023), polnisch-israelischer Politiker, Diplomat, Hochschullehrer und Autor

Weblinks

Commons: Boryslaw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Розпорядження Кабінету Міністрів України від 12 червня 2020 року № 718-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Львівської області
  2. Rozporządzenie Rady Ministrów z dnia 20 maja 1930 r. o rozszerzeniu granic miasta Borysławia w powiecie drohobyckim, województwie lwowskiem. 1930; (polnisch).
  3. Petroleum. In: Merck’s Warenlexikon. 3. Aufl. 1884 ff., S. 419 f.

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Районы Львовской области с 17 июля 2020 года.
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Bundesarchiv Bild 183-R00740, Boryslaw, Erdölgewinnung.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R00740 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Boryslaw, Erdölgewinnung

ADN-ZB/Archiv Rußland 1909 Bohrtürme auf den Ölfeldern von Boryslaw in Galizien.

[Scherl Bilderdienst]
Oil well "Oil City" in Tustanovichi. 1908 year.png
Autor/Urheber: Romaniuk Ihor, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Нафтова свердловина "Нафтове місто" в Тустановичах. 1908 рік. Автор невідомий
Gerb m. Boryslawa.gif
uk:Герб Борислава Герб міста Борислав Львівської області.Затверджений 23 липня 1996 року рішенням VI сесії Бориславської міської ради. У лазуровому полі ріпник у срібній одежі несе на плечах золоте коромисло з двома золотими відрами нафти (ропи). Щит обрамований декоративним картушем i увінчаний срібною міською короною з трьома вежами. Ріпник відомий з давніх печаток громади міста з XIX і вказує на нафтодобувні промисли, що спричинилися до розвитку Борислава. Гречило Андрій Богданович.