Borki (Bartoszyce)

Borki
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Borki (Polen)
Borki
Basisdaten
Staat:Polen

Woiwodschaft:Ermland-Masuren
Powiat:Bartoczyce
Gmina:Bartoszyce
Geographische Lage:54° 16′ N, 20° 43′ O
Einwohner:152 (2021[1])
Postleitzahl:11-200[2]
Telefonvorwahl:(+48) 89
Kfz-Kennzeichen:NBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße:Tolko/DW 512Pilwa
Borki Małe → Borki
Eisenbahn:kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen:Danzig

Borki, (deutsch Borken), ist ein Dorf im Powiat Bartoszycki (Bartensteiner Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört zur Gmina Bartoszyce (Landgemeinde Bartenstein).

Dorfplatz

Geographische Lage

Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 15 Kilometer südsüdöstlich von Bagrationowsk (Preußisch Eylau) und sechs Kilometer westnordwestlich von Bartoszyce (Bartenstein).

Geschichte

Borken, westnordwestlich von Bartenstein und südsüdöstlich von Preußisch Eylau, auf einer Landkarte von 1910.

Um 1330 wurde Borken (vor 1595 Borcken) als deutsches Bauerndorf mit Kirche und Krug gegründet.[3] Prägend für den Ort war ein sehr großes Gut mit großem Park, Teich, einer Kapelle, einem Friedhof und auch einem Sägewerk.

Schwere Schäden erlitten Dorf und Kirche durch den Poleneinfall 1414. Eine weitere Zerstörung erfolgte im Dreizehnjährigen Krieg 1454/66.

In Borken entwickelte sich eine Gutsherrschaft, die häufig wechselte: v. Milbe (1748), v. Fresin (1749–1756), v.d. Groeben (1756–1764), v.d. Goltz (ab 1764), v. Malitz (1777–1785), v. Negelein (ab 1785), v. Henkel (ab 1790), v. Wartensleben (ab 1792), v. Krafft (ab 1795). Am 22. Juni 1835 wurde das Gut von den Erben öffentlich zur Ersteigerung angeboten.[4]

Am 7. Mai 1874 wurde Borken Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau:[5] Borken war sowohl als Landgemeinde als auch als Gutsbezirk Teil des Amtsbezirks.

Am 1. April 1927 hatte der Gutsbezirk Borken eine Flächengröße von 614 ha, 97 ar, und 50 m², und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 207 Einwohner.[6] Im Jahre 1928 wurden die Gutsbezirke Borken und Pillwen sowie die Landgemeinde Borken und das Gut Schonklitten zur neuen Landgemeinde Borken zusammengeschlossen.[5]

Borken gehörte bis 1945 zum Kreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen im Deutschen Reich.

Letzter Gutsbesitzer auf Borken war die Familie v. Janson (etwa 1860–1945), ganz zuletzt der Diplomat Martin von Janson[7], der allerdings lieber auf dem geräumigeren und komfortableren Gut Pillwen weilte als auf dem Stammsitz in Borken. Als sich die Rote Armee der Region näherte, wollte er seine Heimat nicht verlassen und setzte am 29. Januar 1945 seinem Leben ein Ende, um nicht sowjetischen Soldaten in die Hände zu fallen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Borken am 2. Februar 1945 von der Roten Armee besetzt, wobei viele Gebäude zerstört wurden. Anschließend wurde Borken zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Der Ortsname Borken wurde daraufhin zu „Borki“ polonisiert. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Der Ort gehört heute zur Landgemeinde Bartoszyce (Bartenstein) im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein (Ostpr.)), von 1975 bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerAnmerkungen
1782adliges Vorwerk und Bauerndorf, mit einer Kirche und 20 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Lieutenants von Maltertz befindlich[8]
1816143adliges Gut und Dorf[9]
1828209Dorf, mit einem Vorwerk, sechs Bauerngehöften und einer Pfarrkirche[10]
1852237[11]
1864306am 3. Dezember, davon 159 im Gutsbezirk und 147 im Gemeindebezirk[12]
1867294am 3. Dezember, davon 142 im adligen Kirchdorf und 152 im Gutsbezirk[13]
1871293am 1. Dezember, davon 129 im adligen Kirchdorf (sämtlich Evangelische) und 164 im Gutsbezirk (163 Evangelische und eine katholische Person)[13]
1885313am 1. Dezember davon 121 in der Landgemeinde (117 Evangelische und vier sonstige Christen) und 192 im Gutsbezirk (183 Evangelische und neun Katholiken)[14]
1910260am 1. Dezember, davon in der Landgemeinde 50 und im Gutsbezirk 210 Einwohner[15]
1933406[16]
1939357[16]

Im Jahr 2021 hatte das Dorf 152 Einwohner.[1]

Amtsbezirk Borken (1874 bis 1937)

Der Amtsbezirk bestand bei seiner Errichtung aus sechs Orten, die allesamt strukturellen Veränderungen unterworfen waren und am Ende den Amtsbezirk zur Auflösung brachten:[5]

Deutscher NamePolnischer NameAnmerkungen
ArdappenArdapy1936/1937 in den Amtsbezirk Spittehnen, Kreis Bartenstein, eingegliedert
Borken (Landgem.)Borki1937 in den Amtsbezirk Albrechtsdorf ausgegliedert
Borken (Gutsbezirk)1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert
PaulienenPawłówka1909 in den Amtsbezirk Markienen, Kreis Friedland, umgegliedert
PillwenPilwa1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert
SpittehnenSpytajny1936/1937 in den neuen Amtsbezirk Spittehnen, Kreis Bartenstein, überführt[17]
ab 1922:
Schonklitten
Wysieka1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert

Kirche

Evangelisch

Kirchenschiff-Ruine der evangelischen Kirche Borken

Die Kirche stammt aus der Ordenszeit im 15. Jahrhundert. Von 1685 bis 1688 wurde sie durch einen Turm ergänzt. Der chorlose verputzte Backsteinbau mit siebenteiligem Ostgiebel ruht auf Feldsteinfundament.[18] Mit der Reformation wurde die Kirche lutherisch. Vor 1945 gehörte sie zum Superintendenturbezirk Landsberg im Kirchenkreis Preußisch Eylau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Zum Kirchspiel gehörten mehr als zehn Orte, in denen 1150 Gemeindeglieder wohnten.[19]

Pfarrer sind seit 1532 belegt[20] Von besonderer Bedeutung war der die Gemeinschaftsbewegung prägende Geistliche Carl Ferdinand Blazejewski, der von 1892 bis 1900 in Borken wirkte und dort unter anderem ein Diakonissenhaus gründete, das zum Diakonissen-Mutterhaus und zur ersten diakonischen Einrichtung der evangelischen Gemeinschaftsbewegung wurde. Letzter Pfarrer war Bruno Otto Zippel, der bei der Besetzung Borkens durch Soldaten der Roten Armee erschossen wurde.

Die Kirche wurde bis auf die Außenmauern zerstört. Die Ruine blieb erhalten und steht unter Schutz.

Römisch-katholisch

Borken gehörte vor 1945 zur römisch-katholischen Pfarrei in Bartenstein (polnisch Bartoszyce) im damaligen Bistum Ermland. Heute sind die katholischen Einwohner nach Wojciechy (Albrechtsdorf) im jetzigen Erzbistum Ermland eingepfarrt.

Verkehr

Borki liegt an einer Nebenstraße, die bei Tolko (Tolks) von der Woiwodschaftsstraße 512 abzweigt und bis nach Pilwa (Pillwen) führt. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.

Persönlichkeiten

  • Carl Ferdinand Blazejewski (1862–1900), deutscher evangelischer Pfarrer, von 1892 bis 1900 an der Borkener Kirche tätig, Träger der deutschen Gemeinschaftsbewegung in Westpreußen, starb am 24. Mai 1900 in Borken
  • Martin von Janson (1887–1945), deutscher Diplomat, war letzter Gutsbesitzer auf Borken und ging in Pillwen (Pilwa) kurz vor Einbruch der Roten Armee am 29. Januar 1945 aus seinem Leben

Literatur

  • Borken, Dorf und Rittergut, Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borken (meyersgaz.org).
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 47 (Google Books).
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 49(Google Books).
  • Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 585, Ziffer 80 (Google Books).
Commons: Borki, powiat bartoszycki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Polska w Liczbach: Wieś Borki w liczbach (polnisch)
  2. Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych, 2022, S. 82 (polnisch)
  3. Dietrich Lange: Borken, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  4. Amts-Blatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Königsberg, No. 18, Mittwoch den 6. Mai 1835, S. 276 (Google Books).
  5. a b c Rolf Jehke: Amtsbezirk Albrechtsdorf/Borken
  6. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 373, 10. Kreis Preußisch Eylau, Ziffer 10 (Google Books).
  7. Informationszentrum Ostpreußen: Gut Kinderhof/Schloss Gerdauen
  8. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 20 (Google Books).
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 150, Ziffer 3869 (Google Books).
  10. Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 585, Ziffer 80 (Google Books)
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 61 (Google Books).
  12. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, 4. Kreis Fischhausen, S. 2–9, Ziffer 28–29 (Google Books).
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 86–87, Ziffer 17 (Google Books), und S. 90–91, Ziffer 139 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888, S. 96–97, Ziffer 17 (Google Books), und S. 102–103, Ziffer 133 (Google Books).
  15. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Preußisch Eylau
  16. a b Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Preußisch Eylau
  17. Rolf Jehke: Amtsbezirk Spittehnen
  18. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 67.
  19. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 468.
  20. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 25.

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Centrum wioski Borek w P. Bartoszyckim.
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Church, Borki, gmina Bartoszyce, powiat bartoszycki, Warmian-Masurian Voivodeship