Bordetella trematum

Bordetella trematum
Systematik
Stamm:Proteobacteria
Klasse:Betaproteobacteria
Ordnung:Burkholderiales
Familie:Alcaligenaceae
Gattung:Bordetella
Art:Bordetella trematum
Wissenschaftlicher Name
Bordetella trematum
Vandamme et al. 1996

Bakterien der Art Bordetella trematum sind gramnegative, nicht-sporenbildende, aerob wachsende Organismen die der Familie der Alcaligenaceae angehören.

Eigenschaften

Im mikroskopischen Bild erscheinen Bakterien der Spezies Bordetella trematum als kleine rundliche Stäbchen, die bei 37 °C Beweglichkeit aufweisen.[1] Sie wachsen auf bluthaltigen Nährmedien in runden Kolonien mit Hämolysesaum und im Gegensatz zu Bordetella pertussis, der Erreger des Keuchhustens und der bekannteste Vertreter der Gattung Bordetella, gut auf MacConkey-Agar – dem geläufigsten Medium zur Anzucht gramnegativer Bakterien in der Medizinischen Mikrobiologie.[1] Weitere typische (Stoffwechsel-)Merkmale sind das Fehlen einer Ureaseproduktion sowie eine negativen Oxidasereaktion. Dafür kann der Nachweis der Nitratreduktion bei B. trematum teilweise positiv ausfallen.[1] Optimal entwickeln sich Kulturen zwischen 35 und 37 °C, also bei durchschnittlicher Normaltemperatur von Menschen, jedoch ist der Bereich zwischen 25 und 42 °C möglich. Dies wird Mesophilie genannt (Vorliebe für mittlere Temperaturen).[2]

Klinische Bedeutung, Nachweis, Therapie

Während andere Vertreter der Gattung Bordetella einen Tropismus (eine Vorliebe) für Flimmerepithel des Atemtrakts von Warmblütern haben, hat B. trematum eine Sonderstellung, die sich auch in der Namensgebung des Bakteriums wiederfindet. Trema ist ein Wort griechischen Ursprungs, das mit „Bohrloch“ übersetzt werden kann und Bakterien der Spezies B. trematum insofern charakterisiert, als das sie typischerweise aus Wunden nachgewiesen werden können, was abstrahiert als Loch oder Lücke einer Struktur aufgefasst werden kann. Der einzige Nachweis aus einem menschlichen Atemtrakt stammt von einem Patienten mit einem Bronchialkarzinom,[3] also „Lungenkrebs“ – hier war eine gegebene Struktur nicht mehr intakt, dass es sich um Lungengewebe handelt ist dabei nicht ausschlaggebend. Darüber hinaus gelingen Nachweise gelegentlich aus Ohrinfektionen. Diese Sonderstellung innerhalb der Gattung begründet sich in der Unterschiedlichkeit des Lipopolysaccharids bzw. Endotoxins („Giftstoff“ gramnegativer Bakterienhüllstrukturen), welches eine andere Struktur als die Endotoxine anderer Bordetellen aufweist.[4]

In der Regel löst B. trematum im Menschen keine Erkrankung aus. Nachweise sind selten und als Ausdruck einer Grunderkrankung zu betrachten.[5][6][7][8] Soll ein Nachweis geführt werden, gelingt dieser mithilfe unkomplizierter bakterieller Kultur auf zum Beispiel bluthaltigen Medien und anschließender Identifizierung mittels MALDI-TOF MS. Einzelne Fallberichte beschreiben eine Empfindlichkeit des Erregers gegenüber Piperacillin/Tazobactam, Meropenem und unter Umständen Trimethoprim/Sulfamethoxazol, in einem anderen Fallbericht wird die Reinigung von Wunden ohne die Gabe von Antibiotika beschrieben.[5][9][8]

Einzelnachweise

  1. a b c Patrick R. Murray, Ellen Jo Baran, Michael A. Pfaller, Fred C. Tenover, Robert H. Yolken: Manual of Clinical Microbiology. American Society for Microbiology. 7th ed Auflage. ASM Press, Washington, D.C. 1999, ISBN 1-55581-126-4, S. 614–615, 543, 541, 439.
  2. Bordetella trematum. In: BacDive. German Network for Bioinformatics Infrastructure, abgerufen am 19. Februar 2022 (englisch).
  3. Rudolf Kukla, Michal Svarc, Radka Bolehovska, Lenka Ryskova, Pavla Paterova: Isolation of Bordetella trematum from the respiratory tract of a patient with lung cancer: a case report. In: Folia Microbiologica. Band 65, Nr. 3, Juni 2020, ISSN 0015-5632, S. 623–627, doi:10.1007/s12223-020-00784-7, PMID 32189223, PMC 7244602 (freier Volltext).
  4. Evgeny Vinogradov, Martine Caroff: Structure of the Bordetella trematum LPS O-chain subunit. In: FEBS Letters. Band 579, Nr. 1, 3. Januar 2005, S. 18–24, doi:10.1016/j.febslet.2004.11.040 (wiley.com [abgerufen am 19. Februar 2022]).
  5. a b Christian Buechler, Claudio Neidhöfer, Thorsten Hornung, Marcel Neuenhoff, Marijo Parčina: Detection and Characterization of Clinical Bordetella trematum Isolates from Chronic Wounds. In: Pathogens. Band 10, Nr. 8, 30. Juli 2021, ISSN 2076-0817, S. 966, doi:10.3390/pathogens10080966, PMID 34451430, PMC 8401678 (freier Volltext).
  6. M. Almagro-Molto, W. Eder, S. Schubert: Bordetella trematum in chronic ulcers: report on two cases and review of the literature. In: Infection. Band 43, Nr. 4, August 2015, ISSN 0300-8126, S. 489–494, doi:10.1007/s15010-014-0717-y (springer.com [abgerufen am 19. Februar 2022]).
  7. M. Lacasse, K. Inyambo, A. Lemaignen, M. Mennecart, S. Gensburger: Erysipelas of the right arm due to Bordetella trematum: a case report. In: Journal of Medical Case Reports. Band 15, Nr. 1, Dezember 2021, ISSN 1752-1947, S. 365, doi:10.1186/s13256-021-02896-1, PMID 34253232, PMC 8276433 (freier Volltext).
  8. a b F. Daxboeck, E. Goerzer, P. Apfalter, M. Nehr, R. Krause: Isolation of Bordetella trematum from a diabetic leg ulcer. In: Diabetic Medicine. Band 21, Nr. 11, November 2004, ISSN 0742-3071, S. 1247–1248, doi:10.1111/j.1464-5491.2004.01310.x (wiley.com [abgerufen am 19. Februar 2022]).
  9. Daisuke Kitagawa, Toru Kurimoto, Shinichiro Oyama, Soma Suzuki, Kazue Masuo: A case of Bordetella trematum and Kerstersia gyiorum infections in a patient with congestive dermatitis. In: Journal of Infection and Chemotherapy. Band 27, Nr. 5, Mai 2021, S. 740–746, doi:10.1016/j.jiac.2020.12.008 (elsevier.com [abgerufen am 19. Februar 2022]).