Bojken

Die Bojki. Typen polnischer Einwohner: Bojki von Galizien, Lithografie von 1837

Bojken (ukrainisch бойкиbojky, polnisch Bojkowie, slowakisch Pujďáci) heißen die Angehörigen einer in den Waldkarpaten lebenden Gruppe von Russinen. Sie lebten traditionell hauptsächlich in Ostpolen in den Kreisen Lesko und Ustrzyki Dolne im südöstlichen Polen sowie in der Westukraine und sprechen einen russinischen Dialekt mit slowakischen Einflüssen. In der Ukraine werden sie zu den Ukrainern gezählt.

Die polnischen Bojken wurden 1947 zusammen mit den benachbarten Lemken und anderen ukranischenstämmigen in der Aktion Weichsel zwangsweise in den Norden und Westens umgesiedelt.

Im Brockhaus-Konversationslexikon von 1894 heißt es zum Siedlungsgebiet der Bojken: „Die in den galizischen Karpaten wohnenden ruthenischen Gebirgsbewohner von den Quellen des San bis zur Lomnica werden Bojken […] genannt.[1]

Herkunft des Namens

Manchmal werden Bojken von den Huzulen sowie auch intern als Nachkommen des keltischen Stammes der Boii angesehen.[2][3]

Dies würde sogar erklären, weshalb sich die heutigen Bojken von den anderen Russinen abgrenzen. Zudem gibt es Namensentstehungstheorien, nach welcher die Namen von der keltischen als auch slawischen Silbe Boi oder Boj abgeleitet werden, welche für „Kampf“ steht.[4]

Migration der Serben im 7. Jahrhundert. (Ausgangspunkt ist die Region der Karpaten sowie weiter östlich.)

Der Name der Bojken wird manchmal auch mit der legendären Urheimat der Serben in Verbindung gebracht, die Boiki bzw. Boika (Bojka) oder „Weißes Serbien“, serbisch Бела СрбијаBela Srbija, griechisch ΒοΐκιBoïki genannt wird.[5][6]

Der byzantinische Kaiser Konstantin VII. schrieb in De Administrando Imperio im 32. Kapitel: „Es ist bekannt, dass die Serben von den ungetauften Serben, also den sogenannten ‚weißen‘ Serben, welche hinter der Türkei, einer Region, welche den Namen Bojki trägt, stammen.“[5]

Hierbei ist aufgrund zeitgenössischer Namensgebung die „Türkei“ als das heutige Ungarn zu interpretieren.

Die Lage von Boika ist jedoch oft zum Streitpunkt vieler Slawisten geworden. Meist wird sie im Südosten des heutigen Polens, in Galizien in der Gegend um die Quelle der Flüsse Weichsel und Dnister vermutet, was dem heutigen Siedlungsgebiet der Bojken entspricht. Auch die Verbindung zu den Sorben oder anderen slawischen Völkern wird diskutiert.[7] An der Debatte beteiligten sich Persönlichkeiten wie Pavel Jozef Šafárik[7] und Benjámin Kállay.[8]

Weblinks

Commons: Bojken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karpaten. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 10. Band, S. 187.
  2. Natalja Kljaschtorna: Boykivsʹke korinnya – oznaka fanatyzmu. PIK Pisnawalno-Informatiwno-Korisno, 2000, abgerufen am 2. November 2018 (ukrainisch).
  3. Janine Fries-Knoblauch: Die Kelten. 3000 Jahre europäischer Kultur und Geschichte. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-015921-6.
  4. Helmut Birkhan: Die Kelten. Wien 1997, S. 99.
  5. a b Constantine VII Porphyrogenitus: De Administrando Imperio. Greek text edited by Gy. Moravcsik with English translation by R. J. H. Jenkins. Hrsg.: Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies. Band 37, Nr. 04, 1967, ISSN 0009-6407, S. 468, doi:10.1017/S0009640700020035 (altgriechisch, englisch).
  6. Сава С Вујић: Северни Срби (не)заборављени народ: етникум који преживи сваку пропаст. Сава С. Бујич-Богдан М. Басарић, 1998, ISBN 978-86-901945-1-3, S. 111 (serbisch).
  7. a b H. H. Howorth: The Spread of the Slaves. In: The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland. Part III: The Northern Serbs or Sorabians and the Obodriti, 1880, S. 52, doi:10.2307/2841974, JSTOR:2841974 (englisch).
  8. Béni Kállay: Istorija srpskoga naroda. 1882 (serbisch) books.google.de

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Migration of Serbs to the Balkans from White Serbia (7th century).