Bohnerwachs

Bohnerwachs auf der Schautafel „Die Verwertung des Knochens“
Werbung für Cirine Bohnermasse (1912)

Bohnerwachs (in Österreich Bodenwachs, in der Schweiz Bodenwichse) ist ein Wachs, das zu den sogenannten „polierenden Wachsen“ gezählt wird. Es existiert in flüssiger und fester Form und verleiht Oberflächen nach weiterer Behandlung mit der Bohnerbürste ein glänzendes Aussehen. Das Wachs wird farblos oder mit Pigmenten eingefärbt angeboten. In Verbindung mit Holzspänen entstehen Kehrspäne, die zur Staubbindung und zur Bodenpflege als Hilfsmittel zum Fegen eingesetzt werden. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird Bohnerwachs industriell produziert und als Fertigprodukt verkauft, vorher wurde es oft im Haushalt selbst hergestellt.

Anwendung

Das Bohnerwachs wird mit einem Tuch aufgetragen und nach dem Trocknen mit einer schweren, speziellen Bohnerbürste, auch Bohnerbesen oder „Blocker“ genannt, poliert. Bei größeren zu bearbeitenden Flächen dienen dazu Bohnermaschinen. Ursprünglich wurden Holzböden wie Parkett oder Dielenböden mit Bohnerwachs behandelt, später wurde es auch für Böden aus Linoleum oder PVC verwendet. Die früher verwendeten Lösungsmittel im Wachs hatten oft einen starken und unangenehmen Geruch, der heute noch vielen älteren Menschen in Erinnerung geblieben ist.

Etymologie

Die Begriffe „bohnern“[1] und entsprechend „Bohner“ und „Bohnerwachs“ existierten schon im 19. Jahrhundert neben dem damals noch gebräuchlicheren „bohnen“.[2][3] Die im Internet verbreitete etymologische Ableitung von einem fiktiven „Beauner Wachs“[4] ist nur ein Hoax. Das Wort „bohnern“ leitet sich vom niederdeutschen „bohnen“ ab, was so viel wie „polieren“ bedeutet. Seit dem 18. Jahrhundert gehört es zum allgemeinen deutschen Wortschatz.

Weblinks

Wiktionary: Bohnerwachs – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. DUDEN, Herkunftswörterbuch – Die Etymologie der deutschen Sprache. Band 7. Mannheim 1963, S. 75.
  2. bohnern. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 2: Biermörder–D – (II). S. Hirzel, Leipzig 1860 (woerterbuchnetz.de).
  3. bohnen. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 2: Biermörder–D – (II). S. Hirzel, Leipzig 1860 (woerterbuchnetz.de).
  4. zum Beispiel: Der Begriff „Bohnerwachs“ geht auf die französische Stadt Beaune zurück. Dort wurde traditionell aus Traubenkernen, die bei der Weinherstellung anfielen, Öl gewonnen, das sich in der Mischung mit Wachs hervorragend zur Bodenpflege eignete. In Deutschland wurde ähnliches Wachs unter der Bezeichnung „Beauner Wachs“ produziert. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs unter dem Druck des Versailler Vertrages wurde diese Bezeichnung verboten, die Hersteller nannten ihre Ware dann: „Bohnerwachs“. So oder ganz ähnlich in zahlreichen Internetseiten nachzulesen, aber es findet sich dafür kein Nachweis.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Leipzig - Goerdelerring - 20Schulmuseum in 10 ies.jpg
Autor/Urheber: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schulwandbild "Die Verwertung des Knochens" (um 1937), Schematische Darstellung zur vielfältigen Verarbeitung von Tierknochen zur Gewinnung von Halb- und Endprodukten der chemischen Industrie, Verwendet im Chemieunterricht, Organische Chemie, Schulmuseum, Goerdelerring in Leipzig,
Cirine Bohnerwachs 1912.png
Cirine Bohnerwachs 1912