Boeing X-32
Boeing X-32 | |
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Boeing X-32B beim Start | |
Typ | Prototyp eines Mehrzweckkampfflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Boeing |
Erstflug | 18. September 2000[1] |
Produktionszeit | Wurde nie in Serie produziert |
Stückzahl | 2 |
Die Boeing X-32 ist ein Technologiedemonstrator, der im Joint-Strike-Fighter-Programm gegen den Technologiedemonstrator Lockheed Martin X-35 antrat.
Beschreibung
Die Anforderungen für den JSF (Joint Strike Fighter) entstanden im Joint-Advanced-Strike-Technology-Programm. Die X-32 trat gegen die von Lockheed Martin entwickelte X-35 an. Am 26. Oktober 2001 wurde dann entschieden, dass der Konstruktionsvertrag für den zukünftigen Joint Strike Fighter an Lockheed Martin vergeben wird, woraufhin die Weiterentwicklung eingestellt wurde.
Der Entwurf der X-32 war relativ ungewöhnlich – vor allem im Vergleich zur eher konventionellen X-35 – und hatte deltaförmige große Tragflächen, die sehr dick und damit stabil waren und über 8.000 kg Treibstoff aufnehmen konnten. Spätere Entwürfe sahen eine eher konventionelle Kombination von – immer noch aus einem Stück bestehenden – Pfeilflügeln und Höhenrudern am Heck vor. Der Rumpf hängt wie ein vorne und hinten geöffneter Kasten unter den Tragflächen. An der vorderen Öffnung befindet sich der eckige Lufteinlass für das Triebwerk, welches relativ weit vorne im Rumpf montiert ist. Seitlich des Luft- und Triebwerksschachts befinden sich vorne die Avionik und im mittleren Bereich die beiden Waffenschächte, in denen Platz für je eine JDAM und eine AIM-120 AMRAAM ist. Das Hauptfahrwerk wird in die Tragflächen eingefahren, das Bugfahrwerk unter den Lufteinlauf. Das Flugzeug sollte Stealth-Eigenschaften besitzen, aber relativ günstig produziert werden, was durch dieses ungewöhnliche Design erreicht wurde.
Das verwendete Triebwerk ist ein Pratt & Whitney JSF119-614, eine modifizierte Version des F119 der F-22. Die rechteckige Düse kann für Kurz- und Senkrechtlandung verschlossen werden. Der komplette Schub wird dann durch zwei am Schwerpunkt platzierte Schwenkdüsen nach unten umgelenkt. Zur Stabilisation befinden sich mehrere Steuerdüsen in Bug, Heck und Tragflächen.
Es wurden drei Versionen der X-32 entworfen. Das Grundmodell für die US Air Force, eine Version für die US Navy mit verstärktem Fahrwerk, größeren Tragflächen und Fanghaken sowie die Version für die US Marines, welche kurzstarten und senkrecht landen kann (STOVL-Version).
Von Boeing wurden zwei flugfähige Maschinen gebaut. Der Erstflug des Technologiedemonstrators X-32A fand am 18. September 2000 von Palmdale zur Edwards Air Force Base statt. Die X-32B, welche die Kurzstart- und Senkrechtlandefähigkeiten demonstrierte, hatte ihren Erstflug am 29. März 2001. Sie wies gegenüber der X-32A geringere Maße auf. Der Übergang in den Schwebeflug wurde erstmals am 24. Juni 2001 erprobt, die erste Senkrechtlandung war am 27. Juni 2001 auf der Patuxent River Naval Air Station.
Die X-32 ist kleiner, schneller und wendiger als die X-35, konnte jedoch weniger Nutzlast mit sich führen. Die Flugversuche der X-32B wurden beispielsweise mit einem verkürzten Lufteinlauf durchgeführt, um Gewicht zu sparen. Das Cockpit wies hochauflösende Bildschirme zur Steuerung auf, viele Funktionen ließen sich durch Sprachbefehle oder Displayeinspiegelungen in den Helm des Piloten steuern.
Die X-32A ist zurzeit im National Museum of the United States Air Force (Dayton, Ohio) und wird restauriert. Sie wurde am 3. Februar 2001 nach mehr als 60 Einsätzen und 50 Flugstunden außer Dienst gestellt. Die X-32B hatte bis zu ihrer Außerdienststellung am 28. Juli 2001 78 Testmissionen und 43 Flugstunden absolviert. Seit dem 31. März 2005 ist die X-32B im Patuxent River Naval Air Museum (Maryland) neben der X-35C ausgestellt.
Technische Daten
Kenngröße | Daten X-32A | Daten X-32B |
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Besatzung | 1 | |
Länge | 15,47 m | 14,03 m |
Spannweite | 10,97 m | 9,15 m |
Flügelfläche | 54,8 m² | 46,82 m² |
Flügelstreckung | 2,19 | |
Flächenbelastung |
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Höhe | 5,28 m | 4,02 m |
Leermasse | ca. 10.200 kg | |
max. Startmasse | ca. 22.700 kg | |
g-Limits | −3/+9g | |
Höchstgeschwindigkeit | Mach 1,5 bzw. 1593 km/h (mit Nachbrenner auf optimaler Höhe) | |
Dienstgipfelhöhe | 16.700 m | |
Einsatzradius | ca. 1100 km mit zwei 900-kg-Bomben | |
Triebwerk | ein General Electric YF-120-FX oder ein Pratt & Whitney JSF119-614-Mantelstromtriebwerk | |
Schubkraft |
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Schub-Gewicht-Verhältnis |
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Bewaffnung | eine 27-mm-Kanone Mauser BK-27 ca. 5400 kg Waffenlast in zwei Waffenschächten und externen Aufhängungen |
Siehe auch
Literatur
- Claudio Müller: Flugzeuge der Welt 2002. Verlag NZZ, Zürich / Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02196-X.
Weblinks
- Boeing X-32 ( vom 29. Oktober 2012 im Internet Archive)
- www.JSF.mil: Offizielle JSF Internetpräsenz
Einzelnachweise
- ↑ Dennis R. Jenkins, Tony Landis, Jay Miller: American X-Vehicles. An Inventory – X-1 to X-50 – Centennial of Flight Edition. In: Monographs in Aerospace History. Band 31. National Aeronautics and Space Administration, Office of External Relations, Washington DC 2003, S. 40 (nasa.gov [PDF]).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Carl Lindberg, Lizenz: CC BY 2.5
Boeing X-32B on display at the Patuxent River Naval Air Museum. This lost the Joint Strike Fighter competition to Lockheed Martin's X-35 (now the F-35 Lightning II), with the testing conducted at the nearby Naval Air Station Patuxent River. A Lockheed S-3B Viking is in the background.
Boeing X-32B. The Boeing Joint Strike Fighter X-32B demonstrator lifts off on its maiden flight from the company's facility in Palmdale, Calif. Following a series of initial airworthiness tests, the X-32B, with Boeing JSF lead STOVL test pilot Dennis O'Donoghue at the controls, landed at Edwards Air Force Base, Calif. The X-32B will complete a number of flights at Edwards before moving to Naval Air Station Patuxent River, Md., for the majority of STOVL testing. The overall flight-test program will include approximately 55 flights totaling about 40 hours.
The Boeing X-32, left, and the Lockheed X-35 competed for the DoD contract to produce the Joint Strike Fighter (JSF) in 1997. Both companies received $750 million grants to build prototypes.The new single-engine, Mach-1 capable aircraft needed to be stealthy and provide robust situational awareness to the pilot during attacks on ground targets and when fighting in air-to-air engagements. It also needed to meet the specifications of the U.S. Air Force, U.S. Navy and U.S. Marine Corps as well as nation partners. Lockheed won the competition which would eventually produce the F-35 Lightning II. (photo / Boeing)
Autor/Urheber: Saggittarius A, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Perspective tables of Boeing X-32