Bodhrán

Bodhrán, Vorderseite
Bodhrán, Rückseite
Nicola Joyce von Gráda beim Festival Folk im Schlosshof 2009

Bodhrán ([ˈbɔːrɑːn] oder [ˈbaʊrɑːn]) ist eine irische Rahmentrommel.

Der Durchmesser einer bodhrán reicht von 20 cm bei sehr kleinen Exemplaren bis hin zu 50 cm bei sehr großen Exemplaren. Der Rahmen ist mit einem Fell (oft Ziegenfell) bespannt und bei Bedarf mit einem Kreuz verstärkt. Für die Spieler ist das Spielen mit oder ohne Kreuz eine Geschmacksfrage. Ursprünglich sollte das Kreuz die Stabilität der Trommel erhöhen, da der Rahmen möglicherweise unter der Fellspannung nachgeben könnte. Eine gute bodhrán benötigt also das Kreuz nicht unbedingt. Moderne bodhráns besitzen ein mechanisches Stimmsystem, mit welchem es dem Spieler möglich gemacht wird, die Tonhöhe des Fells zu beeinflussen. Gute Felle lassen sich auf genau definierte Grundtöne stimmen (entsprechend der Musik i. d. R. D oder G).

Geschichte

Der Name stammt vom irischen Wort bodhar ab, welches taub, stumpf, benommen oder auch dumpf bedeuten kann.[1] Das Wort bodharaí steht für einen hohlen Ton einer Trommel. Vom Wort bodhar, das heute ungebräuchlich ist, leitet sich aus dem Mittelalter das engl. Wort „to bother“ ab. Der Nachweis des Wortes geht auf eine Schrift aus dem 15. Jahrhundert zurück, eine medizinische Anleitung, in der ein aufgeblähter Bauch mit dem Klang einer Trommel (bhodhrán) beschrieben wird. Das Wort bodhran war auch in alten Lexiatesten vor 1827 in Gebrauch. Auf Abbildungen eines irischen Malers (Maclise), die ca. 1850 entstanden sind, sieht man eine Rahmentrommel, bei der die linke Hand des Spielers innen das Fell berührt und die rechte die typische Bewegung auszuführen scheint. Ein Ursprung aus dem Wort Schellentrommel „Tambourine“ ist unwahrscheinlich.

Die Rahmentrommeln können auf frühen Handelswegen nach Irland gekommen sein. Rahmentrommeln sind weltweit vertreten und haben sich eventuell aus Sieben entwickelt, wie sie in frühzeitlicher Landwirtschaft eingesetzt wurden.

Wie weitere Forschungen ergeben haben, fanden sich in einigen Bereichen Kerrys schon in den 1920er Jahren einige Bodhranhersteller, die damals nicht nur für die lokalen Musiker, sondern auch schon für Touristen gebaut haben, die bodhrán war also damals schon ein beliebtes Souvenir. Eine erste Aufnahme ist aus dem Jahre 1927 bekannt, zumindest hört man da Flöte und Trommel, ob es sich um eine bodhrán mit Schellen oder um ein Tambourine handelt, ist nicht bekannt. Die Popularität der bodhrán steigt seit den 1950ern und 1960ern durch Bands wie The Chieftains, Planxty und Stockton’s Wing stetig an. Trotz ihrer irischen Herkunft erfreut sich die bodhrán in Bezug auf keltische Musik besonders in Schottland und Neufundland wachsender Popularität.

Spieltechniken

Bodhrán, Kerry-Style

Normalerweise wird die bodhrán im Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Oberschenkel des Spielers steht. Der Rechtshänder berührt mit seiner linken Hand die Innenseite des Fells und kann so durch Druck und verschiedene Handpositionen die Tonhöhe variieren oder Dämpfungseffekte erzielen. Mit der rechten Hand wird die bodhrán mit einem Holzschlägel, dem tipper, beater oder stick gespielt.

Bodhrán, Top-end-Style
Eamon Murray (Beoga) und Rolf Wagels (Cara) beim Folk am Neckar 2013

Man unterscheidet bei den Schlägen zwischen upstroke und downstroke, also zwischen „Aufschlag“ und „Abschlag“. Der Tipper wird in einer rotierenden Bewegung über das Fell bewegt. Um Verzierungen anzubringen, kann man auch einen Doppelschlag ausführen, bei dem beim downstroke auch der obere Teil des Tippers das Fell berührt (Roll oder Triplet) und so den unverwechselbaren Klang der bodhrán erzeugt.

Davon abgesehen variiert die Spielweise eines jeden Spielers im Detail ein wenig. So spricht man zum Beispiel vom

  • Kerry-Style, bei dem der Tipper zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger (bzw. Daumen, Mittelfinger und Ringfinger) wie ein Stift gehalten wird. Außerdem beschreibt dieser Stil eine sich etwas mehr auf bloßen Rhythmus konzentrierende Spielweise als beispielsweise der
  • Top-end-Style. Dieser bezeichnet den Anschlagspunkt des Sticks, der bei diesem Stil nicht wie bei den anderen eher unten oder in der Mitte des Fells liegt, sondern oben. Außerdem liegt hier eine fast vertikale Stickhaltung vor. Im Allgemeinen ermöglicht dieser Stil eine melodiösere Spielweise mit einem hohen Tonumfang.

Häufig kommen aber auch Mischformen der Techniken vor.

Bodhránspieler

Bekannte internationale Bodhránspieler sind Johnny „Ringo“ McDonagh, Colm Murphy, Jim Sutherland, Tommy Hayes, Seamus O’Kane, Mel Mercier, Junior Davey, Frank Torpey, Eamon Murray, John Joe Kelly, Svend Kjeldsen, Caroline Corr, Eivør Pálsdóttir, James McNally und Dave King. Einige deutsche Bodhránspieler sind Klaus Gehrmann, Esther Kuck, Guido Plüschke, Thórralf Schuh, Rolf Wagels, Thomas „Pínto“ Heuer.

Bodhrán-Hersteller (Auswahl)

Albert Alfonso,[2] Metloef[3] (jeweils aus den USA), Charlie Byrne, Seamus O’Kane, Darius Bartlett, Malachy Kearns (jeweils aus Irland), David Gormlie (Schottland), Norbert Eckermann[4] (Österreich), Brendan White[5] (Niederlande), Christian Hedwitschak[6] David Roman[7] (jeweils aus Deutschland).

Literatur

  • Moritz Lange: Handbuch für Bodhránspieler. Schell Music, Hamburg 2004.
  • Michael O’Suilleabhain: The Bodhran: An Easy to Learn Method for the Complete Beginner Showing the Different Regional Styles and Techniques. Waltons, 1984, ISBN 0-7866-1594-X.
  • Moritz Lange: Bodhrán – die irische Rahmentrommel. In: Neues Musikwissenschaftliches Jahrbuch. 13. Jahrgang, 2005, S. 175–189.
  • Steafan Hannigan: Bodhrán Basics. 1996, ISBN 0-946005-87-7.
  • Conor Long: Absolute Beginner’s Bodhran Tutor. 1998, ISBN 1-85720-080-2.

Weblinks

Commons: Bodhrán – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bodhrán – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Mícheál O Súilleabháin, Sandra Joyce, Niall Keegan: Bodhrán (= Oxford Music Online). Oxford University Press, 2001, doi:10.1093/gmo/9781561592630.article.48433.
  2. albertalfonso.com
  3. metloef.com
  4. eckermanndrums.com
  5. bodhran.nl
  6. bodhranmaker.de
  7. davidromandrums.com

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Standard Stimmsystem einer Palisander Bodhrán, die in Pakistan hergestellt wurde.
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Schlägel für modernes Bodhrán spielen (von oben nach unten): Hot Rods, Sticks (Bambus, Mulga, Blackwood, Snakewood), Tipper (Blackwood, Fernambuco, RSE-Spezial). Alle hergestellt von Ralf Siepmann, Hamburg.
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Nicola Joyce (Gráda) spielt Bodhran, Auftritt beim Festival "Folk im Schlosshof" in Bonfeld / Deutschland 2009
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Bodhrán von vorne
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Bemalte Bodhrán, für Dekorationszwecke. Mir freundlicherweise überlassen von The Old Dubliner Irish Pub Hamburg-Harburg
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Innenseite des Rahmens einer Brendan White Bodhrán. Die Hohlräume im Rahmen bezeichnet der Hersteller als "Sound Chambers". Das Stimmsystem ist typisch für aktuelle (Nov. 2008) Bodhráns von Brendan White.
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Bodhrán Klangbeispiel (einfache Improvisation)
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Erstes Stimmsystem einer Bodhrán mit nur einem Verstellpunkt von Seamus O'Kane (patentiert). Dieses System wird nicht mehr produziert, laut Hersteller ist die Anfertigung zu kompliziert.
Das System besteht hauptsächlich aus drei Holzringen. Der erste (im Bild unten) liegt direkt am Trommelfell an. Dieser Ring kann sich nicht drehen, er bewegt sich nur in der Längsachse der Trommel und übt mehr oder weniger starken Druck auf das Trommelfell aus. Die dem Trommelfell abgewandte Seite des Rings trägt mehrere Abschrägungen. Diese Abschrägungen liegen direkt gegenüber zu ihren Gegenstücken auf dem zweiten Holzring. Der zweite Holzring trägt eine Zahnstange und ist drehbar. Der zweite Holzring wird durch den ersten und dritten in Position gehalten. Der dritte Ring ist fest mit dem Rahmen der Bodhrán verschraubt. Im Bereich der Zahnstange auf dem zweiten Ring trägt der dritte Ring eine Halterung mit einem Zapfen, auf dem das Stimmwerkzeug angesetzt wird. Das Stimmwerkzeug trägt an der Vorderseite ein Zahnrad. Wird es auf dem Zapfen am dritten Ring angesetzt, greift es in die Zahnstange auf dem zweiten Ring. Durch Drehen des Stimmwerkzeugs wird der zweite Ring gegen des ersten und dritten gedreht. Dabei verschieben sich die Abschrägungen des ersten und zweiten Rings gegeneinander, und es wird je nach Drehrichtung mehr oder weniger Druck auf das Trommelfell ausgeübt und so die Tonhöhe geändert. Der zweite Ring wird alleine durch Reibung in Position gehalten.
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Auswahl von Schlägeln (Beater, Cipin, Stick, ...) für das Bodhránspielen.
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toolless tuning system modern bodhran
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Bodhrán, Top-end style. Der Schatten der linken Hand auf der Rückseite des Fells ist zu sehen.
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Cara und Beoga, Auftritt beim Festival "Folk am Neckar" 2013 in Mosbach-Neckarelz, Deutschland. Eamon Murray (Beoga) und Rolf Wagels (Cara) spielen Bodhrán