Boden (Dornbirn)

Rückseite des ehemaligen Fabriksgebäudes, in dem sich nun das Conrad Sohm befindet
Der untere „Bodenhof“
Alte Turbine aus dem ehemaligen Fabriksgebäude, das hier stand
Teil der alten Schaltanlage für den ehemaligen Generator im Nachtclub Conrad Sohm
Ehemaliges Rückhaltebecken für die Fabriksanlage

Boden ist eine Parzelle in der österreichischen Stadt Dornbirn im Bundesland Vorarlberg.

Geschichte

Bis zur Industrialisierung

Die Parzelle Boden hatte ursprünglich nur landwirtschaftlich genutzte Flächen. Boden hatte mit dem Bürgle eine gemeinsame Viehweide.[1] Es soll sich in der Nähe eine (Wetzstein)-Schleife befunden haben (siehe: Wetzsteinerzeugung (Dornbirn)) und teilweise auf der gegenüberliegenden Seite der Dornbirner Ach Gestein in geringem Umfang abgebaut worden sein.

Errichtung eines Fabriksgebäudes

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich am nördlichen Ende der Parzelle eine kleine Werkzeugschleiferei. Dieses Gelände wurde von den Gebrüdern Johann und Martin Rüf 1865 erworben, die 1866 ein dreigeschossiges Fabriksgebäude mit einem Dachgeschoss für eine Spinnerei errichteten. Nach dem Tod von Johann Rüf erwarb Josef Andre Winder das Gebäude, erweiterte es und stellte es fertig. 1873 wurde im Gebäude eine mechanische Weberei im Erdgeschoss eingerichtet und im Obergeschoss eine Spinnerei. 1882 wurde das Gebäude nochmals westseitig um einen Anbau (ein Saal mit etwa 260 m²) erweitert, zur Baumwollbearbeitung. 1886 wurde die Spinnerei in das Hauptwerk von Josef Andre Winder ins Eulental verlagert, in Boden verblieb die Weberei. 1902 brannte das Fabriksgebäude vollständig ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Zum Schutz und Sicherung der Brandruine wurden die oberen gemauerten Geschosse abgetragen und der unterste Sock (Erdgeschoss) und der Saal mit einem Dach versehen. 1905 geriet das Unternehmen von Josef Andre Winder in Konkurs. Die Gebäudereste wurden 1907 aus dem Konkurs von den Rüsch-Werken übernommen, samt den darin befindlichen intakten Turbinen.[2][3]

Energieversorgung

Die Energieversorgung des Fabriksgebäudes wurde 1873 durch das Wasser aus dem Bodenbach und eine Dampfmaschine gedeckt. 1881 erwarb Josef Andre Winder weitere Wasserrechte an der Dornbirner Ach und konnte dadurch ab 1882 mit zwei Niederdruckturbinen den Energiebedarf der Fabrik gewährleisten. Die Wasserfassung befindet sich etwas oberhalb der Straßenbrücke über die Dornbirner Ach, die nach Ebnit führt (Plattenbrücke). Die Rohrleitung ist etwa 550 Meter lang und hat einen Durchmesser von 700 mm und konnte bei 600 Sekundenliter in den Turbinen etwa 85 PS (63 kW) an Energie umwandeln und an die Transmissionsanlage der Fabrik abgeben.

Diese Turbinen sind nach dem Brand des Fabriksgebäudes 1905 erhalten geblieben und wurden nur noch für den Antrieb von Schlossereimaschinen genutzt, als eine Schlosserei nach dem Brand hier eingerichtet wurde. Von den Rüsch-Werken wurden für die Energieversorgung ihres Betriebes in der Schmelzhütte diese Turbinen ab 1907 sodann weiter genutzt sowie wurden hier Turbinen-Testanlagen installiert. Mit der Adaptierung des noch vorhandenen Gebäudes als Nachtklub 1993 wurden die Turbine endgültig stillgelegt. Die Nutzwasserzu- und -ableitung ist noch vorhanden.[2][3]

Hangrutsch

In der Nacht vom 1. zum 2. Dezember kam es zu einem Hangrutsch, durch welchen der Parkplatz des Nachtlokals auf der Parzelle Boden, die Brücke und die Gütlestraße teilweise verlegt wurden. 91 Menschen waren für mehrere Stunden im Nachtlokal Conrad Sohm eingesperrt und konnten erst gegen 8:30 Uhr evakuiert werden.[4] Etwa 50.000 m³ Erdreich, Steinen und abgerissenen Bäume befinden sich in Bewegung.[5] Rund 80 Meter oberhalb der bestehenden Brücke wurde eine Notbrücke für ein halbes Jahr errichtet.[6]

Geografie und Verkehr

Boden liegt als Teil des Bezirks Hatlerdorf im Südosten des Dornbirner Siedlungsgebiets auf 400 m ü. A. bis etwa 530 m ü. A. Die Parzelle ist vom Stadtzentrum von Dornbirn etwa 2,7 km Luftlinie entfernt und hat in etwa eine rechteckige Form (ca. 200 Meter lang und 160 Meter breit).

Die Parzelle war und ist dünn besiedelt, es bestehen hier, neben dem Fabrikgebäude (heute: Nachtklub Conrad Sohm), lediglich zwei Bauernhöfe, von denen der untere Bodenhof nicht mehr bewohnt ist. Die westliche Seite der Parzelle Boden wird vom Bodenbach begrenzt, der früher zur Energiegewinnung für die hier befindliche Fabrik genutzt wurde. Boden liegt mit der nördlichen Seite an der Dornbirner Ach und Gütlestraße. Die Dornbirner Ach bildet die nördliche und nordöstliche Begrenzung der Parzelle Boden.

Die Linie 177 des Landbus Unterland (Dornbirn – Ebnit) bedient die an der Gütlestraße befindliche Haltestelle Boden.

Commons: Parzelle Boden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Kalb: Dornbirn Lexikon, Suchwort: Boden.
  2. a b Barbara Motter, Barbara Grabherr-Schneider: Orte – Fabriken – Geschichten, 188 historische Industriebauten in Vorarlberg, Haymon Verlag, Wirtschaftsarchiv Vorarlberg (Hrsg.), Innsbruck/Wien 2014, ISBN 978-3-7099-7097-3, S. 179.
  3. a b Richard Eberle: Die Firma Josef Andre Winder in Dornbirn, Dornbirner Schriften, Beiträge zur Stadtkunde, Nr. 39, Dornbirn 2011, ISBN 978-3-901900-28-0, S. 133 ff, 195.
  4. Hangrutsch: 91 Menschen mussten in Lokal ausharren, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 2. Dezember 2023.
  5. Nach Hangrutsch: Notbrücke wird errichtet, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 6. Dezember 2023.
  6. Dornbirner Anzeiger vom Donnerstag, 14. Dezember 2023, S. 33.

Koordinaten: 47° 24′ N, 9° 46′ O

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Parzelle Boden in Dornbirn (Vorarlberg, Österreich). Alte Turbine beim Nachtclub Condrad Sohm. Die Turbine der Fa. Rüsch wurde für das Freilichtmuseum "Stadtspuren" bis 2023 renoviert und als Ausstellungsstück aufgestellt. Wegen Nichtnutzung der Wasserrechte für einen Kraftwerksbetrieb sind diese inzwischen erloschen.
Conrad Sohm, Dornbirn 03.jpg
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Rückseite der ehemaligen Textilfabrik, heute Veranstaltungsort "Conrad Sohm" in Dornbirn, Vorarlberg. Die Parzelle Boden wurde ab 1861 aus dem Bachbett der Dornbirner Ache gewonnen. Das ursprünglich fünfstöckige Fabriksgebäude wurde ab 1883 als eine Baumwoll-Spinnerei von Josef Andre Winder und Arnold Rüf betrieben. Etwa 20 Jahre später brannte das Gebäude ab und das Unternehmen ging pleite. Erhalten blieb das Erdgeschoss und die Wasserkraftanlage (Hochdruckturbine). Das Gebäude wurde von den Rüsch-Werken, die auch ursprünglich die Hochdruck-Wasserturbine geliefert haten, gekauft und eine Versuchsstation für Wasserkraftturbinen eingerichtet. Während des Zweiten Weltkriegs erwarb die Fa. F. M. Hämmerle die Parzelle samt Gebäude durch den Kauf der Rüsch-Werke. 1993 wurde hier das Veranstaltungszentrum "Conrad Sohm" von Hannes Rothmeyer gegründet. Die noch verhandenen Wasserrechte jedoch wurden nicht weiter genutzt und sind inzwischen verfallen.
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Parzelle Boden in Dornbirn (Vorarlberg, Österreich). Teil der alten Schaltanlage für den ehemaligen Generator im Nachclub Conrad Sohm.
Dornbirn-plot Boden-retention basin former power plant.jpg
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Parzelle Boden in Dornbirn (Vorarlberg, Österreich). Ehemaliges Rückhaltebecken der Hochdruckleitung des ehemaligen Kraftwerks im heutigen Nachtclub Conrad Sohm (früher Textilbetrieb André Winder).
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Autor/Urheber: Asurnipal, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Parzelle Boden in Dornbirn (Vorarlberg, Österreich). Unterer Bodenhof (unbewohnt).