Bob Denard

Bob Denard (* 7. April 1929 in Grayan-et-l’Hôpital im Département Gironde als Gilbert Bourgeaud; † 13. Oktober 2007 bei Bordeaux) war ein französisch-komorischer Söldnerführer. Er selbst nannte sich „Colonel Denard“, sein muslimischer Name war Said Mustapha Mahdjoub.

Leben

Denard diente im Indochinakrieg und in Algerien in der französischen Armee und als Kolonialpolizist in Marokko, bevor er sich in den 60er Jahren als Söldner selbständig machte. In der Folge bescherten ihm die zahlreichen Stellvertreterkriege des Kalten Krieges immer neue Beschäftigungsfelder. So war er mit seiner Söldnertruppe an Putschversuchen und Bürgerkriegen beteiligt, unter anderem in Biafra, Gabun, Angola, Zaire, Simbabwe, Benin, im Nordjemen und im Iran. Oftmals wurden seine Aktionen in Afrika vom französischen Geheimdienst gedeckt. Für Frankreich waren sie die Möglichkeit, in Konflikte in den ehemaligen Kolonien einzugreifen, ohne dass es zu völkerrechtlichen Verwicklungen für die Republik kam.

Der Versuch Denards, im Jahre 1967 von Angola aus zur Söldnerrebellion in Zaïre durchzubrechen, scheiterte.

Denards bevorzugtes Ziel waren die Komoren, wo er an vier Putschversuchen beteiligt war. Nachdem er durch einen Putsch im Jahr 1975 den Präsidenten Ahmed Abdallah entmachtet hatte, half er ihm, durch einen weiteren Putsch 1978 wieder an die Macht zu kommen. Nach dem Putsch, den Denard mit 50 Söldnern ausführte, blieben 30 Söldner mit ihm als Präsidentengarde des Präsidenten Abdallah auf den Komoren. Denard wurde komorischer Staatsbürger, brachte die Wirtschaft der Inseln unter seine Kontrolle und galt als inoffizieller König des Inselstaats. Er und seine Leute teilten etwa 90 Prozent der Staatseinnahmen der 300.000 Insulaner unter sich auf. Denard nahm den Islam an und heiratete zwei komorische Frauen.

Als François Mitterrand 1981 Präsident wurde, verlor Denard die Unterstützung Frankreichs, unterhielt aber noch einige Zeit beste Kontakte zum französischen Geheimdienst. Im Jahr 1989 zerstritten die Söldner sich in Fraktionen, und Präsident Abdallah starb bei einem Schusswechsel, der – je nach Darstellung – ebenfalls ein Putschversuch gewesen sein soll. Denard wurde dafür verantwortlich gemacht. Frankreich griff auf Bitten der Gegenfraktion und der Komoraner ein und verhaftete Denard 1991. Zwei Jahre später wurde er für seine Beteiligung an einem Putsch in Benin 1977 von einem Gericht in Paris zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Im Jahr 1995 unternahm Denard seinen letzten Putschversuch auf den Komoren, doch hatte er die Unterstützung Frankreichs endgültig verloren. Jacques Chirac entsandte ein Expeditionskorps, das die Regierung wieder einsetzte. Denard wurde festgenommen und saß in Frankreich in Untersuchungshaft. Im Jahr 1999 wurde gegen ihn in Paris wegen Mordes an Abdallah prozessiert. Zahlreiche gaullistische Politiker und auch die Söhne des Ermordeten sagten zu seinen Gunsten aus und er wurde mangels Beweisen freigesprochen. Im Juli 2007 wurde Denard jedoch wegen seiner Beteiligung an dem Putschversuch auf den Komoren 1995 zu vier Jahren Haft verurteilt; drei Jahre davon wurden zur Bewährung ausgesetzt.

Bis zu seinem Tod lebte der an der Alzheimer-Krankheit leidende Denard in seinem Landhaus in Südfrankreich.

Literatur

  • Christopher Othen: Katanga 1960-63. Mercenaries, Spies and the African Nation that waged War on the World, The History Press, Brimscombe Port Stroud, 2015, ISBN 978-0-7509-6288-9
  • Torsten Thomas, Gerhard Wiechmann: Moderne Landsknechte oder Militärspezialisten? Die „Wiedergeburt“ des Söldnerwesens im 20.Jahrhundert im Kongo, 1960–1967; in: Stig Förster, Christian Jansen, Günther Kronenbitter (Hrsg.): Rückkehr der Condottieri? Krieg und Militär zwischen staatlichem Monopol und Privatisierung: Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn u. a. 2009, S. 265–282.
  • Anthony Rogers: Someone else's War. Mercenaries from 1960 to the Present, Harper Collins, London 1998, ISBN 0-00-472077-6, S. 11–31; 127–147
  • Anthony Mockler: The New Mercenaries, 2. Aufl. New York 1987 (Erstausgabe 1985).

Weblinks