Bob-Weltcup

Der Bob-Weltcup ist eine jährlich in der Zeit von Ende November/Anfang Dezember bis Februar/März ausgerichtete Wettkampfserie im Bobsport. Organisiert werden die Rennen von der IBSF.

(c) Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Rekord-Weltcupsieger Francesco Friedrich

Derzeit umfasst die Weltcupsaison in der Regel acht Stationen. Im Rahmen des Weltcups werden der Zweier- und Viererbob der Männer und seit der Saison 1994/95 der Zweierbob der Frauen ausgetragen. Bei den Männern wird zudem noch die Wertung in der Kombination geführt, für die die Punkte aus den Ergebnissen des Zweier- und Viererbobs addiert werden. Nach Siegen erfolgreichster Bobpilot ist der Deutsche Francesco Friedrich, der im Januar 2021 mit seinem 46. Erfolg die bisherige Bestmarke seines Landsmanns André Lange übertraf.[1] Mit vier Erfolgen entschied er auch am häufigsten die Kombinationswertung aus Zweier- und Viererbob an.

In nichtolympischen Wintern bilden die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften, in welcher die Weltmeister im Bobsport und im Skeleton ermittelt werden, den Höhepunkt der Weltcupsaison. Anders als zum Beispiel im Biathlon zählen die Rennen im Rahmen der Weltmeisterschaften nicht zum Weltcup.

Geschichte

Im November 1981 gab der Bobsportverband die Austragung eines Weltcups zwischen dem 7. und 15. Januar 1982 auf der Natureisbahn im italienischen Cervinia (Aostatal) mit jeweils zwei Wertungsläufen im Zweier und Vierer bekannt, als Geldgeberin wurde der amerikanische Sender NBC gewonnen.[2] Wegen anhaltend starker Schneefälle musste die Veranstaltung abgesagt werden.[3] Der erste Weltcup im Bobsport fand schließlich zwischen dem 8. und 17. Januar 1983 an gleicher Stelle statt.[4] Beide Wettbewerbe, die ohne Beteiligung der stärksten Nationen Schweiz und DDR ausgetragen wurden,[5] gewann der italienische Pilot Gildo Sartore.[6] Im Januar 1984 feierte der Oberhofer Detlef Richter bei der zweiten Austragung des „Pseudo“-Weltcups in Cervinia einen Doppelerfolg im Zweier[7] und Vierer[8], nachdem die sowjetischen Sportler vor den Wettbewerben ihre Beteiligung infolge eines schweren Trainingsunfalls zurückgezogen hatten.[9] Im Mai 1984 wurde dem Bobsportverband das Konzept für einen Weltcup als Saisonwettbewerb mit jeweils vier Veranstaltungen im Zweier und Vierer vorgelegt.[10] Sechs Monate später wurde die Einführung eines Weltcups mit Rennen in Winterberg (BRD), Sarajevo (Jugoslawien), am Königssee (BRD), Igls (Österreich) und St. Moritz (Schweiz) endgültig beschlossen. Das erste offizielle Weltcuprennen der Saison 1984/85 wurde schließlich ab dem 20. November 1984 auf der Winterberger Bobbahn ausgetragen.[11]

Weltcup-Punktesystem

Aktuelles System

Mit der Saison 2007/08 trat ein neues Punktesystem in Kraft. Der Sieger erhält nunmehr 225, der Zweite 210 und der Dritte 200 Punkte. Weltcup-Punkte werden bis zum 30. Platz vergeben, für den der Pilot noch 20 Punkte erhält. Das System ist in ein weiteres System aus Welt-, Interkontinental- und Kontinentalcups eingepasst. Bei den unterklassigen Wettbewerben sind dementsprechend weniger Punkte zu gewinnen. Bei Punktgleichheit wird die Reihenfolge durch den Vergleich der Platzierungen ermittelt.

Platz123456789101112131415161718192021222324252627282930
Punkte225210200192184176168160152144136128120112104968880746862565045403632282420

Früheres System

In dem Punktesystem vor der Saison 2007/08 erhielt der Erste 100, der Zweite 90 und der Dritte 80 Punkte. Punkte wurden ebenfalls bis zum 30. Platz vergeben, allerdings erhielt dieser nur noch einen Punkt. Bei Punktgleichheit wurde wie auch im jetzigen System die Reihenfolge durch den Vergleich der Platzierungen ermittelt.

Platz123456789101112131415161718192021222324252627282930
Punkte100908070656055504542393633302724222018161412108654321

Veranstaltungsorte

Die Auflistung enthält alle Weltcuprennen der Männer seit dessen Einführung in der Saison 1984/85 und alle Weltcuprennen der Frauen ab der Saison 1995/96. (Stand: nach der Saison 2023/24)

OrtWettkampfstättevonbisFrauen
1er
Frauen
2er
Männer
2er
Männer
4er
Gesamt
Deutschland WinterbergVeltins-Eisarena1984/852022/231303440105
Osterreich Innsbruck-IglsOlympia Eiskanal Igls1984/852023/243303335101
Schweiz St. MoritzOlympia Bob Run St. Moritz–Celerina1984/852023/24119302979
Deutschland AltenbergRennschlitten- und Bobbahn Altenberg1987/882023/24316282976
Kanada CalgaryCalgary’s WinSport Bobsleigh/Luge Track1986/872018/1925232270
Deutschland KönigsseeKunsteisbahn Königssee1984/852020/2119282269
Vereinigte Staaten Lake PlacidOlympia-Bobbahn Mount Van Hoevenberg1985/862023/24222242169
Vereinigte Staaten Park CityUtah Olympic Park Track1997/982022/23118101544
Frankreich La PlagnePiste de La Plagne1992/932023/2415141434
Italien Cortina d’AmpezzoPista olimpica Eugenio Monti1985/862007/084131532
Kanada WhistlerWhistler Sliding Centre2008/092022/23189725
Lettland SiguldaBob- und Rennschlittenbahn Sigulda2003/042023/242101325
Italien Cesana TorineseCesana Pariol2004/052010/1156516
Norwegen LillehammerLillehammer Olympiske Bob- og Akebane1992/932023/24154414
Italien Breuil-CerviniaBobbahn Breuil-Cervinia1984/851990/917714
Bosnien und Herzegowina SarajevoOlympia Bob- und Rodelbahn Trebević1984/851989/90537
Russland SotschiSliding Center Sanki2012/132014/152226
China Volksrepublik YanqingYanqing National Sliding Center2023/242023/24123
Korea Sud PyeongchangOlympic Sliding Centre2016/172016/171113
Japan NaganoSpiral1996/971996/97123

Bisherige Sieger im Gesamtweltcup

Männer

Viererbob
PilotTitel
Deutschland Francesco Friedrich6
Russland Alexander Subkow5
Deutschland André Lange4
Osterreich Ingo Appelt2
Deutschland Maximilian Arndt2
Deutschland Wolfgang Hoppe2
Schweiz Marcel Rohner2
Schweiz Martin Annen1
Deutschland Harald Czudaj1
Schweiz Ekkehard Fasser1
Vereinigte Staaten Steven Holcomb1
Vereinigte Staaten Jeff Jost1
Russland Alexander Kasjanow1
Osterreich Peter Kienast1
Deutschland Christoph Langen1
Deutschland Johannes Lochner1
Kanada Chris Lori1
Kanada Pierre Lueders1
Deutschland Manuel Machata1
Lettland Oskars Melbārdis1
Russland Jewgeni Popow1
Vereinigte Staaten Matt Roy1
Osterreich Hubert Schösser1
Vereinigte Staaten Brian Shimer1
Schweiz Gustav Weder1
Zweierbob
PilotTitel
Deutschland Francesco Friedrich6
Kanada Pierre Lueders6
Schweiz Martin Annen3
Deutschland Christoph Langen3
Deutschland Anton Fischer2
Schweiz Beat Hefti2
Vereinigte Staaten Steven Holcomb2
Italien Günther Huber2
Deutschland Wolfgang Hoppe1
Kanada Justin Kripps1
Sowjetunion Jānis Ķipurs1
Deutschland André Lange1
Deutschland Johannes Lochner1
Lettland Oskars Melbārdis1
Sowjetunion Māris Poikāns1
Schweiz Christian Reich1
Schweiz Ivo Rüegg1
Kanada Lyndon Rush1
Deutschland Christian Schebitz1
Russland Alexander Subkow1
Schweiz Gustav Weder1
Korea Sud Won Yun-jong1
Kombinationswertung
PilotTitel
Deutschland Francesco Friedrich7
Deutschland André Lange3
Kanada Pierre Lueders3
Lettland Oskars Melbārdis2
Vereinigte Staaten Steven Holcomb2
Deutschland Christoph Langen2
Schweiz Gustav Weder2
Deutschland Maximilian Arndt1
Kanada Justin Kripps1
Deutschland Nico Walther1
Deutschland Manuel Machata1
Russland Alexander Subkow1
Schweiz Martin Annen1
Schweiz Marcel Rohner1
Italien Günther Huber1
Vereinigte Staaten Brian Shimer1
Deutschland Wolfgang Hoppe1
Sowjetunion Māris Poikāns1
Deutschland Wolfgang Hoppe1
Osterreich Ingo Appelt1
Schweiz Ekkehard Fasser1
Vereinigte Staaten Matt Roy1
Vereinigte Staaten Jeff Jost1

Frauen

Zweierbob
PilotinTitel
Deutschland Sandra Kiriasis9
Schweiz Françoise Burdet4
Kanada Kaillie Humphries 14
Deutschland Laura Nolte2
Vereinigte Staaten Jean Racine2
Osterreich Katrin Beierl1
Schweiz Claudia Bühlmann1
Deutschland Susi Erdmann1
Vereinigte Staaten Jamie Greubel Poser1
Deutschland Mariama Jamanka1
Deutschland Cathleen Martini1
Vereinigte Staaten Elana Meyers Taylor1
Schweiz Barbara Muriset1
Deutschland Stephanie Schneider1
Monobob
PilotTitel
Deutschland Lisa Buckwitz1
Vereinigte Staaten Kaillie Humphries 11
Kombinationswertung
PilotTitel
Deutschland Laura Nolte1
Vereinigte Staaten Kaillie Humphries 11
1 
Kaillie Humphries gewann alle vier Weltcups im Zweier für Kanada, die Titel im Monobob und der Kombinationswertung dagegen für die USA.

Stand: Saisonende 2023/24.

Bestenliste nach Weltcupsiegen

Männer

Aufgeführt werden die Piloten mit den meisten Weltcupsiegen seit Einführung des Weltcups in der Saison 1984/85. Insgesamt konnten sich bisher 55 Piloten in die Siegerlisten des Zweierbob-Weltcups und 58 Piloten in die Siegerlisten des Viererbob-Weltcups einschreiben. (Stand: nach der Saison 2023/24)

Zweierbob
PlatzAthletSiege
1.Deutschland Francesco Friedrich47
2.Kanada Pierre Lueders28
3.Deutschland André Lange19
4.Schweiz Beat Hefti17
5.Deutschland Wolfgang Hoppe16
6.Deutschland Johannes Lochner15
Deutschland Christoph Langen15
8.Schweiz Gustav Weder14
9.Vereinigte Staaten Steven Holcomb13
10.Deutschland Thomas Florschütz8
11.Russland Alexander Subkow7
Schweiz Martin Annen7
Schweiz Reto Götschi7
Italien Günther Huber7
15.Deutschland René Spies5
Schweiz Christian Reich5
17.Vereinigte Staaten Todd Hays4
Kanada Lyndon Rush4
19.Italien Simone Bertazzo3
Vereinigte Staaten Matt Roy3
Viererbob
PlatzAthletSiege
1.Deutschland Francesco Friedrich32
2.Deutschland André Lange25
3.Russland Alexander Subkow17
4.Vereinigte Staaten Steven Holcomb16
5.Deutschland Wolfgang Hoppe12
Deutschland Johannes Lochner12
Deutschland Christoph Langen12
Deutschland Maximilian Arndt12
9.Deutschland Harald Czudaj11
10.Lettland Oskars Melbārdis9
11.Deutschland Nico Walther7
Deutschland Dirk Wiese7
13.Kanada Pierre Lueders6
Schweiz Gustav Weder6
Vereinigte Staaten Todd Hays6
16.Deutschland Manuel Machata5
Schweiz Marcel Rohner5
Vereinigte Staaten Brian Shimer5
19.Schweiz Martin Annen4
Osterreich Ingo Appelt4
Osterreich Peter Kienast4
Kanada Justin Kripps4

Frauen

Aufgeführt werden die Pilotinnen mit den meisten Weltcupsiegen seit der Saison 1995/96. Insgesamt konnten sich bisher 23 Pilotinnen in die Siegerlisten des Zweierbob-Weltcups und 6 Piloten in die Siegerlisten des Monobob-Weltcups einschreiben. (Stand: nach der Saison 2023/24)

Zweierbob
PlatzAthletinSiege
1.Deutschland Sandra Kiriasis46
2.Vereinigte Staaten Kaillie Humphries30
3.Deutschland Cathleen Martini18
Vereinigte Staaten Elana Meyers Taylor18
5.Deutschland Laura Nolte15
6.Vereinigte Staaten Jean Prahm14
7.Schweiz Françoise Burdet13
8.Deutschland Kim Kalicki8
Deutschland Stephanie Schneider8
10.Deutschland Susi Erdmann7
Vereinigte Staaten Shauna Rohbock7
12.Deutschland Mariama Jamanka6
Vereinigte Staaten Jamie Greubel Poser6
Kanada Helen Upperton6
15.Deutschland Anja Schneiderheinze3
Vereinigte Staaten Jill Bakken3
Vereinigtes Konigreich Michelle Coy3
Schweiz Caroline Burdet3
19.Deutschland Lisa Buckwitz2
20.Deutschland Heike Storch1
Russland Nadeschda Sergejewa1
Schweiz Fabienne Meyer1
Italien Gerda Weißensteiner1
Monobob
PlatzAthletinSiege
1.Deutschland Lisa Buckwitz5
2.Vereinigte Staaten Kaillie Humphries4
3.Deutschland Laura Nolte3
4.Vereinigte Staaten Kaysha Love2
5.Kanada Bianca Ribi1
Australien Breeana Walker1

Einzelnachweise

  1. Erster EM-Titel für Francesco Friedrich im Viererbob – Weltcup-Rekord gebrochen (Memento desOriginals vom 16. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunk.de. In: deutschlandfunk.de, 12. Januar 2021 (abgerufen am 13. Januar 2021).
  2. Weltcup auch im Bobsport. In: Walliser Bote vom 4. November 1981, S. 19.
  3. In einem Satz. In: Der Bund vom 14. Januar 1982, S. 37.
  4. Bob-Weltcup. In: Walliser Bote vom 11. Dezember 1982, S. 25.
  5. Italien gewann Viererbob-Weltcup. In: Thuner Tagblatt vom 18. Januar 1983, S. 16.
  6. La coupe de monde du bob à quatre revient à l’Italie. In: L’Express vom 18. Januar 1983, S. 16.
  7. DDR-Schlitten überlegen. In: Walliser Bote vom 12. Januar 1984, S. 15.
  8. DDR-Viererbob gewann. In: Neues Deutschland vom 17. Januar 1984, S. 7.
  9. Bobsleigh: retrait soviétique. In: Le Nouvelliste vom 11. Januar 1984, S. 11.
  10. Ein Weltcup für Bobfahrer? In: Thuner Tagblatt vom 24. Mai 1984, S. 9.
  11. Steffen Grummts erste Bobfahrt auf Rang drei. In: Neues Deutschland vom 22. November 1984, S. 7.

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