Blytt-Sernander-Sequenz

SerieKlimastufe[1]Pollenzone[2]Zeitraum (Jahre BP)
HolozänSubatlantikumX0–2.400
IX
SubborealVIII2.400–5.660
AtlantikumVII5.660–9.220
VI
BorealV9.220–10.640
PräborealIV10.640–11.560
Pleistozän
Jüngere DryaszeitIII11.560–12.700
Alleröd-InterstadialII12.700–13.350
Ältere DryaszeitIc13.350–13.480
Bölling-InterstadialIb13.480–13.730
Älteste DryaszeitIa13.780–13.860

Die Blytt-Sernander-Sequenz oder Blytt-Sernander-Klassifikation ist eine Serie von Klimaphasen, die Nordeuropa in den letzten 14.000 Jahren durchlaufen hat. Die Sequenz basiert auf der Analyse von Torfmoorablagerungen durch den Norweger Axel Blytt (1876) und den Schweden Rutger Sernander (1908). Die Klassifizierung wurde später in die heute übliche Pollenstratigraphie eingearbeitet.

Methode

Der Entwicklung der Klassifizierung ging die Entdeckung von helleren und dunkleren Lagen in Torfschichten 1829 durch Heinrich Dau auf Seeland voraus.[3] Daraufhin wurde von der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften ein Preis ausgelobt, mit dem derjenige bedacht werden sollte, dem es gelänge, diese Lagen plausibel zu deuten. Blytt stellte daraufhin die Hypothese auf, dass die dunkleren Lagen in Trockenperioden und hellere Lagen in Feuchtperioden gebildet wurden.[4] Er verwendete dafür die Begriffe Atlantikum (warm und feucht) bzw. Boreal (kalt und trocken).

Rutger Sernander vervollständigte 1908 die Sequenz durch die Eingrenzung des Subboreals, des Subatlantikums sowie der pleistozänen Phasen.[5] 1926 entdeckte Carl Albert Weber einen charakteristischen Grenzhorizont in deutschen Torfablagerungen, die Blytts These eines Klimaumschwungs stützten.[6]

Sinn und Zweck der Methode war die stratigraphische Einteilung von sedimentären Ablagerungen, also die Unterteilung nach ihrer chronologischen Ordnung. Heutzutage gibt es eine große Vielzahl unterschiedlichster Methoden zur Altersbestimmung, u. a. Sauerstoffisotopie, Warvenchronologie oder auch Untersuchungen von Eisbohrkernen. Mittels dieser neueren Methoden war es möglich, die Blytt-Sernander-Sequenz auf Eurasien und Nordamerika auszuweiten. Jedoch ist die Bezeichnung Blytt-Sernander-Sequenz heutzutage nur noch vergleichsweise selten anzutreffen.

Probleme

Datierung und Kalibrierung

Heutzutage wird die Blytt-Sernander-Klassifizierung durch moderne Untersuchungsmethoden gestützt und erweitert. Als Beispiel sei die Radiokarbondatierung (14C-Datierung) von Pollen genannt, mittels derer bis etwa 60.000 Jahre alter Kohlenstoff datiert werden kann. Dabei können ältere Datierungen allerdings in einem gewissen Rahmen unpräzise sein, da die unstete Produktion kosmogenen 14Cs noch unbekannt war; vielmehr ging man von einer konstanten Produktion aus. Bis zu einem gewissen Grad können ältere, weniger präzise Datierungen aber mittels anderer Techniken wie z. B. der Dendrochronologie, korrigiert werden.

Korrelation mit archäologischen Befunden

Die Blytt-Sernander-Klassifizierung wurde und wird als chronologisches Rahmenwerk benutzt, um archäologische Befunde in Nord-Amerika und Eurasien zu deuten. So werden teils technische Veränderungen direkt mit Klimaschwankungen assoziiert, dies ist jedoch nicht unumstritten.

Die Sequenz

PleistozänDauer
Ältere Dryas14.000–13.600 BP
Allerød-Interstadial13.600–12.900 BP
Jüngere Dryas12.900–11.500 BP
Holozän
Boreal11.500–8.900 BP
Atlantikum8.900–5.700 BP
Subboreal5.700–2.600 BP
Subatlantikum2.600–0 BP

Zeigerpflanzen

Beispiele für Zeigerpflanzen bzw. deren Pollen, die bei der Blytt-Sernander Klassifizierung eine Rolle spielen:

Torfmoose sind dabei in feuchten Perioden häufiger, für Trockenperioden sind Birken und Kiefern charakteristisch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. T. Litt, A. Brauer, T. Goslar, J. Merkt, K. Balaga, H. Müller, M. Ralska-Jasiewiczowa, M. Stebich, J. F. W. Negendank: Correlation and synchronisation of Lateglacial continental sequences in northern central Europe based on annually laminated lacustrine sediments. In: Quaternary Science Reviews. 20, 11, Elsevier, Oxford 2001, S. 1233–1249.
  2. I. Faegri, J. Iverson: Textbook of Pollen Analysis. Kopenhagen 1950.
  3. Heinrich Dau: Allerunterthänigster Bericht an die Königliche Dänische Rentekammer über die Torfmoore Seelands nach einer im Herbste 1828 deshalb unternommenen Reise. (meist einfach Über die Torfmoore Seelands.) Copenhagen/ Leipzig 1829.
  4. Axel Gudbrand Blytt: Essay on the immigration of the Norwegian flora during alternating rainy and dry periods. Cammermeyer, Kristiana 1876.
  5. Rutger Sernander: On the evidence of postglacial changes of climate furnished by the peat-mosses of northern Europe. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 30, 1908, S. 467–478 (kobe-u.ac.jp [PDF]).
  6. Carl Albert Weber: Grenzhorizont und Klimaschwankungen. In: Abhandl. Naturwiss. Vereins, Bremen. 26, 1926, S. 98–106.