Blumensprache
Die Blumensprache oder Sprache der Blumen ist ein Mittel der nonverbalen zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie dient dazu, mit Hilfe von Blumen oder Blumensträußen Gefühle, Wünsche, Bitten und Beschwerden ohne Worte symbolisch zum Ausdruck zu bringen.
Geschichte
Anfang des 18. Jahrhunderts berichtete Lady Mary Wortley Montagu in ihren Briefen aus Istanbul von der „Kommunikation mit Blumen“.[1] Im Orient stieß sie auf ein ausgeklügeltes System von Bedeutungen, die den einzelnen Blüten zukamen. In Istanbul fand Montagu eine feststehende Bedeutung, die jeder Blüte zugesprochen wurde – durch ihre Briefe wurde die so genannte Selam, benannt nach dem öffentlich zugänglichen Teil osmanischer Häuser (Selamlık), im viktorianischen Europa schnell zur Mode. Zur damaligen Zeit konnten insbesondere junge Liebende nicht öffentlich aussprechen, was sie dachten, und Zuneigung und Abneigung verbal nicht klar Ausdruck verleihen. Die Blumensprache wurde daher zum wichtigen Mittel der nonverbalen Kommunikation.[2]
Dies war der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines umfangreichen Zeichensystems mittels der Übergabe von Blumen – anfangs mit Sträußen aus einer einzelnen Blumenart, später dann durch komplizierte Mischungen, um verschiedene Feinheiten auszudrücken. Jede Blume und ihre Farbe, die Anzahl im Strauß, das Alter der Blüte, jedes Kraut und jede Schleife hatten eine Bedeutung.
Auch die Art und Weise, wie die Blumen gehalten wurden, bestimmten die Aussage: Wiesen die Blüten zum Beispiel nach unten, verkehrte sich die Bedeutung der Blüten ins Gegenteil. Im viktorianischen Zeitalter war es zudem Brauch, dass Männer Damen einen Ansteckstrauß überreichten, wenn sie sie zum Ball einluden. Die Art und Weise, wie und wo die Damen den Strauß ansteckten, war ebenfalls mit Bedeutung versehen. Das Bouquet über dem Herzen drückte so erwiderte Zuneigung aus, der Blumenschmuck im Haar dagegen war eine nonverbale Ablehnung.[2]
Edith Nesbit machte mit ihrem Kinderbuch The wonderful garden (deutsch „Der verzauberte Garten“) die „Blumensprache“ sehr populär.
Blumen-Aussagen
Für jede Blüte gab und gibt es mehr als nur eine Bedeutung, die in vielen verschiedenen Schriften und Büchern zur Blumensprache zusammengefasst wurden. Hier folgen ein paar Beispiele für die Blumensprache:
- Akelei: Du bist ein Schwächling.
- Anemone: Ich möchte ganz bei dir sein.[3]
- Aster: Du bist mir nicht treu.
- Amaryllis: Ich bin stolz, mit dir befreundet zu sein.
- Blaustern: Vergiss! Vergib mir!
- Brennnessel: Ich habe dich durchschaut.
- Calla: Bewunderung über die Schönheit der anderen Person.
- Chrysantheme: Mein Herz ist frei. Kann auch eine Beziehungsbereitschaft signalisieren.
- Dahlie: Ich bin schon vergeben[3]
- Distel: Die Sache ist mir zu gefährlich.[3]
- Edelweiß: Du bist wunderschön.
- Eibe: Ich liebe dich ewig.
- Enzian: Deine Schönheit ist überwältigend.[3]
- Gerbera: Durch dich wird alles noch schöner.[3]
- Gladiole: Sei nicht so stolz.
- Hortensie: Du bildest dir zu viel auf dich ein.
- Hibiskus: Du bist eine zarte Schönheit.
- Iris: Treue: Ich stehe immer zu dir.
- Jasmin: Du bist bezaubernd.
- Kapuzinerkresse: Du verbirgst etwas vor mir.
- Klette: Du bist mir zu anhänglich.
- Kornblume: Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
- Krokus: Ich muss mir das noch überlegen.
- Malve: Ich schätze dich als beste Freundin.[3]
- Narzisse: Du bist ganz schön eitel.
- Nelke gelb: Ich verachte Dich.
- Nelke weiß: Ich bin noch zu haben.
- Petersilie: Ich möchte dir etwas Liebes tun.
- Pfefferminze: Verzeih mir![3]
- Blaue Rosen: Es ist unmöglich.
- Rote Rose: Ich liebe dich über alles.
- weiße Rosenknospen: unfähig zu lieben; das Herz, das keine Liebe empfindet
- Salbei: Ich denk an dich.
- Schilf: Entscheide dich bitte endlich![3]
- Rote Tulpen: ewig währende Liebe
- Vergissmeinnicht: Vergiss mich nicht.
Weitere Symbolik der Blumen
Neben der Selamik entwickelten sich im Laufe der Geschichte noch andere symbolische Bedeutungen der Blumen und Pflanzen. Aufgrund ihrer jeweiligen besonderen Eigenschaften und ihres Aussehens werden Blumen und Pflanzen unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben. Weiße Blüten wie Lilien, Callas oder Chrysanthemen gelten so traditionellerweise als Grabschmuck und werden mit dem Tod in Verbindung gebracht, genauso wie das im Herbst blühende Heidekraut. Weiße Blüten gelten allerdings auch als Zeichen für Unschuld, Reinheit und Hoffnung und sind daher oft im Brautstrauß zu finden. Immergrüne Bäume dagegen stehen für Leben, Bäume mit hängenden Ästen wie die Trauerweide dagegen für Trauer.
Siehe auch
Die Redewendung „etwas durch die Blume sagen“.
Literatur
- Isabel Kranz: Sprechende Blumen. Ein ABC der Pflanzensprache. Berlin 2014.
- Sylvia Tress: Es deuten die Blumen manch heimliches Wort: Geheimnisse der Blumensprache. Esslinger Verlag, Esslingen 2011, ISBN 978-3-480-22799-0.
- Andreas Honegger: Die Blumen der Frauen: Blumensymbolik in Gemälden aus 7 Jahrhunderten, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2011, ISBN 978-3-938045-61-9.
- Johann M. Braun: Taschenbuch der Blumensprache oder Deutscher Selam. F. H. Köhler, Stuttgart 1843 Digitalisat
- Philip Knight: Flower Poetics in Nineteenth-Century France. Oxford 1986.
- Beverly Seaton: The Language of Flowers. A History. Charlottesville/London 1995.
- Marina Heilmeyer: Die Sprache der Blumen. Von Akelei bis Zitrus. Prestel Verlag, München u. a. 2002, ISBN 3-7913-2661-9.
- Jack Goody: The Culture of Flowers. Cambridge 1993.
Anmerkungen
- ↑ Letters of the Right Honourable Lady Montagu Written during Her Travels in Europe, Asia and Africa to Persons of Distinction, Men of Letters, &c. in Different Parts of Europe.
- ↑ a b Selamlik, die Blumensprache: Orientalische Wurzeln (Memento vom 1. April 2012 im Internet Archive).
- ↑ a b c d e f g h Valentinstag. Was genau bedeutet welche Blume. In: Matador. 2006, S. 126.