Blitzkarren

Borgward

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Blitzkarren
Hersteller:Bremer Kühlerfabrik Borgward & Co. GmbH
Produktionszeitraum:1924–1927
Vorgängermodell:keines
Nachfolgemodell:Goliath Rapid
Technische Daten
Bauformen:offener Pritschenwagen
Motoren:Zweitaktmotoren:
0,120 Liter
Leistung:1,6 kW
Nutzlast:0,25 t

Der Blitzkarren war ein offenes Lastendreirad mit einem Rad vorn und zwei Rädern hinten. Es wurde im Jahr 1924 als erstes Serienfahrzeug der Bremer Kühlerfabrik Borgward & Co. GmbH produziert, ursprünglich nur für den Eigenbedarf im innerbetrieblichen Transport.[1] Der Betrieb in Sebaldsbrück, einer Siedlung im Teilort Hemelingen von Bremen, fertigte überwiegend Kühler und Kotflügel für die Hansa-Lloyd-Werke, die Borgward zwischen 1929[2] und 1931 zusammen mit seinem Teilhaber Wilhelm Tecklenborg übernahm.[3] Carl Borgwards Kühlerfabrik firmierte später unter Goliath-Werke Borgward & Co. GmbH.[4]

Entstehungsgeschichte

Als sich Konstrukteur Dietrich Klie über den Materialtransport für die Kühlerproduktion mit Handwagen zwischen den Werkshallen beschwerte, konstruierte Borgward im Frühjahr 1924 den Blitzkarren, jedoch nicht nur für den eigenen Betrieb.[5] Borgward hatte im wirtschaftlichen Aufschwung zwischen der Inflationszeit und der Großen Depression eine Marktlücke entdeckt. Händler und Kleingewerbetreibende hatten großen Bedarf an erschwinglichen motorisierten Lastenkarren,[6] die führerscheinfrei legal zu fahren waren.[7] 980 Reichsmark (entspricht heute etwa 4.300 EUR[8]) kostete ein Blitzkarren.[9] 1929 stammte ein Viertel der zugelassenen Nutzfahrzeuge aus der Bremer Produktion.[10] Carl Borgward hatte die Aufteilung des Blitzkarrens als Frontlader mit Pritsche vor dem Fahrersitz patentieren lassen. Die Patente wurden in Deutschland am 20. Juni 1925 und in England am 11. März 1926 erteilt.[11] [12]

Technik

Der Blitzkarren hatte einen 120-cm³-Zweitakt-Motorradmotor neben der Pritsche, der über einen Keilriemen das linke Hinterrad antrieb. Der Motor leistete 2,2 PS (1,6 kW). Eine Kupplung, Gangschaltung und einen Anlasser gab es nicht. Das Fahrzeug wurde angeschoben und zum Anhalten „abgewürgt“,[13] was trotz des offenen Führerstands im Heck und der geringen Nutzlast von 250 kg auch auf ebener Straße unbequem und unkomfortabel war. Das einzelne Vorderrad war in eine Motorradgabel montiert, die vom Heck aus gelenkt wurde. Die Motoren lieferte anfangs DKW, später die ILO-Motorenwerke.

Vom Blitzkarren zum Goliath

Zu Beginn der Produktion baute Borgward täglich sechs bis acht Blitzkarren. Der Verkauf erwies sich allerdings als schwierig, weil es noch kein Händlernetz gab. Carl F. W. Borgward unternahm deshalb selbst Demonstrationsfahrten, konnte aber nur fünf Vertretungen für das Gefährt finden. Bei einer solchen Fahrt Anfang März 1925 kam die Verbindung zu dem finanzstarken Wilhelm Tecklenborg zustande, der sich bald als Teilhaber bei Borgward engagierte. Im gleichen Jahr entstand ein Nachfolgemodell des inzwischen von der Deutschen Reichspost eingesetzten und weiterhin angebotenen Blitzkarrens, ebenfalls ein Frontlader, aber mit zwei Rädern vorn und einem motorradähnlichen Heck. Als Namen für den kleinen Transporter schlug Dietrich Klie „Liliput“ vor, fand aber keine Zustimmung. Ein Paradoxon schien richtig, nämlich „Goliath“. Der kleine „Goliath“ – laut Tecklenborg „ein Riese in seinen Leistungen“ – hatte einen ILO-Motor mit wahlweise 200 oder 250 cm³ Hubraum und eine Dreiradbremse.[14]

Einzelnachweise

  1. Claus Jahnel: Zu gut für diese Welt. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  2. Die Welt: Automobile: Spektakuläre Pleite, die keine war. 17. Januar 2008 (welt.de [abgerufen am 27. Juni 2019]).
  3. Stuttgarter Nachrichten: 125. Geburtstag von Carl Friedrich Borgward: Ein Visionär und Tausendsassa. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  4. Irene Meichsner: Carl Friedrich Wilhelm Borgward – Blitzkarren, Isabella und Leukoplastbomber, DeutschlandfunkKalenderblatt vom 10. November 2015
  5. 60 Jahre deutsche Wirtschaftsgeschichte: Borgward – Blitzkarren und Leukoplastbomber. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  6. RP Online: Borgward und die Isabella. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  7. Carl F. W. Borgward: Der Wegweiser des modernen Autos feiert 125. Geburtstag. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  8. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 EUR gerundet und vergleicht 1927 mit Januar 2024.
  9. Borgward – Vom Blitzkarren zur Arabella (Memento vom 7. April 2019 im Internet Archive)
  10. Tobias Meyer: Erinnerungen an einen Autopionier. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  11. Patent GB248625A: Improvements in motor tricycle box carriers. Angemeldet am 17. Juli 1925, veröffentlicht am 11. März 1926, Erfinder: Carl Borgward.
  12. Rainer Ade: Mythos Auto: Des Deutschen liebstes Kind … BookRix, 2013, ISBN 978-3-7309-5759-2 (google.de [abgerufen am 27. Juni 2019]).
  13. Stuttgarter Zeitung: Autobau: Über das Unternehmen Borgward. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  14. Georg Schmidt: Borgward – Carl F. W. Borgward und seine Autos. 4. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-87943-679-7, S. 35–39.
Zeitleiste der Hansa-Lloyd-, Hansa-, Goliath- und Borgward-Modelle von 1919 bis 1945
TypHansa-Lloyd Werke AG sowie Fahrzeugwerke Borgward & Co.
bzw. ab 1928 Goliath-Werke Borgward & Co. als zwei Firmen
verbundenHansa-Lloyd und Goliath-Werke Borgward & Tecklenborg oHG
ab 1936: Hansa-Lloyd und Goliath-Werke AG
Hansa-Lloyd-Goliath Werke Carl F. W. Borgward bzw. Carl F. W. Borgward, Automobil- und Motorenwerke
mit Carl Borgward als Alleininhaber
1910er1920er1930er1940er
901234567890123456789012345
Kleinstwagen3-rädrigPionier
Kleinwagen400500
MittelklasseTyp P1100 / 1700
1700 Sport
20002000/2300
OberklasseMatadorKonsul/LuxusSenator3500
Typ A 6Typ A 8
Treff-AßTrumpf-Aß
Lieferwagen / Kleintransporter / Kleinbus3-rädrigBlitzkarren
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FW 400
4-rädrigK1Express (1929)L500L600
AtlasAtlasRekord
Lastwagen und Omnibusse1 – 3 t NutzlastSuperiorExpressExpressL 1400 / 1 t
Express (L 1,5)ColumbusColumbusL 2000
Bremen I & II (SL 1,5)IIIIV
2 – 4 t NutzlastEuropa I & II (SL 2)IIIIVEuropa V
3tTyp 3t G.W.B 3000
3 – 5 t NutzlastMerkur (L III)IIIIIIV4,5 - 5 t5 t
Roland
  • Von Hansa-Lloyd-Werke A.G. bzw. später von „Hansa-Lloyd-Goliath Werke AG“ unter der Marke „Hansa-Lloyd“ angeboten.
  • Von Hansa-Lloyd-Werke A.G. bzw. später von „Hansa-Lloyd-Goliath Werke AG“ unter der Marke „Hansa“ angeboten.
  • Von Fahrzeugwerke Borgward & Co. bzw. später von „Hansa-Lloyd-Goliath Werke AG“ unter der Marke „Goliath“ angeboten.
  • Von Hansa-Lloyd-Goliath Werke AG unter der Marke „Borgward“ angeboten.