Blindekuh (Operette)

Operettendaten
Titel:Blindekuh
Form:Operette in drei Akten
Originalsprache:Deutsch
Musik:Johann Strauss (Sohn)
Libretto:Rudolf Kneisel
Uraufführung:18. Dezember 1878
Ort der Uraufführung:Theater an der Wien
Personen
  • Scholle, Gutsbesitzer
  • Arabella, dessen Gattin
  • Waldine, seine Tochter erster Ehe
  • Helmuth Forst
  • Adolf Bothwell, Scholles Neffe
  • Betsy
  • Kragel, Gerichtssekretär
  • Fräulein Elvira, Waldinens Gouvernante
  • Johann, Scholless Diener
  • Wilhelmine, Philippine, Euphrosine, Katharine, Jacobine, Bernhardine, Valentine, Albertine, Waldinens Freundinnen
  • Landrath Silbertau
  • Minna, dessen Frau
  • Frau von Sadowitt
  • Cäcilia and Aurelia, deren Töchter
  • Baron Hasemann
  • Leimenreim, Dichter
  • Quintenheim, Komponist
  • Consistorialrath Kugel
  • Fräulein Storch
  • Frau von Frick
  • Fräulein Schlack
  • Herr Parasol
  • Herr von Krack
  • Herr von Knoll
  • Herr von Puff
  • Gäste, Knechte, Jäger, Mägde

Blindekuh ist eine Operette in drei Akten von Johann Strauss (Sohn) (1825–1899). Das Buch stammt von Rudolf Kneisel. Die Uraufführung fand am 18. Dezember 1878 im Theater an der Wien in Wien statt.

Anmerkungen

Während Johann Strauss an der Vertonung des Lustspiels Blinde Kuh von Rudolf Kneisel arbeitete, starb am 8. April 1878 seine erste Frau Jetty Treffz. Nur sieben Wochen später, am 28. Mai, heiratete er Angelika Dittrich. Bald danach nahm er seine Arbeit an der Blinden Kuh, die er zwischenzeitlich unterbrochen hatte, wieder auf. Zwischenzeitlich gingen bei einem Umzug 12 Musiknummern verloren, die Strauss dann noch einmal komponieren musste. Das Werk wurde schließlich am 18. Dezember 1878 im Theater an der Wien uraufgeführt. Die Hauptrollen sangen Alexander Girardi, Bertha Olma, Hermine Meyerhoff und Felix Schweighofer. Trotz der Bemühungen dieser Künstler wurde die Operette zu einem großen Misserfolg. Es gab insgesamt nur 16 Aufführungen. Danach verschwand das Werk als Ganzes von den Spielplänen. Unter allen Strauss-Operetten blieb dieses Werk mit Abstand am erfolglosesten. Die Schuld an diesem Fiasko hatte in erster Linie das Textbuch, das auch von den damaligen Kritiken schonungslos an den Pranger gestellt wurde. Der Walzer Blindekuh!, Blinde Kuh! aus dem Finale des 2. Akts wurde im Jahr 1928 zusammen mit dem Strauss-Walzer Aeols-Töne, Opus 68 von Ralph Benatzky aufgegriffen und in dessen Operette Casanova als Chor der Nonnen und Lauras Gesang verarbeitet. Von der eigentlichen Strauss-Operette wird heute gelegentlich noch die Ouvertüre gespielt.

Handlung

In der Wiener Zeitung Die Presse findet sich am 19. Dezember 1878 folgende Zusammenfassung der Handlung im Zusammenhang einer positiven Premierenberichterstattung:

„Ein Gutsbesitzer, der durch die Putzsucht und Verschwendung seiner zweiten Frau dem Ruin nahe ist, zieht sich aus der Stadt auf sein Gut zurück und hofft, sich durch die Heirat seiner Tochter aus erster Ehe mit einem reichen Neffen aus Amerika zu rangiren [sic], da derselbe auf Grund eines Familienvertrages entweder die Cousine heiraten oder 40.000 Dollars Reugeld zahlen muß. Statt des Amerikaners erscheint aber bei Beginn des Stückes der eigentliche Liebhaber der Tochter; er wird vom Vater für den Neffen gehalten und als solcher begrüßt, er zwingt die verschwenderische Stiefmutter, deren Juwelier- und Modistenrechnungen er aufgekauft hat, seine Pläne zu unterstützen, und gewinnt schließlich auch den wirklichen amerikanischen Neffen, der schon verheiratet und das Reugeld zu zahlen bereit ist, für die Fortsetzung dieses ‚Blindekuh‘-Spiels, das natürlich mit der Verlobung des Liebespaares schließt. Die Namen- und Rollenvertauschung führt aber vorher zu zahlreichen Confusionen, wobei der Liebhaber unter Anderm [sic] auch als der Mörder des Amerikaners, den er beraubt haben soll, verfolgt wird. Stellenweise laborirt jedoch diese Handlung an etwas öden Weiten und Längen.“[1]

Musiknummern

  • Ouvertüre
  • Introduction und Chor: „Welch’ buntes Leben wird“
  • Couplet und Chor: „Es kommt ein Wagen an!“
  • Couplet: „Ich bin Baron von Hasemann“
  • Couplet: „Ich bin Gousmand“
  • Duett: „Ein holder Frühlings morgen“
  • Couplet: „Schwiegermutter zu gewinnen“
  • Couplet: „Die Eisenbahnen weit und breit“
  • Quartett: „Ha! Ha! Ha! Was soll dies Lachen?“
  • Finale I: u. a. „Ha! Ha! Ha! Traurige, schaurige, Situation, Ha!“
  • Introduction (zum 2. Akt) und Chor: „Duftige Blumen lasst uns binden Tulpen“
  • Couplet: „Wie sprießt so frisch das Laub am Baume“
  • Ensemble: „Ein Fremder kommt“
  • Duett: „Sie lachen über mich“
  • Couplet: „Jung und schon vom edlen Wuchse“
  • Couplet: „Eheglück und Flitterwochen“
  • Terzett: „Ja endlich find’ ich Sie allein“
  • Finale II: u. a. „Ja, ja nur zu nur zu!… Blinde Kuh“
  • Kotillon und Chor: „Welche Lust bei diesen Klängen“
  • Terzett: „O, Elvira theure Braut!“
  • Quartett: „Beim Spazieren, amüsieren wir uns sehr“
  • Couplet: „Küssen mag ich gar nicht gern“
  • Finale III

Uraufführung

Laut den Rezensenten in den Wiener Zeitungen beruhte die Wirkung der Operette „hauptsächlich auf einer Reihe von Couplets mit allen möglichen drastischen Effecten“ und „auf einigen komischen Ensembles“. Dazu kam eine „sehr elegante und luxuriöse Ausstattung“ und der „besonders animierte Eifer, mit dem alle Mitwirkenden ihre Partien ungemein lebendig und stark pointiert sangen und spielten“. Hervorgehoben werden das Couplet „Und also lebet man la la, bei uns dort in Amerika“, vorgetragen von Herrn Swoboda mit „günstigem Effect“. Außerdem brillierte Alexander Girardi als „dummpfiffiges Hausfactotum“ mit dem Couplet Toujours perdi sowie einem weiteren Lied „mit der Imitation des Schwalbengezwitschers“. Die größte Heiterkeit erregte das Lied A' so a Weiberl, das wär mein’ Passion, von Herrn Schweighofer „mit virtuoser Ton- und Lautmalerei“ gesungen. Einen „pikanten Effect“ machten im dritten Akt die Damen Meyerhoff und Olma mit der „Aermellosigkeit ihrer kostbaren Roben“.[2]

Musikalische Weiterverwendung

Nach Motiven aus dieser Operette entstanden dann eigenständige Werke des Komponisten, die in seinem Werkverzeichnis mit den Opus-Zahlen 381 bis 385 gekennzeichnet sind. Dabei handelt es sich um folgende Werke:

Sonstiges

Der Komponist Peter Kreuder verwendete im Jahr 1936 eine Polkanummer aus dieser Operette und arbeitete sie zu einem langsamen Walzer um. Daraus entstand dann der Schlager Sag beim Abschied leise Servus.

Literatur

  • Peter Kemp: Die Familie Strauss: Geschichte einer Musikerdynastie. Heyne Biographien, ISBN 3-453-04621-8, S. 202–206, 341.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theater und Kunstnachrichten. In: Die Presse. (Wien), 19. Dezember 1878.
  2. N.N., Theater und Kunstnachrichten, in: Die Presse (Wien), 19. Dezember 1878.