Bleichenbach
Bleichenbach Stadt Ortenberg (Hessen) | |
---|---|
Koordinaten: | 50° 20′ N, 9° 3′ O |
Höhe: | 135 m ü. NHN |
Fläche: | 7,08 km²[1] |
Einwohner: | 1543 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 218 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1971 |
Postleitzahl: | 63683 |
Vorwahl: | 06041 |
Bleichenbach ist ein Stadtteil von Ortenberg im südhessischen Wetteraukreis.
Geographische Lage
Bleichenbach liegt auf einer Höhe von 140 m über NN, 3 km südlich des Zentrums von Ortenberg, 6 km nordwestlich von Büdingen und ca. 35 Kilometer östlich von Frankfurt am Main im Bleichetal durch das der Bleichenbach fließt.
Geschichte
Territoriale Zugehörigkeit
Die älteste erhaltene Erwähnung von Bleichenbach stammt von ca. 1160/1170, als ein Gumprath de Bleichenbach im Codex Eberhardi genannt wird.[3] Der Ort selbst wird im Jahr 1232 erwähnt.[1]
Bleichenbach gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde. Zu den Einzelheiten siehe: hier. 1601 kam es zu einer Realteilung des Kondominats, wobei das Dorf Bleichenbach an die Grafschaft Hanau-Münzenberg, ab 1642: Grafschaft Hanau, fiel. Die Grafschaft Hanau wiederum fiel 1736 beim Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., aufgrund eines Erbvertrages an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Das Hanauer, später hessische „Amt Ortenberg“ bildete dann ab 1810 einen Teil des großherzoglich-hessischen Amtes Ortenberg. 1821 bildete das Großherzogtum den Landratsbezirk Nidda, in den auch alle Teile des ehemaligen Amtes Ortenberg verschmolzen und der ab 1832 Kreis Nidda hieß. Mit der Revolution von 1848 wurde kurzzeitig der Regierungsbezirk Nidda gebildet, 1852 aber der Kreis Nidda wiederbelebt. 1874 kamen die Gebiete des ehemaligen Amtes Ortenberg zum Landkreis Büdingen, der mit der Gebietsreform in Hessen 1972 im Wetteraukreis aufging.
Bleichenbach wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 1. Juli 1971 mit den Städten Ortenberg und Lißberg sowie vier weiterer kleinerer umliegender Gemeinden auf freiwilliger Basis zu erweiterten Stadt Ortenberg zusammengeschlossen.[4][5] Für Bleichenbach wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Ortenberg, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6] Die Grenzen der Ortsbezirke folgen den seitherigen Gemarkungsgrenzen.
Kirchliche Verhältnisse
Die älteste erhaltene Erwähnung von Bleichenbach aus dem Jahr 1219 nennt auch eine Kapelle im Ort, deren Patronat beim Kloster Konradsdorf lag. Im 15. Jahrhundert hatte das Patronat die Kurpfalz inne, die es 1477 den Herren von Bleichenbach zu Lehen gab. 1504 wurde es von Hanau gekauft. Vor der Reformation gehörte die Kirchengemeinde zur Diözese Mainz, kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes des Klosters Konradsdorf. Im Zuge der Reformation schlossen sich alle Landesherren des Ortenberger Kondominats der reformierten Richtung der Reformation an und damit auch Bleichenbach.
Einwohnerentwicklung
Bleichenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 852 | |||
1840 | 928 | |||
1846 | 833 | |||
1852 | 809 | |||
1858 | 765 | |||
1864 | 763 | |||
1871 | 750 | |||
1875 | 759 | |||
1885 | 754 | |||
1895 | 748 | |||
1905 | 768 | |||
1910 | 756 | |||
1925 | 781 | |||
1939 | 812 | |||
1946 | 1.317 | |||
1950 | 1.265 | |||
1956 | 1.115 | |||
1961 | 1.118 | |||
1967 | 1.180 | |||
1970 | 1.222 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2008 | 1.321 | |||
2010 | 1.586 | |||
2011 | 1.467 | |||
2014 | 1.564 | |||
2019 | 1.543 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Stadt Ortenberg:[7][2]; Zensus 2011[8] |
Ereignisse
1662 kam es im Hanauer Amt Ortenberg zu einer massiven Hexenverfolgung. Eine zentrale Rolle bei der Verfolgung der „Hexen“ spielte wahrscheinlich der Hanauer Amtmann Ludwig Geis.[9] Auch drei Frauen aus Bleichenbach, Maria Cröll, Maria Neun und die Hebamme Vei Ehewalt, wurden als Hexen hingerichtet und mit dem Schwert geköpft.[10]
Wappen
Am 21. Oktober 1963 wurde der Gemeinde Bleichenbach im Landkreis Büdingen, Regierungsbezirk Darmstadt, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Blau ein goldener Schrägrechtswellenbalken, beseitet oben von einem silbernen Eichenblatt und unten von einer silbernen Roggenähre.[11]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Evangelische Kirche Bleichenbach aus dem 16. Jahrhundert in barockem Stil mit Malereien von Isaak Koch
- Ehemalige Schule (Alte Schule)
- historischer Brunnen am Brauhausborn aus dem 18. Jahrhundert
- Brücken: Eine der Besonderheiten des Ortes sind die 12 Brücken, die über den gleichnamigen Bleichenbach führen.
- Aussichtspunkt am Guten Born
Freizeit- und Sportanlagen
- Am Pfarrhaus befindet sich ein Kinderspielplatz.
- Am Dorfrand befindet sich die Rudolf-Höhn-Sportanlage.
- Richtung Bergheim an der „Schönau“ gibt es zwei Angelteiche.
Verkehr
- Bundesautobahn 45 Dortmund–Aschaffenburg, Abfahrt Altenstadt und Florstadt;
- Bundesstraße 521, B 457 und B 275;
- Bleichenbach besitzt einen gleichnamigen Haltepunkt an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen.
Söhne und Töchter des Stadtteils
- Jörg Neun (* 1966), Fußballprofi u. a. bei Borussia Mönchengladbach
- Christoph Werner (* 1986), Fußballprofi u. a. bei 1. FC Kaiserslautern
Literatur
- Rudolf Höhn, Bleichenbach, eine heimatliche Umschau. In: Büdinger Geschichtsblätter IX/X, 1980–81, S. 241–300
- Heinz Wionski: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II. Stuttgart 1999, S. 384–392.
- Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 48.
- Peter Gbiorczyk: Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert. Shaker. Düren 2021. ISBN 978-3-8440-7902-9
- Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 61.
- Literatur über Bleichenbach nach Register In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Fotoreihe der 12 Brücken von Bleichenbach
- Webauftritt der Stadt Ortenberg.
- Bleichenbach. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Ortenberg, archiviert vom am 23. April 2016 .
- Bleichenbach, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Bleichenbach, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 30. März 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Einwohnerzahlen. In: Webauftritt der Stadt Ortenberg, abgerufen im Dezember 2020.
- ↑ Heinrich Meyer zu Ermgassen (Herausgeber): Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda, Band 1 (1995), Band 2 (1996), Band 3 (2007) und Band 4: Der Buchschmuck des Codex Eberhardi (2009), Marburg. ISBN 3770810449 (Bd. 1), ISBN 3770810597 (Bd. 2), ISBN 9783770813131 (Bd. 3), ISBN 9783863541378 (Bd. 4), Bd. 2, S. 334 f.
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 12. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 119 kB) § 5. In: Webauftritt. GGG, abgerufen im Dezember 2020.
- ↑ Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Ortenberg, archiviert vom am 30. Dezember 2019; abgerufen im Dezember 2020.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom am 27. Oktober 2020 . Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gbiorczyk: Zauberglaube, S. 286f.
- ↑ Gbiorczyk: Zauberglaube, S. 288.
- ↑ Hessischer Staatsanzeiger 44/1963, S. 1246
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