Bitlis

Bitlis
Wappen von Bitlis
Bêdlis.jpg
Fernansicht auf Bitlis
Basisdaten
Provinz (il):Bitlis
Koordinaten:38° 24′ N, 42° 6′ O
Höhe:1500 m
Einwohner:52.024[1] (2020)
Telefonvorwahl:(+90) 434
Postleitzahl:13 000
Kfz-Kennzeichen:13
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung:13 Mahalle
Bürgermeister:Nesrullah Tanğlay (AKP)
Postanschrift:Hüsrev Paşa Mah.,
Selahattin Eyyübi Cd. No:84,
13000 Bitlis
Website:
Landkreis Bitlis
Einwohner:70.344[1] (2020)
Fläche:1.064 km²
Bevölkerungsdichte:66 Einwohner je km²
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis
Hauptstraße im Zentrum

Bitlis (kurdisch Bidlîs, armenisch ԲաղեշBagesch oder ԲիթլիսBidlis, aramäisch ܒܝܬ ܕܠܝܣBeṯ Dlis) ist eine türkische Stadt in Anatolien. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Bitlis und auch Zentrum des zentralen Landkreises (Merkez). Die Kfz-Kennzeichen der Stadt und der Provinz beginnen mit der Ziffer 13. In Bitlis, der zweitgrößten Stadt der Provinz (nach Tatvan) konzentrieren sich 14,8 Prozent der Provinzbevölkerung.

Geografie

Bitlis liegt am gleichnamigen Fluss auf rund 1500 Metern Höhe und 25 Kilometer vom Vansee entfernt. Das enge Flusstal bildet die einzige Verbindung durch das Taurusgebirge zwischen dem Vanbecken und der Ebene von Diyarbakır. Daher hat diese Route eine große Bedeutung für den Handel und die Herrscher von Bitlis konnten von den Händlern Zoll erheben.

Der Landkreis wird im Süden von zwei Kreisen der Provinz Siirt begrenzt: (Baykan und Şirvan), die anderen Grenzen werden intern von den Kreisen Mutki, Güroymak, Tatvan und Hizan gebildet. Neben der Kreisstadt Bitlis gibt es noch eine weitere Stadt/Gemeinde (Belediye): Yolalan mit 3106 Einwohnern. Zudem existieren im Kreis noch 76 Dörfer (Köy) mit durchschnittlich 200 Einwohnern. 27 Dörfer haben mehr Einwohner als dieser Durchschnitt. Kireçtaşı (1206), Değirmenaltı (1120) und Arıdağ (1019 Einw.) sind die größten Dörfer, während das kleinste Dorf der Provinz (Kayalıbağ) seit einigen Jahren nur eine Einwohnerin hat. Die fortgeschriebene Bevölkerung des Landkreises Bitlis betrug am Jahresende 2020 genau 20,0 Prozent der Provinzbevölkerung, wobei der Landkreis hinter Tatvan der zweitbevölkerungsreichste ist. Die Bevölkerungsdichte (66,1 Einw. je km²) ist um ein Drittel höher als die der Provinz Bitlis (42,3).

Klimatabelle

Bitlis (1785 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
161
 
-1
-9
 
 
114
 
1
-8
 
 
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5
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12
3
 
 
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18
7
 
 
15
 
24
11
 
 
11
 
29
16
 
 
6.1
 
29
16
 
 
28
 
25
12
 
 
89
 
17
6
 
 
87
 
8
0
 
 
124
 
2
-5
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[2]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bitlis (1785 m)
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Max. Temperatur (°C)−0,90,95,011,717,524,028,929,324,816,57,92,0Ø14
Min. Temperatur (°C)−8,5−7,5−2,82,57,211,415,615,911,66,30,4−5,0Ø4
Temperatur (°C)−4,7−3,40,96,812,318,122,622,818,311,24,1−1,76Ø9
Niederschlag (mm)161,0114,3170,0136,6105,714,611,16,127,989,086,8123,5Σ1.046,6
Regentage (d)13,5511,5513,7313,0914,005,092,451,092,558,829,3612,45Σ107,73
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−0,9
−8,5
0,9
−7,5
5,0
−2,8
11,7
2,5
17,5
7,2
24,0
11,4
28,9
15,6
29,3
15,9
24,8
11,6
16,5
6,3
7,9
0,4
2,0
−5,0
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
161,0
114,3
170,0
136,6
105,7
14,6
11,1
6,1
27,9
89,0
86,8
123,5
 JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[2]

Bevölkerung

1814 lebten etwa 12.000 Menschen in Bitlis; eine Hälfte war muslimisch, die andere Hälfte stellten christliche Armenier. Im Jahr 1838 lag die Einwohnerzahl zwischen 15.000 und 18.000 – davon zwei Drittel muslimisch, ein Drittel armenisch, und eine kleine Minderheit syrischer Christen. 1898 wurde die Bevölkerung auf nahezu 30.000 geschätzt, darunter 10.000 Armenier und 300 Assyrer, der Rest muslimische Kurden, sowohl Aleviten als auch Sunniten.[3] Die Armenier hatten fünf Schulen für Jungen und drei für Mädchen.[4] Ein Drittel der Bevölkerung von Bitlis war vor dem Ersten Weltkrieg 1914 ethnische Armenier, die Mehrheit waren kurdische Muslime; zudem gab es Aleviten und nichtkurdische sunnitische Muslime. 1915, während des Völkermords an den Armeniern, töteten Türken und Kurden, geführt von Cevdet Pascha, etwa 15.000 Armenier in Bitlis.[5]

Bevölkerungsentwicklung

Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Bitlis sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[6]

JahrProvinzLandkreisStadt
abs.%abs.%abs.
2020350.99420,0470.34473,9652.024
2019348.11520,3170.69973,5752.015
2018349.39620,4671.50173,7352.721
2017341.47420,5570.16072,7951.071
2016341.22520,2969.22273,8551.118
2015340.44919,7967.37372,6548.948
2014338.02319,7466.73271,7947.904
2013337.15619,6066.09571,1247.008
2012337.25319,1964.72571,2446.111
2011336.62419,5165.67070,5146.301
2010328.76719,1162.81168,6343.109
2009328.48919,9665.55970,2646.062
2008326.89718,6660.99667,8841.404
2007327.88618,8461.78770,1743.359

Stadtentwicklung

Nachfolgende Tabelle gibt Auskunft über die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Stadt (Şehir), Kreis (İlçe) und Provinz (İl) Bitlis. Die Zahlen wurden den als PDF-Dateien veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählungen der angegebenen Jahre entnommen, abrufbar über die Bibliothek des TURKSTAT (TÜİK)[7]

Jahr20001990198519801975197019651960195519501945194019351927
Şehir44.92338.13036.07327.13725.05420.84218.72516.63615.00711.13710.77912.0029.99411.137
İlçe65.16968.13292.17477.29567.11256.92849.89042.94037.65130.95725.97226.89831.31930.957
İl386.678330.115300.843257.908218.305185.473154.069128.966111.18788.63471.95068.825– *88.634

* Als Teil der Provinz Muş

Geschichte

Die Geschichte der Stadt reicht weit zurück. Bitlis wird manchmal mit dem urartäischen Uiše gleichgesetzt, das unter anderem aus dem 8. Feldzug Sargons (714 v. Chr.) bekannt ist. Diese Gleichsetzung ist jedoch nicht unumstritten.[8] Der assyrische Name von Bitlis war nach einer Inschrift von Tiglat-pileser III. vielleicht Lusia.[9] In einer populären Legende, die auch von Şerefhan in seinem Geschichtsbuch Scherefname erwähnt wird, wurde die Stadt nach einem General des makedonischen Herrschers Alexander des Großen benannt. Dieser General namens Badlis gründete eine Festung an der Stelle der heutigen Stadt. Bis zur arabischen Eroberung im Jahr 641 war Bitlis ein armenisches Zentrum. Später blühte die Stadt unter den Seldschuken auf. Aus dieser Zeit stammt auch die Große Moschee (türkisch: Ulu Cami), die 1150 errichtet wurde. Bitlis wurde später unter dem kurdischen Stamm der Rozeki zu einem Fürstentum.

Im 15. Jahrhundert waren die Fürsten von Bitlis Vasallen der iranischen Safawiden. Nach der Schlacht bei Tschaldiran 1514 wurde Bitlis osmanisch. Doch die Fürsten wurden vom osmanischen Sultan bestätigt. Bis auf eine kurze Zeit der direkten osmanischen Verwaltung von 50 Jahren blieb Bitlis autonom. Bekannte Fürsten waren Şerefhan aus dem 16. Jahrhundert und Abdal Khan, unter dem Bitlis im 17. Jahrhundert aufblühte. Reiseberichte aus dieser Zeit gibt es von Evliya Çelebi und Jean-Baptiste Tavernier. Tavernier nannte Abdal Han als den mächtigsten kurdischen Fürsten, der weder den Sultan noch den Schah anerkannte. Evliya Çelebi nannte ihn einen Mann der „Tausend Künste“ (Hazārfann). 1847 endete das Fürstentum und Bitlis wurde direkt von den Osmanen regiert. Es wurde Hauptstadt des Vilâyets Bitlis.

Im Ersten Weltkrieg war Bitlis ein Schauplatz des Völkermords an den Armeniern. Allein am 25. Juni 1915 sollen 15.000 armenische Einwohner der Stadt Bitlis und der Umgebung ermordet worden sein.[10] Im August 1916 wurde Bitlis Frontstadt und war dadurch zwischen Osmanen und Russland heftig umkämpft.

1923 wurde Bitlis Teil der Republik Türkei. Seit 1936 ist Bitlis eine eigenständige Provinz.

Politik

Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde Hüseyin Olan von der Demokratik Bölgeler Partisi zum Bürgermeister gewählt. Nevin Daşdemir wurde Ratsmitglied. Gemäß der Parteipraxis fungierten sie als Co-Bürgermeister. Am 24. November 2016 wurden Olan und Daşdemir festgenommen und einen Tag später inhaftiert. Darauf ernannte der Innenminister den Gouverneur von Bitlis Ahmet Çınar zum Treuhänder der Stadt Bitlis.[11] Olan wurde 2017 zu 7,5 Jahren Haft verurteilt.

Söhne und Töchter der Stadt

  • İdris-i Bitlisî (1457–1520), osmanischer Historiker
  • Ihsan Nuri Pascha (1893–1976), kurdischer Soldat, Politiker und osmanischer Offizier
  • Fuat Sezgin (1924–2018), Orientalist
  • Metin Yüksel (Aktivist) (1958–1979), kurdischer islamistischer politischer Aktivist

Weblinks

Commons: Bitlis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Türkiye Nüfusu İl ilçe Mahalle Köy Nüfusları, abgerufen am 5. März 2021
  2. Resmi İstatistikler: İllerimize Ait Mevism Normalleri (1991–2020). Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, abgerufen am 25. Mai 2021 (türkisch).
  3. Harry F. B. Lynch: Armenia, Travels and Studies. Hrsg.: Longmans. 2. Auflage. London 1901, S. 151.
  4. armenisch: Anon. «Բաղեշ» (Baghesch). Armenische Sowjet-Enzyklopädie, Band 2. Armenische Akademie der Wissenschaften, Eriwan 1976; Seiten 254–256.
  5. Christopher J. Walker: The End of Armenian Taron and Baghesh, 1914–1916. In: Armenian Baghesh/Bitlis and Taron/Mush, Seiten 191–206.
  6. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 18. Mai 2019
  7. Bibliothek des TÜİK
  8. Oscar White Muscarella: The Location of Ulhu and Uiše in Sargon II’s Eighth Campaign, 714 B. C. Journal of Field Archaeology 13/4, 1986, S. 465–475
  9. D. J. Wiseman: A fragmentary Inscription of Tiglath-Pileser III from Nimrud. Iraq 18/2, 1956, 120
  10. Christopher J. Walker, The End of Armenian Taron and Baghesh, 1914–1916, in: Armenian Baghesh/Bitlis and Taron/Mush (Costa Mesa 2001), S. 191–206.
  11. TM: Gov't appoints trustee to Bitlis Municipality after removal of co-mayors | Turkish Minute. Abgerufen am 14. Juli 2018 (amerikanisches Englisch).

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Bitlis districts (with Van Gölü).png

Map of the districts of Bitlis province in Turkey. Created by Rarelibra 18:56, 1 December 2006 (UTC) for public domain use, using MapInfo Professional v8.5 and various mapping resources. Edited by One Homo Sapiens: Corrected text where İ,Ş,ı,ğ,or ş occurs in name. Source: [statoids-com]. Increased font size and enhanced color differences among adjacent districts.

Edited by Chumwa: Added Van Gölü
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