Bit, byte, gebissen

Sendeband „Bit, byte, gebissen“ vom 9. März 1987

Bit, byte, gebissen – das Computermagazin im Zündfunk war eine langjährige Sendereihe über Computertechnik und -kultur im Zündfunk des Bayerischen Rundfunks (BR). Sie ging am 7. Oktober 1985 um 18 Uhr auf Bayern 2 an den Start und war damit die erste Computersendung im deutschsprachigen Hörfunk, noch vor Chippie, dem hr2-Computermagazin. 1994 wurde Bit, byte, gebissen in Fatal Digital umbenannt. Ende Dezember 1999 stellte der BR die Sendereihe ein.[1]

Geschichte

Sendeablaufplan der Vorläufersendung vom 8. September 1984

Bit, byte, gebissen geht auf eine Idee des Journalisten Maximilian Schönherr und des damaligen Leiters der Redaktion „Jugendfunk“ im BR, Christoph Lindenmeyer, zurück. Der Arbeitstitel hieß: Zündfunk Terminal – Computer greifen an. Den finalen Titel erfand 1984 der Feature-Regisseur Nikolai von Koslowski. Am 8. September 1984 lief der zweistündige Prototyp für die spätere Serie. Unter anderem komponierte da Chris Hülsbeck live ein vierstimmiges Stück am C64-Heimcomputer. Auslöser für das Computermagazin war der Boom von Spiele- und später Heimcomputern bei Jugendlichen Anfang der 1980er-Jahre. Die Reihe startete 1985 als wöchentliche Kurzbeitrags-Ecke und wurde aufgrund großer Resonanz nach wenigen Wochen zum Halbstundenformat. Es war die erste ARD-Hörfunksendung dieser Art. Schönherr war Redakteur und Moderator bis zum September 1993. Dann übernahm Oliver Buschek die Reihe.

Mitschnitte mehrerer Sendungen auf Cassette[2]

Bit, byte, gebissen grenzte sich konzeptionell stark vom damals noch verbreiteten Schulfunk ab. Es verstand sich nicht als „Erklärmagazin“ für Computer-Unwissende und auch nicht als Bastelstube für Freunde des Lötkolbens, sondern vielmehr als Wegweiser durch eine neu entstandene Subkultur. Die knapp 400 Folgen umfassende Reihe erfüllte eine Art Chronistenpflicht, bei der sich einige Themen über die Jahre als Leitmotive herauskristallisierten: Hacken und Schwarzkopieren, Datenschutz, Computerspiele, Programmieren, Supercomputer und Vernetzung durch E-Mail und Chat. Zusammenfassende Schwerpunkssendungen fanden am Feature-Sendeplatz der Zündfunks statt und nannten sich Computer-Happening.

Jeffersons Computernächte, Manuskriptanfang 1986. Atari ST Screenshot

Regelmäßige Gäste waren Mitglieder des Chaos Computer Clubs und seines süddeutschen Pendants, der Gruppe um die Bayrische Hackerpost, des FIfF, Datenschutzbeauftragte, Programmierer und Jugendliche, die live im Studio via Modem mit den damals nur wenigen „Vernetzten“ chatteten. Als unregelmäßiges Element lief die Kurzgeschichtenreihe „Jeffersons Computernächte“, bei der ein stets übernächtigter Programmierer mit einer Frau zusammenlebt, die auch während ihres Schlafs über die digitalen Eskapaden ihres Lovers wacht.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Maximilian Schönherr war inzwischen in Köln zu dem Team gestoßen, das unter Federführung des Redaktionsleiters Wissenschaft Edgar Forschbach und des Journalisten Manfred Kloiber die wöchentliche Sendereihe Forschung Aktuell – Computer und Kommunikation im Deutschlandfunk ins Leben rief.
  2. Die Themen waren typisch für die ersten 10 Jahre der Sendereihe. Siehe die Beschreibung in den Wiki Commons

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bit, byte, gebissen– Mitschnitte mehrerer Sendungen auf Cassette.jpg
Autor/Urheber: Maximilian Schönherr, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Diverse private Mitschnitte der Rundfunksendung "Bit, byte, hebissen" im zweiten Programm des Bayerischen Rundfunks. Die Cassetten, zufällig aus meinem Archiv ausgewählt, von oben nach unten:

29. April 1991: W-30 Sampler; Roboter 6. und 20. Juli 1987: Raubkopien C64, Besuch bei Apple in Irland 15. September 1986: Der Bundeswettbewerb Informatik 30. Januar 1989: Mailbox-Live-Chat mit Phone-Ins 19. Februar und 5. März 1990: Krach bei TurboPascal-Entwickler Heimsoeth; Frauen in der IT, NASA-Software, Power Play Computerspiel 7. April 1986: Dan Bunten stellt sein Spiel Heart of Africa vor.

16. Januar 1989: Politische Mailboxen (wie LinkM), Chats; Nazi-Software
AtariST- Jeffersons Computernächte - 1986.jpg
Autor/Urheber: Maximilian Schönherr, Lizenz: CC BY 3.0
Screenshot des Textverarbeitungsbildschirms eines Atari ST Computers, darin zu sehen der Beginn des Texts einer Folge von "Jeffersons Computernächten". Jeffersons Computernächte war eine Kurzgeschichtenserie in "Bit, byte, gebissen – dem Computermagazin im Zündfunk", Bayerischer Rundfunk. Erfunden und geschrieben von Maximilian Schönherr.
Bit byte gebissen -1984 - Sendeablauf.jpg
Autor/Urheber: Maximilian Schönherr, Lizenz: CC BY 3.0
Sendeablaufplan der ersten reinen Computersendung im ARD-Hörfunk, Vorläufer der Serie "bit, byte, gebissen - das Computermagazin im Zündfunk". Erste von drei Seiten des Laufplans der Zweistundensendung am 8. September 1984, 14.00-16.00 Uhr, Zündfunk, Bayern 2, Bayerischer Rundfunk. Im Laufplan stehen oben die beiden Moderatoren und Entwickler des Konzepts der Sendung, Nikolai von Koslowski und Maximilian Schönherr. Der Laufplan enthält zahlreiche kurz vor Sendebeginn handschriftlich geänderte oder präzisierte Texte. Die Sendung diente als Test, ob das Thema trägt. Sie hieß noch nicht "bit, byte, gebissen", sondern "Bits, Bytes, Gebissen".
BitByteGebissenBandkarton.jpg
Autor/Urheber: Maximilian Schönherr, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bayerischer Rundfunk, Sendeband, Bit, byte, gebissen