Bise

Im Winter spritzt das Wasser des Genfersees, aufgepeitscht durch die Bise, über das Ufer und gefriert sofort.

Die Bise oder der Biswind ist ein im Südwesten des deutschen Sprachraums (Südbaden, Schweiz, Vorarlberg) bekanntes Wort für einen aus Norden, Nordosten oder Osten wehenden, schneidend kalten, trockenen und aufhellenden Wind.[1]

Die Fachsprache der Meteorologie dagegen beschränkt das Wort auf ein regionales Schweizer Windsystem, das nur im Schweizer Mittelland auftritt.[2] Der meist trockene, kalte Wind aus Ost bis Nordost im schweizerischen Mittelland wird von aus dem Nordosten Europas nach Mitteleuropa strömender Kontinentalluft gespeist, wenn im Europa nördlich der Schweiz hoher und im Mittelmeerraum tiefer Druck herrscht. Im Sommer bedeutet eine Bisenlage meistens schönes Wetter mit angenehm kühlen Temperaturen. Im Winter liegt in niederen Lagen häufig Hochnebel oder starker Dunst.

Wegen der sich gegen Westen hin verengenden Kanalisierung durch die Alpen und den Jura erreicht die Bise ihre grössten Stärken im Genferseeraum, wo bei klassischer Bisenlage nicht selten mittlere Windgeschwindigkeiten von 60 km/h und Böen­spitzen bis über 100 km/h registriert werden (bise noire). Am Bodensee ist die Bise schwächer und äussert sich als relativ kühler Nord- bis Nordostwind mit meist weniger als 6 Beaufort (40–50 km/h).

Das Wort Bise, erstmals in den Schriften Notkers III. von St. Gallen belegt, ist ein alemannisches Wort,[1] dessen Herkunft unsicher ist. Vermutlich gehört es zur Wortsippe von althochdeutsch bĭsōn ‚umher-, einherstürmen‘; Versuche, das Wort als Entlehnung aus dem Galloromanischen herzuleiten oder mit Brise zu verbinden, werden heute abgelehnt.[3]

Weblinks

Siehe auch

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Wiktionary: Bise – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Badisches Wörterbuch, Band I, Seite 238, Artikel Bise und Seite 239, Artikel Biswind; Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalte 1682 f., Artikel Bīs I (Digitalisat) und Band XVI, Spalte 520 ff., Artikel Bīswind (Digitalisat); Vorarlbergisches Wörterbuch, Band I, Spalte 363, Artikel Bise II; Deutsches Wörterbuch, Band 2V, Spalte 300, Artikel Bise.
  2. Radio SRF – Wie unterscheiden sich Nordwind, Nordföhn und Bise? (abgerufen am 25. März 2020).
  3. Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Band II. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen/Zürich, ISBN 3-525-20768-9, Sp. 106 f.; mit weiterführenden Literaturangaben. Die in älteren Drucken vorkommende etymologisierende Schreibung «Beisswind», die Anschluss an das Verb beissen sucht, ist volksetymologisch.

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Versoix et les rives du Léman gelées en février 2012.