Biosfera Val Müstair
| Biosfera Val Müstair | ||
|---|---|---|
| ||
| Lage: | Graubünden, Schweiz | |
| Besonderheit: | Naturpark | |
| Fläche: | 198,65 km² | |
| Adresse: | www.val-muestair.ch Via Val Müstair 33 7532 Tschierv | |
Die Gemeinde Val Müstair bildet seit 2011 einen Regionalen Naturpark mit dem Namen Biosfera Val Müstair sowie gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalpark und der Pflege- und Entwicklungszone Scuol das erste hochalpine UNESCO-Biosphärenreservat der Schweiz.
Lage und Abgrenzung
Die sechs Fraktionen Tschierv, Fuldera, Lü, Valchava, Sta. Maria und Müstair bilden seit dem 1. Januar 2009 die politische Gemeinde Val Müstair in der Region Engiadina Bassa/Val Müstair des Kantons Graubünden in der Schweiz. Dieser Teil des Münstertals (Val Müstair) ist der östlichste Teil der Schweiz und grenzt an den Vinschgau im Südtirol, Italien. Das Tal ist mit der übrigen Schweiz durch den Ofenpass verbunden, während das angrenzende Italien von Müstair nach Taufers oder über den Umbrailpass erreicht werden kann.
Die Gemeindefläche beträgt 198,65 km² und liegt zwischen 1225 und 3180 m ü. M. Der Perimeter des Regionalen Naturparks Biosfera Val Müstair umfasst das gesamte Gebiet der Gemeinde Val Müstair und beinhaltet ein Teilgebiet des Schweizerischen Nationalparks (Val Nüglia), diverse Landschaftsschutzgebiete, Auen, schützenswerte Ortsteile sowie das gesamte Wirtschafts- und Siedlungsgebiet.
Natur und Landschaft
Das Münstertal (Val Müstair) verbindet das Engadin mit dem Vinschgau im Südtirol. Das West-Ost-Tal senkt sich stufenweise von der Ofenpasshöhe (2149 m ü. M.) über Tschierv und Fuldera, dann über Valchava und Sta. Maria nach Müstair (1247 m ü. M.) und auf italienischem Boden weiter über Taufers nach Glurns hinunter. Im Süden grenzt eine Bergkette mit bis zu 3000 Meter hohen Gipfeln das Tal gegen Italien ab, wobei die Gipfelhöhe nach Osten kontinuierlich abnimmt. Der Piz Chavalatsch, östlichster Punkt der Schweiz, ist 2763 Meter hoch. Eine kontinentale Wasserscheide liegt zwischen dem Val Vau und dem Val Mora. Während der Rom (Einzugsgebiet 130,6 km²) das Val Müstair über die Etsch ins Adriatische Meer entwässert, fliesst die Aua da Val Mora (40 km²) via Spöl, Inn und Donau ins Schwarze Meer.
Geologisch liegt das Val Müstair im ostalpinen Deckensystem und ist in die altkristalline S-charl-Decke eingelassen. Die Region zeigt eine starke Aufsplittung in mehrere Kristallin- und Sedimentspäne sowie einen komplizierten Faltungsablauf mit ungewöhnlichen west- und südgerichteten Überschiebungen. Grosse Pakete der Sedimente sind schiefrig, zermürbt und daher leicht abtragbar. Die Seitenbäche führen daher viel Material ab, welches in der Talsohle in Form von Schuttkegeln abgelagert wird. Diese bedecken den Talboden fast vollständig und stellen für die Landwirtschaft günstige Standorte dar. Einen reichen glazialen Formenschatz präsentiert der auf 2400 m ü. M. gelegene Karsee Lai da Rims, in dessen Nähe zahlreiche Rundhöcker und abgeschliffene Gletscherriegel zu finden sind.
Klimatisch liegt das Val Müstair im Bereich der kontinental geprägten inneralpinen Trockenzone mit leichtem mediterranem Einfluss. Das Klima ist mild und regenarm. Auf 1400 m ü. M. liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei 5,6 °C, der Jahresniederschlag bei 800 mm. Noch geringer sind die Niederschläge im Alpenraum nur im benachbarten Vinschgau, im mittleren Wallis und im Aostatal.
Ziele des Regionalen Naturparks
Der ursprünglichen Idee, einen Regionalen Naturpark mit dem Namen Biosfera Val Müstair zu errichten, liegt das Leitbild Armonia jaura zu Grunde. Unter diesem Titel strebt die Talbevölkerung den Erhalt ihres Lebensraumes an. Es ist das erklärte Ziel, dass die Bereiche Gesellschaft, Kultur, Natur, Ökologie und Ökonomie sinnvoll zusammen wirken.
In der aktuellen Charta 2021-2030 des Naturparks sind folgende sieben Ziele formuliert:
1. Erhalt und Aufwertung der Qualität von Natur und Landschaft: Der Naturpark verfolgt das Ziel, die natürliche Vielfalt und die charakteristische Kulturlandschaft des Val Müstair langfristig zu erhalten und zu fördern. Dazu gehören der Schutz einheimischer Arten, die ökologische Vernetzung sowie die Pflege von Hecken, Trockenmauern und Einzelbäumen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Organisation von Landschaftspflegeeinsätzen.
2. Förderung des natur- und kulturnahen Tourismus: Der Naturpark entwickelt und vermarktet nachhaltige touristische Angebote, die regionale Wertschöpfung erzeugen und Besucherlenkung berücksichtigen. Kooperationen mit Beherbergungsbetrieben sind zentral und werden über Partnerprogramme gestärkt. Zudem sollen sanfte Mobilitätsformen gefördert werden.
3. Stärkung einer nachhaltigen Regionalwirtschaft: Durch die Zertifizierung und Vermarktung regional produzierter Produkte trägt der Park zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Lokales Handwerk und innovative Geschäftsmodelle werden unterstützt, ebenso Kooperationen zwischen Wirtschaftszweigen.
4. Förderung der regionalen Kultur: Die Biosfera Val Müstair versteht sich als Kulturraum des Rätoromanischen (Sprachvariante Jauer). Ziel ist der Erhalt und die Sichtbarkeit lokaler Traditionen, Kulturgüter und historischer Ortsbilder. Der Park koordiniert kulturelle Angebote, pflegt die Alltagskultur und bindet Bevölkerung und Gäste in ein lebendiges Kulturleben ein.
5. Förderung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung: Der Park bietet Bildungsangebote für Schulen, Kinder, Jugendliche, Bevölkerung und Gäste an. Ziel ist eine Sensibilisierung für die Themen Natur, Kultur und Nachhaltigkeit. Didaktische Materialien, Freizeitprogramme und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen gehören zu den zentralen Instrumenten.
6. Unterstützung von Forschung und Forschungszusammenarbeit: Die Biosfera Val Müstair fördert Forschung in den Bereichen Ökosysteme, gesellschaftliche Entwicklungen und nachhaltige Regionalentwicklung. Sie begleitet Forschungsprojekte und pflegt Kooperationen mit Hochschulen, Universitäten und dem Schweizerischen Nationalpark. Forschungsergebnisse sollen die Parkentwicklung aktiv unterstützen.
7. Management, Kommunikation und räumliche Entwicklung: Der Naturpark übernimmt Koordination, Kommunikation und organisatorische Aufgaben. Ziel ist ein professionelles Management, das Bevölkerung, Gemeinden und Partnerinstitutionen einbindet. Der Naturpark wirkt bei raumplanerischen Fragen mit, kommuniziert über vielfältige Medienkanäle und stärkt die Marke „Biosfera Val Müstair“.
UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair
Der Schweizerische Nationalpark, der Regionale Naturpark Biosfera Val Müstair und die Pflege- und Entwicklungszone Scuol bilden seit 2017 das UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair.[1] Das Reservat besteht aus einer Kernzone, einer Pflegezone und einer Entwicklungszone. Die Kernzone dient dem Naturschutz und ist von wirtschaftlicher Nutzung ausgeschlossen. Die Pflegezone soll störende Einflüsse auf die Kernzone beschränken und diese weitgehend umschliessen. Eine naturverträgliche und nachhaltige land- und waldwirtschaftliche Nutzung findet statt und steht im Einklang mit den Schutzzielen der Kernzone. Die Entwicklungszone dient als nachhaltig sich zu entwickelnder Siedlungs- und Wirtschaftsraum, in dem die Förderung des Naturnahen Tourismus und regionaler Produkte im Vordergrund steht. Das Val Müstair hat folgende Anteile an diesen Zonen:
- 8,29 km² bzw. 4,9 % befinden sich in der Kernzone,
- 86,34 km² bzw. 49,7 % in der Pflegezone und
- 104,00 km² bzw. 99,5 % in der Entwicklungszone.
Das Engadin hat folgende Anteile an diesen Zonen:
- 162.04, km² bzw. 95,1 % befinden sich in der Kernzone,
- 87,55 km² bzw. 50,3 % in der Pflegezone und
- 0,51 km² bzw. 0,5 % in der Entwicklungszone.
Der 170,3 km² umfassende Schweizerische Nationalpark liefert dem Biosphärenreservat die Kernzone, welche mit den Abgrenzungen des Nationalparks identisch ist. Die Pflege- und Entwicklungszonen liegen im Val Müstair und im Engadin. Die Gesamtfläche des Reservats beträgt 448,73 km². Die Anerkennung als Biosphärenreservat und die Verleihung des UNESCO-Labels erfolgte unter der Auflage, dass die Kernzone in Zukunft vollumfänglich von einer Pflegezone umgeben sein muss. Daher stellte die Gemeinde Scuol die nötige Pflegezone und einen kleinen Teil Entwicklungszone für die Vergrösserung des Biosphärenreservats und damit der Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat zur Verfügung. Seit dem 1. Januar 2016 ist die Gemeinde Scuol Kooperationspartner des Biosphärenreservats. Im Juni 2017 wurde das UNESCO-Label definitiv vergeben.
Weblinks
Einzelnachweise
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte der Schweiz (Confoederatio Helvetica)

